Fischer rechnet mit Merkel ab – "Sie hat es versemmelt"
Der frühere Außenminister Joschka Fischer hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Totalversagen in der Europapolitik attestiert. Fischer sagte in einem SPIEGEL-Gespräch: "Angela Merkel hatte in den vergangenen Wochen ihr Rendezvous mit der Geschichte. Das hat sie, anders als Helmut Kohl nach dem 9. November 1989 oder Gerhard Schröder nach dem 11. September 2001, ziemlich versemmelt." Wäre die Bundeskanzlerin nicht gewesen, hätte Europa schon viel früher handeln können, sagte Fischer. Deutschland sei in der EU isoliert wie niemals zuvor und müsse dennoch finanziell die Hauptlast schultern. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es seit 1949 einen ähnlich blamablen Vorgang schon einmal gegeben hat", sagte der Grünen-Politiker. Fischer kritisierte indirekt auch seinen Nachfolger Guido Westerwelle. Die Europazuständigkeit sei nach wie vor im Auswärtigen Amt, sagte er. "Wenn ein politischer Wille da ist und die Energie, und wenn man für Europa brennt und Ideen entwickelt, dann wird einen auch heute niemand daran hindern können, sich einzumischen."