Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage: Auf Armin Schneider folgt Rainer Bischoff
Über zehn Jahre lang war Armin Schneider der Bündnissprecher und ehemaliger Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg. Ende vergangenen Jahres verabschiedete er sich in den Ruhestand. Seine Nachfolge beim Bündnis tritt Rainer Bischoff als neuer Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage an. Der Landtagsabgeordnete der SPD wurde einstimmig gewählt.
Dem Bündnis für Toleranz und Zivilcourage gehören mehrere Gewerkschaften, die Kirchen, die jüdische Gemeinde, Vereine und kommunale Organisationen an, „aber auch einzelne Stadtgrößen, wie zum Beispiel der Oberbürgermeister“, betonte Rainer Bischoff. Im Februar 2020 hatte das Bündnis zuletzt noch zu Protesten gegen die AfD aufgerufen, als sich der Thüringer FDP-Vorsitzende mit den Stimmen der rechtspopulistischen Partei zum Ministerpräsidenten hatte wählen lassen. Dann kam die Pandemie. „Dadurch sind auch die Aktivitäten von Rechten auf der Straße zurückgegangen, weswegen das Bündnis weniger präsent war“, sagte Rainer Bischoff. Doch Antisemitismus und Rassismus haben in den sozialen Netzwerken um so mehr zugenommen.
„Armin Schneider ist es wichtig, dass auch die evangelische Kirche Teil des Bündnisses ist. Allerdings ist er der Meinung, dass ihr Vertreter jemand sein sollte, der auch innerhalb der Kirche ein Mandat hat“, erklärt Bischoff. Er selbst beabsichtige bei der Landtagswahl im kommenden Jahr aus Altersgründen nicht mehr anzutreten. In seiner Parteizugehörigkeit sieht er für das angetretene Amt kein Problem: „Das Bündnis ist überparteilich und dies solle der neue Sprecher auch widerspiegeln.“ Rainer Bischoff ist nun der vierte Sprecher des Bündnisses, welches im Jahr 2000 nach einem antisemitischen Mordanschlag in Düsseldorf-Wehrhahn gegründet wurde. Rainer Bischoff gehört als damaliger Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Duisburg zu einem Gründungsmitglied des Bündnisses. Ein wesentlicher Grund, weshalb man sich intern auch für ihn als Nachfolger einigte.
Der Corona-Pandemie sei es geschuldet, dass es etwas still um das Bündnis geworden sei. Doch da sich die Inzidenzwerte rückläufig zeigen, wird man diesen Umstand wieder ändern, versprach Rainer Bischoff voller Tatendrang. Gewählt sei er für die nächsten drei Jahre. Das Bündnis beabsichtige wieder mehr Präsenz zu zeigen. „Wir agieren zumeist auf der Straße, was in den vergangenen anderthalb Jahren nicht möglich war“, sagte Bischoff. Er kündigte bereits Veränderungen an. Nach den Sommerferien wollen die Aktiven ihre Arbeit gegen Antisemitismus und Rassismus, die unter dem Dach der „unsozialen Medien“, wie Bischoff sie bezeichnet, gemeinsam aufnehmen. „Durch die Anonymität die man sich in diesem Sektor wahren kann, ohne mit Konsequenzen rechnen zu können, habe sich der Antisemitismus und auch der Rassismus stärker in die Gesellschaft positionieren können. Vor der Digitalisierung wäre dies undenkbar gewesen“, mahnte Bischoff auch mit Blick auf die Entwicklung der AfD. „Darüber wollen wir in den Schulen und mit der Gesellschaft sprechen, diskutieren und prophylaktisch agieren.“
Man beabsichtige aber nicht nur die Aufklärungsarbeit in Schulen zu leisten. Man plane auch Geschäftsleute mit zu involvieren. Unterstützt und mit organisiert wird das Bündnis durch Bulut Surat, Gewerkschaftssekretär des DGB und Geschäftsführer des Bündnisses. „Es ist immer schwierig, die Menschen zu mobilisieren, weil die Betroffenheit fehlt, wenn nicht grade etwas Schlimmes passiert ist. Deswegen wollen wir wieder stärker in die Schulen gehen und Bildungsarbeit leisten. Wir wollen aufklären, was Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind, wir wollen das Thema platzieren und vorangehen“, sagt Bulut Surat.
Noch stärker möchte man hier die sozialen Media werde künftig mit einbeziehen. Eine Präsenz haben die Pandemie kaum möglich gemacht. „Wir haben den Kontakt zu vielen Leuten, die wir sonst auf den Straße angetroffen haben, verloren. Die wollen wir nun wieder mit einbinden“, sagte Bischoff. „Wir können viel Power auf die Straße bringen, in dem wir Aktionen anbieten, an denen viele Menschen teilnehmen können, denn sie sollen sich beteiligen, sei es bei an Wahlen oder am Diskurs“, glaubt Surat.