Abschiedsvorstellung: Soul am See ist Geschichte
Schluss. Aus. Vorbei. Soul am See, so vernahmen gestern die Besucher des Festival aus dem Mund des Veranstalters, ist Geschichte. Mit Joy Denalane setzte das Festival einen emotionalen Schlusspunkt – und lässt jetzt die Frage nach den Motiven für den abrupten Schluss zurück.
Ein offizielles Statement existiert an diesem frühem Sonntag Morgen noch nicht – weder auf der Homepage, noch auf der Veranstaltungsseite von Facebook äußern sich die Macher von Soul am See zu der Äußerung, die gestern Abend die aufgrund des schlechten Wetters nicht so zahlreich versammelten Zuhörer vernehmen mussten: „Dies ist das 17. und letzte Mal. Normalerweise würde ich zum Vorverkauf aufrufen, an der Kasse liegen auch schon die Karten fürs nächste Mal bereit, aber Soul am See findet nicht mehr statt,“ so Klaus Siepmann bei der Ansage der letzten Band des Abends. Doppelt historisch: Auch die Band Soulmind hatte ihren letzten Auftritt an diesem regnerischem, aber von der Stimmung her extrem guten Abend.
Über die Gründe für diese Entscheidung kann also bisher nur spekuliert werden. Das schlechte Wetter wird vermutlich nicht gerade für einen blendend gelaufenen Vorverkauf gesorgt haben. Doch sicherlich kann eine schlechtbesuchte Veranstaltung nicht allein Schuld daran sein, dass Siepmann das Handtuch wirft. Dazu müsste er Profi genugs sein um zu wissen, dass man trotz gutem Marketings bei schlechtem Wetter nicht viel ausrichten kann. Allein die Beach-Party dürfte hier die Miesen wieder ausgleichen – und Music Partner dürfte es finanziell nicht schlecht gehen. Der Club n Oberhausen soll gut laufen hört man, „Die Nacht der Band“ im Dellviertel war gut besucht und die Beach-Party wohl auch. Wobei – wie gut war das Marketing wirklich? Graphisch gesehen ist die Webseite von Soul am See – nun – suboptimal. Eine eigene Facebook-Fanpage hat die Veranstaltung wohl nicht, Flyer sind zumindest mir auch nur vor Augen gekommen als ich im Visitor Center spontan eine Karte kaufte. Natürlich ist dies nur meine subjektive Wahrnehmung aber hat sich Siepmann auf den Lorbeeren der letzten Jahre zu sehr ausgeruht?
Wie auch bei der Beach-Party schon war gestern der Zugang zum See erneut abgesperrt – und dass es schon im Vorfeld der Beach-Party heftige Diskussionen über das Sicherheitskonzept gab, das laut Siepmann ja nicht nötig gewesen wäre, das ist bekannt. Vermutlich wird Siepmann für Soul am See erneut ein Konzept vorgelegt haben müssen – und wenn das schon bei der Beach-Party ein Problem war, könnte eine erneute Überprüfung, die eventuell auf dem selbem Plan für die Beach-Party beruht, es ist das gleiche Gelände, empfindlich ins Geld gegangen sein. Es ist kein Geheimnis, dass die Stadt seit der Loveparade rigider auf Vorschriften achtet und damit kleineren Kultuveranstaltungen die Luft abschnürt. So war es lange Zeit fraglich, ob das Ruhrorter Hafenfest überhaupt stattfinden können würde.
Im Endefekt wird es wohl eine Mischung aus einigen Faktoren gewesen sein. Festzustellen bleibt: Mit Soul am See, dass seit 1995 stattfand, hatte die Stadt ein Kronjuwel, das immer Top-Stars aufbieten konnte. Wenn Siepmann bei seiner Enscheidung bleibt und kein weiteres Festival veranstaltet, verliert die Stadt an Lebensqualität. Fragt sich, wann die Stadtoberen endlich begreifen, dass Duisburg nach der Loveparade genau diese Qualität braucht um die Bürger zu halten. Denn mehr und mehr hört man von Künstlern und Kreativen, dass diese Duisburg aufgrund des aktuellen Stadtklimas den Rücken kehren wollen – Städte wie Dortmund böten weitaus mehr Möglichkeiten für die Kreative Szene, ja, selbst Oberhausen wird als besserer Ort zum Veranstalten von Kunstevents gehandelt. Duisburg – bald die Stadt der Kreativlosen? Jetzt ist es noch Zeit, den Status zu ändern, die richtigen Signale zu setzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt dies endlich begreift. Bald.