Duisburg, Schalke und Co. – Fußball im Ruhrgebiet
Deutschland ist eine Fußballnation. Die Faszination für das Spiel mit dem runden Leder vereint junge und alte Menschen über soziale und gesellschaftliche Unterschiede hinweg. Das gilt insbesondere für das Ruhrgebiet, wo der Fußball bzw. der eigene Verein schon den Status einer Ersatzreligion einnimmt. Selbst der Spiegel hat sich mit Mythos Fußball in dieser Region beschäftigt. Noch heute haftet dem Fußball im Westen das Image des „Malocherfußballs“ mit kämpferischen Tugenden an. Tatsächlich hat das Ruhrgebiet einige große Traditionsvereine hervorgebracht, von denen heute zwar nur noch die wenigsten erstklassig spielen. Doch auch in den Niederungen des Amateurfußballs können sich Essen, Oberhausen und Co. noch über eine große Anhängerschaft freuen. Wir schauen, in welchen Ligen die Pott-Clubs derzeit unterwegs sind.
Drei Clubs in Liga 1
In der Zeit um die Jahrhundertwende entstanden die ersten Fußballvereine im Ruhrgebiet. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich der Fußball dann zum Spiel der Massen. In die 20er und 30er Jahre fallen auch die ersten großen Erfolge des FC Schalke 04. Alle sechs Meisterschaften der Königsblauen stammen aus der Zeit bis 1942. Auch heute noch gilt der FC Schalke als einer der größten Clubs Deutschlands. Vor allem die tiefe Rivalität zum Reviernachbarn Borussia Dortmund ist weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus berüchtigt. Das Revier-Derby zwischen Schalke und Dortmund gehört zu den emotionalsten Derbys in der Fußball-Welt. Auch wenn der BVB den Knappen sportlich enteilt ist und mit einer Quote von 1,40 bei Betway (Stand: 11.1.) einer der Topfavoriten auf die CL-Ränge ist, bedeutet der Sieg im Derby beiden Fanscharen alles. Mit dem VfL Bochum ist seit 2021 wieder ein dritter Ruhrgebiets-Club in der Bundesliga vertreten. Somit konnten sich die Fans in der Saison 2021/22 trotz des Abstiegs von Schalke 04 über ein „kleines Revierderby“ zwischen dem VfL und dem BVB freuen.
Zwei Traditionsvereine in der 3. Liga
Dank des direkten Wiederaufstieges der Schalker zur aktuellen Saison sowie dem Klassenerhalt der Bochumer geht in dieser Saison erstmals seit langer Zeit kein Ruhr-Club mehr in der 2. Liga an den Start. Dafür sind mit dem MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen gleich zwei große Traditionsclubs aus der Region in der 3. Liga unterwegs. Der Meidricher SV aus Duisburg gehörte sogar zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga und avancierte direkt in der ersten Saison 1963/64 zum Vize-Meister. In den 1990er Jahren entwickelte sich das Team einer Fahrstuhlmannschaft und geriet durch die Abstiege in finanzielle Schwierigkeiten. 2018 erfolgte dann der Zwangsabstieg. Seitdem spielen die Zebras in der 3. Liga. Wesentlich erfolgreicher ist da schon die Frauen-Fußball-Abteilung des MSV. Die Damen sind letztes Jahr sogar Vize-Meister geworden. Aber auch in der 3. Liga können die Fans seit dieser Saison einen echten Ruhrgebiets-Klassiker genießen. Denn mit dem Aufstieg von RW Essen spielt nun ein weiterer Traditionsclub aus der Nachbarschaft in Liga 3. Die großen Erfolge mit Meisterschaft und DFB-Pokal liegen zwar schon über ein halbes Jahrhundert zurück, doch die Geschichte von Rot-Weiss spricht für sich.
Ehemalige Bundesligisten in der Regionalliga
Auch die Regionalliga West ist gespickt mit großen Namen. Zweifelsfrei dazu gehören die beiden Vertreter aus dem Ruhrgebiet, Rot-Weiß Oberhausen und SG Wattenscheid 09. Beide Vereine haben bereits in der Bundesliga gespielt. Doch auch diese beiden Clubs blieben nicht von den Veränderungen im Profifußball verschont und gerieten ebenfalls in finanzielle Schwierigkeiten. Sowohl für Oberhausen als auch Wattenscheid ging es zwischenzeitlich bis in die 5. Liga. Während Oberhausen in der vergangenen Saison sogar an der 3. Liga geklopft hat, ist Wattenscheid nach zwei Jahren in der Oberliga zurück in der vierthöchsten Spielklasse.
Fankultur im Ruhrgebiet
Wie bereits erwähnt, geht die Bedeutung des Fußballs im Ruhrgebiet weit über die Begegnungen am Wochenende hinaus. Viele Fans stellen die Liebe zum Verein in den Mittelpunkt ihres Lebens. Wenig überraschend sprechen die Anhänger von Borussia Dortmund beim Signal Iduna Park von ihrem „Tempel“. Vor allem in den 1960er und 70er Jahren entwickelten sich im Ruhrgebiet regelrechte Fanszenen. Der VfL-Fanclub „Bochumer Jungen“ gilt beispielsweise als einer der ersten deutschen Fanclubs. Und auch die Anhänger von Borussia Dortmund haben sich mit ihrer „gelben Wand“, der Südtribüne in Dortmund, ein eigenes Denkmal gesetzt.
Fest steht, dass der Fußball im Ruhrgebiet schon so manchen Wandel durchlaufen hat. Und auch wenn für die meisten Vereine die ganz großen Zeiten schon einige Jahrzehnte zurückliegen, ist die Anziehungskraft von Traditionsclubs wie MSV Duisburg, Rot-Weiss Essen oder SG Wattenscheid ungebrochen. Denn der Fußball ist im Ruhrgebiet weit mehr als nur ein Spiel.