Erneuter Angriff der Bundesregierung auf das Igitt-Wort „Hartz IV“: Regierungs-Sprachwissenschaftler für Rechtssprache kreieren „ChaföG“
Das Igitt-Wort Hartz IV los zu werden, scheint ein Dauerauftrag der Bundesregierung an mehrere Ministerien zu sein.
Jetzt melden sich – ausgerechnet von der Gesellschaft für deutsche Sprache ausgeliehene – Sprachwissenschaftler aus dem Bundesministerium der Justiz im „Magazin für Soziales und Familie“ (http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Magazine/01MagazinSozialesFamilie/05/s-b-hartz-iv-gibt-es-im-gesetz-nicht-warum-chafoef-besser-gewesen-waere.html) mit einer neuen Stilblüte zu Wort. Offensichtlich vergaßen sie dabei, dass eben ihre Gesellschaft für deutsche Sprache Hartz IV im Jahre seiner künstlichen Geburt 2005 – durch den zwei Jahre später wegen Untreue in Tateinheit mit Begünstigung eines Betriebsrates verurteilten Ex-Automanager gleichen Namens – zum Wort des Jahres 2004 gekürt hatte.
Nach dem Motto – was schert uns unser Geschwätz von gestern – legt jetzt die Leiterin des Redaktionsstabes Rechtssprache beim Bundesministerium der Justiz, Stephanie Thieme, im Interview mit REGIERUNGonline, neue Karten auf den Tisch und stellt den Buchstabensalat „ChaföG“ als Alternative für „Hartz IV“ vor.
- „Wir haben wegen der inflationären Verwendung der Bezeichnung Hartz IV immer mal wieder überlegt, ob es einen neutraleren Begriff dafür gäbe,“ erklärt sie und fährt fort:
- „„Chancenförderungsgesetz“ und die Abkürzung „ChaföG““ wäre „eine denkbare Alternative“ ebenso wie „für die Bezeichnung „Arbeitslosengeld II“ (…) dann beispielsweise „Chancenförderungsgeld“.“
Wieder einmal kommt dann, wenn Leute von etwas reden, von dem sie nicht die geringste Ahnung haben, eine – vermutlich nicht ganz unbeabsichtigte – Regierungs-Täuschungs-PR heraus, die zum Himmel schreit. Oder können uns Regierungs-Beamte des Justizministeriums etwa erklären, worin die so genannten „Chancen“ bestehen sollen, wenn von Amts wegen und mit offensichtlichem Regierungs-Willen:
- Junge Menschen an einem ordentlichen Ausbildungsabschluss gehindert und in Sinnlos-Maßnahmen gesteckt werden?
- Erfolgreicher Aufbau einer Selbständigkeit für einen 1 €-Job an den Nagel gehängt werden soll?
- Die Verpflichtung unterschrieben werden soll, eine längjährige, sozialversicherungspflichtige Arbeit für ein Jobcenter-Angebot zu kündigen?
- Ein schwer kranker Dialyse-Patient – von der ihn behandelnden und mit ihm auf eine Transplantation wartenden Uniklinik für arbeitsunfähig erklärt – vom Amtsarzt, der noch nicht einmal Facharzt ist, dennoch unter Androhung von Leistungskürzung zu täglich sechsstündiger Arbeit verdonnert werden soll?
- Oder ein Diabetes-Kranker keinen Termin für seinen Weiterbewilligungsantrag bekommt und stattdessen von den Muskelmännern der Amts-Security so unsanft aus der Behörde gefeuert wird, dass er sich mit Verletzungen an Knie und Unterkiefer in ärztliche Behandlung begeben muss?
Die Beispiele von schikanöser Amts-Willkür statt Chancenförderung ließen sich endlos fortsetzen – das erfährt jeder täglich, der mit dieser Bundesagentur für Chancenverhinderung zu tun hat. Also doch wohl eher ChavehiG, Chancenverhinderungsgesetz?! Da bleibe ich doch lieber bei Hartz IV. Diese inhaltsschwere Wort-Marke hat sich landes- und weltweit einen so unmissverständlichen Namen gemacht – einen Namen für Demütigung, Schikane, Entmündigung und Ausgrenzung, eben Hartz IV.
Seien sie, liebe Regierungs-Verantwortliche, doch einfach nur mal ehrlich und lassen sie die Dinge bei dem Namen benannt, den sie verdienen! Bessern sie erst einmal die Zustände! Dann können wir gerne über einen schöneren Namen reden!
Wiesbaden, 08. Mai 2011
Brigitte Vallenthin
Presse
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