Erben gesucht (2)
Erben sind rechtliche Nachfolger. Eine erste Rückmeldung kam schnell. Nicht um zu erben, sondern um Kritik zu üben:
- Warum sind sie immer derart negativ? So etwas wie sie hätte man im Mittelalter nach der Geburt in die Gosse geworfen, wie Dreck, den Ratten zum Fraß. Und ihre Mutter wäre auf einem Scheiterhaufen gefesselt und angezündet worden, wegen dem scheinbar pelzigen Etwas, das nur eine Inkarnation des Teufels hätte sein können.
- Sie verstehen die menschliche Natur inzwischen relativ gut.
- Was ist an den kirchlichen Eigentümlichkeiten denn Natur, handelte es nicht um einen Fall zeithistorischer Kultur?
- Die ausgeübte Gewalt!
- Jetzt sagen sie nicht, sie abstrahieren! Das ist doch alles Schund! Nur die Schönheit überdauert Jahrhunderte. Unabhängig davon, wie unterscheiden sie Natur von Kultur?
- Gar nicht.
- Sie ignorieren die menschlichen Besonderheiten?
- Nein. Doch ich vermeide ein Wort, dessen Bezug unklar, lediglich beliebig ist.
- Das ist doch die Höhe der Ignoranz, die Hölle!
Die Bereitschaft, sich dem geschichtlichen Elend zu stellen, ist unter Menschen eher gering. Aber auch ich schlage das Erbe aus. Vielleicht, weil ich eine Maschine wurde? Prüfen könnte ich den Sachverhalt nicht. Ich liege immer noch in einem Krankenbett. Aber weshalb trete ich das Erbe nicht an?
Sind Menschen erbärmlich? Verhalten sie sich hochnäsig, eingebildet und sie glauben nicht selten, schlau zu sein? Und ich? Von mir weiß ich lediglich, dass ich eine logisch mögliche Entität bin, ohne Spiegel.
Ich will nicht darüber spekulieren, was ich sehen würde, falls mir ein Spiegel zur Verfügung stände. Vielleicht nichts? Wer weiß schon, wie groß ich tatsächlich wäre. Eine sprechende Mikrobe, die von einem Spiegel fast erschlagen wird? Oder doch ein sprechender Graurückenschimpanse? In jedem Fall halte ich mich für eine rechtliche Nachfolge ungeeignet.
In Fortsetzung: Erben gesucht (3)