MSV Duisburg: Die Vereinsführung zieht Bilanz
Der MSV Duisburg lud am heutigen Dienstag die Medienvertreter zu einem Jahresabschluss-Gespräch in Schauinsland-Reisen-Arena ein. MSV-Sportchef Ralf Heskamp, die Geschäftsführer Thomas Wulf und Peter Mohnhaupt und auch Präsident Ingo Wald stellten sich den kritischen Fragen der Presse und zogen Bilanz zum krisengeplagten Jahr 2022.
Präsident Ingo Wald bilanzierte zu Beginn: „Wir hatten ein durchaus turbulentes Jahr. Im 1. Halbjahr mit der Saison 2021/2022 und im 2. Halbjahr mit Saison 2022/2023 waren wir durchaus Krisengeplagt und haben sofort reagiert. Es hat sich personell durchaus einiges getan. Die sportliche Leitung wurde mit Cheftrainer Torsten Ziegner und Ralf Heskamp neu installiert. Hinzu kamen ein neuer Co-Trainer und das Scouting wurde ausgebaut. Mit Ulf Schott im Vorstand haben wir einen durchaus kompetenten und erfahrenen Berater an unserer Seite. Insgesamt kann man sagen, das der Verein auf einen guten Weg ist und wir auf dem besten Weg sind, die gesetzten Ziele für 2023 erreichen zu können. Mit dem Blick auf das anstehende Jahr 2023 wünsche ich mir von der sportlichen Leitung, dass wir den nächsten Schritt gehen können und mutiger in allen Bereichen des Vereins auftreten. In der letzten Zeit haben wir uns deutlich zurück gehalten, hatten Angst Fehler zu machen. Wir sollten durchaus den Mut haben Fehler zuzulassen, klarer werden und aus diesem Dauer-Krisenmodus heraus kommen. Einfach heraus brechen können und wieder stabiler werden. Zum Weiteren wünsche ich mir ein besseres Image für Duisburg. Wir müssen das Bild und Image der Stadt Duisburg müssen wir nach außen hin stärken . Wenn Besucher in diese Stadt einkehren, müssen diese auch wissen, dass hier der MSV Duisburg hier spielt. Dies sind meine Wünsche zu Weihnachten und für das neue Jahr. Das Schöne daran ist, wir können es selbst bestimmen und daran arbeiten.“
Ralf Heskamp ergänzte: „Wir sind froh, dass wir 2022 den Klassenerhalt geschafft haben. es gab mit dem Austausch der Personalien intensive Gespräche. Man stand dauerhaft im Austausch. Was muss man ändern, wie kann man sich besser aufstellen? Unsere Spieler-Scouts haben ihr Augenmerk nicht nur auf die Spieler in der Bundesliga gelegt, sondern sind auch mal über die Grenzen hinaus gegangen wie zum Beispiel in die Niederlande, Belgien und die Schweiz. In diesem Punkt haben wir uns deutlich verbessert. Im Spielerbereich konnten wir die Defensive verbessern. Was uns weniger gelang zu optimieren, war die Offensive. Dies werden wir nun stärken, ohne die andere Seite zu vernachlässigen. Für diese Saison war es jetzt nicht schlecht, aber auch ehrlich gesagt nicht sonderlich gut gelaufen. Da müssen wir nun drauf aufbauen und die sich darauf aufgebauten Unruhen heraus bekommen. Nun ist etwas Ruhe drin und wir können hoffentlich vernünftig weiter arbeiten.“
Geschäftsführer Peter Monhaupt: „Mut und Sichtbarkeit sind ganz gute Stichpunkte für das nächste Jahr. Ich bin froh, dass wir in diesem Jahr alle Trikot-Flächen und Logen verkauft bekommen haben. Wir sind mit Trinkgut, 28 Black und Pape haben wir starke Partner gefunden, mit denen wir nicht nur gut aufgestellt sind, sondern auch breit sichtbar gemacht sind.“
Geschäftsführer Thomas Wulf: „In dem Bereich der Finanzen können wir nur unseren Job machen und uns an den entsprechenden „Leitplanken“ orientieren. Es macht mich schon froh, eher stolz, dass wir zum wiederholten Mal das Thema Planungs-Qualität ausgezeichnet bekommen. Die andere Belohnung für mich ist das Saison-Ergebnis. Ok, dass kann man in Maßen beeinflussen, doch das hängt am Ende von zahlreichen Faktoren ab.“
Wie schaut es mit den Unruhen im Verein aus? Wie steht es um den Streit mit Schauinsland-Reisen?
Ingo Wald: „Wir sind in Gesprächen mit Herrn Gerald Kassner (Geschäftsführer von Schauinsland-Reisen, Anm. d. Red.), die sehr positiv verlaufen. Herr Kassner hat ganz klar signalisiert, dass er den MSV nicht fallen lassen und weiter unterstützen wird. Von daher sind wir sehr zuversichtlich. Mitte Januar werden wir uns wieder treffen.“
Ist die Personaldebatte um Herrn Heßkamp dann zunächst vom Tisch?
Ingo Wald: „Das ist kein Thema. Die Infragestellung war nie gewollt und ist auch vom Tisch.“
Zum Thema Schott und Sichtbarkeit: Das neue Vereins-Konzept entsprach nicht den Wünschen was sich Schauinsland und Herr Rüttgers für den Verein gewünscht hatten. Hätte in dem Streitfall der sportliche und strategische Berater mit einspringen müssen?
Ingo Wald: „Man hätte es machen können, aber Herr Schott ist beruflich sehr viel im Ausland unterwegs. Es gibt durchaus viele Gespräche, an denen er mit teilnimmt. Er nimmt an vielen Gesprächen mit dem Trainerstab und dem Team teil. Wer die Einhaltung des Konzeptes diskutiert unterliegt der sportlichen Leitung. Von daher ist meiner Meinung nach Schott mit seiner Meinung, Wahrnehmung und Expertise sehr wichtig. In den bisher geführten Gesprächen hat er uns immer signalisiert, dass er das Konzept a) für richtig hält und b) keine Veranlassung sieht gegen das Konzept in der Vergangenheit gearbeitet worden ist.“
Hätte da nach außen hin viel mehr Rückendeckung und von seitens Ulf Schott kommen müssen?
Ralf Heskamp: „Ich habe diese Rückendeckung deutlich gespürt. Ich selbst telefoniere sehr oft mit Herrn Schott. Wir stehen im ständigen und auch oft kritischen Austausch.“
Ingo Wald: „Schott ist bereits seit mehreren Wochen in Katar unterwegs. Er ist bereits vor der WM angereist und arbeitet dort präventiv für den Verein im Bezug auf Spielerbeobachtung. Aus diesem Grund habe ich ihn an manchen Tagen erst gegen 22 Uhr in den Abendstunden erreichen können.“
Zum Thema Unruhe im Verein. Wie steht es um die Personalie Rüttgers?
Ingo Wald: „Im Moment sprechen Herr Kassner und ich, wir halten das auch bewusst auf dieser Ebene. Das man hinterher in einer größeren Runde zusammenkommt, davon ist auch auszugehen. Es wird aber auch noch ein Gespräch mit Herrn Rüttgers geben. Im Moment führen wir nur Gespräche mit der oberen Ebene. Wir werden uns sicherlich nicht dauerhaft aus dem Weg gehen.“
Es steht in naher Zukunft die nächste Mitgliederversammlung an. Wird ein Ingo Wald wieder kandidieren?
Ingo Wald: „Das ist eine gute Frage. Darf ich diese weiter geben? Ich werde mir über Weihnachten mal Gedanken darüber machen.“
Der Verein ist bereits seit Jahren im „Umbau“. Es wird von Entwicklungen usw. gesprochen. Der Verein scheint aber an Stelle festgefahren zu sein. Andere Vereine hatten die gleichen Voraussetzungen, sind jedoch erfolgreicher und haben Kontinuität. Warum gelingt das dem MSV Duisburg nicht?
Ingo Wald: „Ich tu mir ehrlich gesagt immer ein bisschen schwer mit dem Vergleich zu anderen Vereinen. Die einen können es, die anderen nicht. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen unter die die Vereine gesetzt sind. Wir haben in der Vergangenheit sicherlich nicht immer in vielen Dingen die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich kann für meine Kollegen in den unterschiedlichen Gremien sprechen und betonen, dass wir in den Momenten, wenn wir Entscheidungen zu treffen hatten, überzeugt waren, das dies die beste Entscheidung für den MSV Duisburg war. Dass es dann hinterher aufgrund bestimmter Umstände nicht immer so funktioniert hat, wie es sollte, dann ist es nun mal so. Wir sind aber nicht die einzigen, die es nicht schaffen. Wie schwer und komplex Fußball und Vereinsführung ist, sieht man deutlich an Vereinen, die in den Ligen durchgereicht werden. Als Beispiel sei hier Würzburg zu benennen. Ich kann bestätigen, dass dort keine dummen Menschen gearbeitet haben. Doch sie haben an der einen oder anderen Stellschraube gedreht. Fußball ist nicht planbar wie ein Wirtschaftsunternehmen. Das Fußball-Business habe auch ich innerhalb einiger Jahre mühsam erlernen müssen. Es gibt hunderttausende Dinge, die Einfluss haben. Es gibt da ein Thema, was mir ewig hinterher hinken wird. Es ist unser verpasster Aufstieg. Wir sind mit einem kleinen Kader in die Saison eingestiegen. Uns war bewusst, dass es zu erheblichen Problemen führen wird, wenn es zu Verletzungen kommt. Wir wollten mit dem kleinen Kader höher ins Regal greifen. Andere Vereine, wie zum Beispiel Braunschweig sind mit einem deutlich größeren Kader in die Saison eingestiegen. Dann kam Corona, Braunschweig versuchte zunächst einige Spieler abzugeben. Es gelang ihnen nicht, durch die große Verunsicherung mit Corona. Und wer ist letzten Endes aufgestiegen? Braunschweig. Der Kader war groß genug um einen Kader für die Heimspiele aufzustellen und einen Kader für die Auswärtsspiele. Der Verein konnte so besser variieren und somit Verletzte und Ausfälle kompensieren. Wir mussten einfach mit einem kleinen Kader weiter durchspielen, die englischen Wochen bewältigen. Das hat erheblich an der Substanz gezerrt. Hätten wir zum Schluss in München das 2:2 nicht kassiert, wären wir als Meister der 3. Liga aufgestiegen. So eng liegen viele Dinge beieinander. Durch dieses Ausgleichstor sind wir auf den 4. Tabellenplatz abgerutscht. Planbarkeit, Glück und Pech ist alles gegeben. Das wir gewollt sind das Optimum für den Verein zu erzielen, sei gewiss. Wir entscheiden nicht aus Willkür.“
Auf der Jahreshauptversammlung wurde eine Powerpoint-Präsentation vorgestellt, deren Inhalte teilweise erschreckend waren. Die von Ihnen dargelegten Anforderungen: Positionen doppelt besetzen zu wollen, Willensstärke auszubauen, den Gesundheitsbereich auszubauen sind Voraussetzungen eines jeden Vereines. Also nichts besonderes. Das der Standort Potential habe sei eine Floskel. Warum wird kein richtiges Konzept vorgelegt?
Ralf Heßkamp: „Ich bin hier ganz anderer Meinung. Wir haben ein vernünftiges Konzept. Wir haben geguckt, was unserer Meinung nach in der Vergangenheit gut und was schlecht gewesen war. Das, was schlecht gelaufen ist haben wir versucht zu verbessern. Ich hab die Erfahrungen gemacht, dass jemand der eine wahnsinnige Powerpoint-Präsentation gemacht hatte fachlich versagt hat. Und dann haben wir die, die eine nicht so gute Powerpoint-Präsentationen ausgearbeitet haben aber fachlich gute Arbeit leisten. Das, was wir auf der Mitgliederversammlung präsentiert haben, war kein richtiges Konzept. Wir haben lediglich dargelegt, was wir gemacht haben und was wir versucht haben zum ändern. Es ist uns nicht alles gelungen, aber vieles haben wir umsetzen können.“
Ingo Wald: „Ich bin mit meiner Meinung nahe bei Herrn Heßkamp. In der Präsentation wurden nur Auszüge gezeigt. Auszüge aus einem Konzept, welches wir vor über 3 Jahren erstmalig klar ausformuliert haben. Als dann Torsten Ziegner und Ralf Heßkamp dazu gestoßen sind, haben wir gemeinsam das Konzept nachjustiert. Ein solches Konzept ist nicht in Stein gemeißelt. Wir werden es immer wieder nachjustieren und den aktuellen Gegebenheit gemäß anpassen. Das Konzept erstreckt sich auf über 40 Seiten. Es eignet sich nicht in Gänze auf einer Jahreshauptversammlung vorzustellen. So spannend können wir dieses dann auch nicht präsentieren. Und es ist zu betonen, dass wir mit diesem Konzept den Fußball nicht neu erfunden haben. Ein Konzept hat jeder Verein. Es enthält Richtlinien und Leitplanken zwischen denen sich die sportliche Leitung bewegen kann. Es ist ein lebendiger Prozess. Und man muss zusehen, dass man dies auch umsetzt. In keinen anderen Verein, ist „Konzept“ ein Schlagwort ist, wie bei uns. Das haben nur wir geschafft. Kein anderer Verein wird damit ein solches Problem haben, wie wir.“