Schalke 04 in der sportlichen Talfahrt – Grabenkämpfe, Machtspiele und Rückgang der Clubidentität
Der FC Schalke 04 vollzog vor der laufenden Spielzeit 2019/2020 mal wieder einen Wechsel auf der Position des Chef-Trainers. Der Verein wollte mit diesem Wechsel Stabilität und Kontinuität auf den „Schleudersitz“ bringen. Das Problem auf Schalke sind u.a. große Altlasten. Die Erfolge und Ansprüche der Vergangenheit begleiten den Verein über Jahre. Die großen Zeiten wie z.B. Erfolge im DFB-Pokal, Meisterschaft und UEFA-Cup sind in weite Ferne gerückt. Der Verein befindet sich einer sehr ernsten Krise. Die Trainer haben keine realen Chancen auf Schalke etwas aufzubauen, da die Geduld fehlt und die Grabenkämpfe innerhalb der Clubstruktur zu groß sind. Ein Chef-Trainer auf Schalke hat keine Chance gegen die Altlasten anzukämpfen, zu groß sind die Müllberge in der Mannschaftskabine.
Es gibt Gründe warum langjährige Mitarbeiter gehen müssen und gegangen werden. Der Öffentlichkeit bekannte Personen waren u.a. Mediendirektor Thomas Spiegel und der langjährige Geschäftsführer Finanzen Peter Peters. Beide waren Alphatiere aus der Zeit von Rudi Assauer. Sie leisteten in letzter Zeit zu viel Widerstand gegen das System Tönnies.
Die Fans sehen sich nach dem ehemaligen Manager. Rudi Assauer verstand Schalke, aber auch die Basis um den Verein. Für Assauer waren Bevölkerung, Stadt, Mitarbeiter und Fans immer der Grundstein für die Ausrichtungsphilosophie des Vereins. Werte wie Maloche und Leidenschaft lebte der ehemalige Manager für die Zuschauer vollumfänglich vor.
Assauer besuchte Fan-Kneipen, Sponsoren, Fan-Shop und kommunizierte auch mit den kleinen Mitarbeitern des Vereins (Platzwart, Reinigungskraft und Fahrer). Assauer verstand die Basis des FC Schalke 04. Der Verein wurde als Malocher-Club gegründet. Der Verein lebte über Jahrzehnte von Arbeitern des Ruhrgebiets. Diese Mentalität zeigten auch viele Spieler wie Rost, Thon, Bordon, Mulder, Reck, Büskens, Sand oder Fischer auf dem Platz.
All die Namen und viele weitere Spieler waren Identifikationsfiguren für die Zuschauer in der Arena. Diese Figuren fehlen dem Verein, aktuell ist einzig Kutucu ein Spieler der bei der Basis glaubwürdig rüberkommt. Ein großer Teil des Teams wird als „Söldnertruppe“ bezeichnet.
Assauer verstand auch den Umbruch elegant zu lösen. Das alte Parkstadion hat 2001 ausgedient und wurde durch die legendäre „Arena auf Schalke“ ersetzt. Der Bau der Arena sorgte bei den Zuschauern für viel Unsicherheit (Ticket-Preise, neue Plätze, Dach über dem Kopf). Die Zuschauer hatten Angst um die Werte des Vereins.
Der Verein allerdings, insbesondere Assauer setzen sich mal wieder für die Basis ein. Der Umbruch gelang und der Verein feierte große Erfolge.
Clemens Tönnies ist seit Jahrzehnten eine Institution des Vereins. Tönnies lebt zweifelsohne seine Liebe zum FC Schalke 04. Das hat der „Macher“ alter Zeiten auch oft genug bewiesen. Der Fleischfabrikant hat sich oft in die Fankurve gestellt und singt bei jedem Heimspiel die Hymne des Clubs, aber auch das Steigerlied lautstark mit.
Der FC Schalke 04 genoss durch Tönnies jahrelang auch eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit.
Ein großes Problem ist nun aber der aktuelle Schuldenstand des Vereins und die Werthaltigkeit der Clubidentität.
Tönnies hat die Werte des Clubs mit seinem Rassismus-Skandal und den schlechten Arbeitsbedingungen in seinem Betrieb mit Füßen getreten. Ebenfalls soll der Umgang mit Mitarbeitern innerhalb des Clubs sehr, sehr kompliziert sein. Nur wenige kommen an das System Tönnies ran.
Dem Verein fehlt die Transparenz, um sich nachhaltig entwickeln zu können.
Übergelaufen ist das berühmte Fass, als der Verein sich von langjährigen Mitarbeitern aus dem Fuhrpark trennte. Mitarbeiter wie Rentner und Schwerbehinderte haben über Jahre die NLZ-Spieler des Vereins von A nach B gefahren, um sie sicher in ihrer Heimat abzusetzen. Diese Mitarbeiter sollen nun gegen einen großen Dienstleister ersetzt werden. Das Fahrpersonal würde somit wechseln und die Kontinuität, aber auch das Vertrauen zu den Fahrern würde verloren gehen. Gerade im Jugendbereich ist es wichtig, dass die Kinder einen serösen Umgang erleben.
Nun gibt es am heutigen Samstag eine große Demonstration gegen den aktuellen Aufsichtsratsvorsitzenden Tönnies. Viele Mitarbeiter und Funktionäre des Clubs sind bereits von der Personalie Tönnies abgerückt. Die anstehenden Aufgaben in sein Unternehmen werden ihm nicht die zeitlichen Kapazitäten ermöglichen, um seinen Verein FC Schalke 04 in der sehr schweren Phase auf Kurs zu bringen. Zu hoch wäre die „Doppelbelastung“, aber auch die Sanierung des Imageschadens.
Die Entwicklung auf Schalke darf gespannt beobachtet werden.