BarCampRuhr 5: Digitale Vielfalt mit analogem Charme
Das BarCampRuhr fand zum 5. Mal im UPH in Essen statt. Die Unkonferenz in diesem Jahr stand eigentlich unter dem Motto der „Mobile Apps“. Allerdings: Nur wenige Veranstaltungen widmeten sich gänzlich diesem Thema.
Zu Beginn des jeweiligen Tages ist der Sessionplan ein unbeschriebenes Blatt oder wie beim BarCampEssen eine noch nicht zugeklebte Fensterscheibe. Während die 180 Besucher im Dachgarten auf den Veranstalter Stefan Evertz warten, der das BarCamp organisiert und eröffnet, werden schon die ersten Sessionvorschläge diskutiert. Das generelle Thema der Unkonferenz: „Mobile Apps“ – das BarCampRuhr ist allerdings auch bekannt dafür eine reiche Themenvielfalt zuzulassen. Dementsprechend ist nach der kurzen Einführung von Organisator Stefan Evertz das Angebot genau das: Vielfältig. Ob später am Tag das Schlagzeug in einem der Räume bearbeitet wird, Anfänger in die Kunst der Jonglage eingeführt werden, es um die Frage geht wie man sich richtig ernährt, sich Unix-Admins untereinander austauschen – all diese Themen werden morgens im Podium vorgestellt. Nach und nach füllt sich der Sessionplan mit weißen beschrifteten Zetteln. Dass dabei die für einen interessanten Veranstaltungen auch ab und an parallel zueinander laufen ist kein Problem: Sessionhopping ist bei Barcamps erlaubt und gerne gesehen.
„Ist der Checkin-Point heute eigentlich den ganzen Tag besetzt?“, fragt Stefan Evertz – nein, da klaffe noch eine Lücke meldet man aus der Orga. Der nächste Satz von Evertz wäre bei einer normalen Konferenz wohl nicht gefallen: „Ich überlasse es dann mal der Community, sich um 16:00 Uhr einzufinden.“ Was dann tatsächlich auch klappt. Auch um 16:00 Uhr werden Neuankömmlinge mit allem ausgestattet, was man für ein BarCampRuhr braucht. Namensschild, T-Shirt und vor allem für Neueinsteiger wichtig: Der Überblicksplan über das Unperfekthaus. Wer sich hier nicht auskennt kann sich tatsächlich verlaufen oder zumindest ein wenig irritiert durch die Stockwerke irren. Dass der Raum 404 allerdings als „Room Not Found“ bezeichnet wird, ist einer der Running Gags des BarCampRuhr – die Bezeichnung bezieht sich auf die Fehlermeldung, die angezeigt wird wenn eine Webseite nicht gefunden wurde. Das muss man als Neueinsteiger gar nicht unbedingt auf Anhieb verstehen. Erstaunlich ist für den Erstbesucher eines BarCamps: Die Selbstorganisation klappt – wie das Beispiel mit dem CheckIn zeigt – auch bis ins kleinste Details. Falls etwas nicht funktioniert, reagieren die Teilnehmer mit einer gewissen Gelassenheit. Der Dienst der Stunde: Twitter. Mit dem Hashtag #bcruhr5 ist man immer auf dem Laufenden. Egal ob jemand ein Ladekabel fürs iPhone sucht, die Teilnehmer einer Twittersession melden, der Redner sei etwas irritiert weil gerade alle twittern würden – Twitter ist Dreh- und Angelpunkt. Selbst die Gongs, die die Redner an die abgelaufene Zeit erinnern, werden teilweise virtuell angeschlagen.
Kritik gab es am Ende des BarCampsRuhr trotz der vielen positiven Impulse und dem hohen Netzwerkfaktor dennoch: „Mobile Apps“, das eigentliche Hauptmotto der Unkonferenz, sei fast so gut wie nicht vorgekommen. Auch die Frage, wie zukünftig die Eintrittskartenvergabe verteilt werden soll – in diesem Jahr konnte man in mehreren Wellen zu unterschiedlichen Zeiten Karten kaufen, allerdings ist das BarCampRuhr so beliebt, dass man wohl immer Leute enttäuschen muss – wurde diskutiert. 180 Besucher seien aufgrund der Vorschriften für die Fluchtwege auch das Minimum dessen, was möglich sei. Schließlich gäbe es ja auch noch die normalen Besucher des UnperfeVor allem eins aber wünschte man sich: Mal ein Wochenende zu haben, in dem nicht auf die Sommerzeit umgestellt wird – die „gestohlene Stunde“ sorgte bei einigen Teilnehmern doch für einen leichten Jetlag-Effekt. Allerdings könnte das auch daran gelegen haben, dass man Samstag traditionell eine Nachtsession einlegt – in der Cocktailbar Faces.
(Quellenangabe – Das Photo stammt aus dem Flickr-Acount von Benjamin Mischke und steht unter der CC-BY-Lizenz.)