Die EP One-Day-Stand
Helge Bol hat in der Corona-Zeit eine neue EP vorgestellt, die eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Virus und seinen Mutationen bietet. Die EP enthält 8 Stücke, ‚Flute Adventures‘, zum Teil begleitet von Piano und/oder Streichern. Zur Anwendung kommt sein Konzept der Multiskalen, die den gesamten westlichen 12-Ton-Raum umfassen, aber nicht zu Einschränkungen führen. Es gibt keine außermusikalischen, keine sozialen Normen, die Einfluss ausüben.
Die vorherrschende Stimmung in der Pandemie kann als melancholisch bis niedergeschlagen bezeichnet werden, besonders in der Kultur- und Kunstbranche, die teils der Freizeitwirtschaft teils der Medienindustrie zugeordnet wird. Es sind jedoch weniger die politischen Entscheidungen, sondern primär die Eigenschaften der Viren, die zu den Emotionen Anlass geben. Dies wird auch musikalisch deutlich:
Zentral enthält die EP sechs ‚One-Night-Stands‘ (1-6). In allen diesen tritt eine depressive Grundstimmung hervor, doch im letzten dieser Stücke (6) geschieht etwas besonders. Es bricht plötzlich mit einem mehrfachen Spucken ‚unspektakulär‘ ab. Den Angaben des Komponisten nach kommt es zu einem Blutspucken, was durchaus möglich wäre.
Eingerahmt werden die sechs ‚One-Night-Stands‘ von zwei ‚FluteChambers‘ (3-4), wobei das zweite ‚Chamber‘ mehrere Versuche eines Neubegins dokumentiert, die jedoch alle durch heftigen Percussion-Einsatz unterbunden werden.
Insgesamt erzählt Helge Bol gleichsam eine musikalische Geschichte der Ausweglosigkeit in der Pandemie, lediglich der Tod bleibt außen vor.
Die EP ist bei Bandcamp erschienen: https://helge-bol.bandcamp.com/album/one-day-stand