Corona-Lage in Duisburg: Optimistisch – nicht euphorisch
Die Pandemie scheint man mittlerweile im Griff zu haben – doch besiegt ist sie nicht. Während die Stadtspitze ihren Corona-Kurs als erfolgreich bewertet, gibt sich das Duisburger Gesundheitsamt nüchtern, denn man fürchte sich vor einer möglichen 3.Welle durch Mutanten. Zur Corona-Lage in Duisburg äußerten sich sich heute Oberbürger Sören Link, der aktuelle Krisenstabsleiter Andree Haack, Gesundheitsamts-Leiter Ludwig Hoeren und der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Christian Umbach in einer Pressekonferenz.
OB Link gab sich einstimmig mit dem aktuellen Krisenstabsleiter Andree Haack optimistisch, dankbar und zugleich erleichtert, das die Stadt vorbildliche Arbeit zur Eindämmung der Pandemie in den letzten Wochen und auch Monaten geleistet habe. Man habe sich erfolgreich und kompetent gegen das Virus aufgestellt. Die Stadtveraltung habe einen konsequenten und auch erfolgreichen Kurs gefahren. Dies wurde heute an einigen prägnanten Beispielen aufgezählt.
„Ich bin überzeugt davon, das unser Kurs dazu beigetragen hat, das sich die Infektionszahlen erfolgreich zurück entwickelt haben. Das rückläufige Ergebnis sei dank der kooperativen Arbeit mit dem Gesundheitsamt und auch der Feuerwehr Duisburg erzielt worden. Zudem sei er dem Ordungsamt, der Polizei und auch der DVG dankbar, dass die Mitarbeiter seit Monaten Regelverstöße konsequent kontrollieren und auch empfindlich ahnden würden. Zudem sei OB Link auch den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt dankbar, das sich diese mehr und mehr an die Verordnungen und Regelungen halten würden und den offiziellen Stellen dieser Stadt die Arbeiten im Kampf gegen die Pandemie somit erleichtern. „Es zeigt mir nicht nur, das die Menschen die Regeln verstehen, sondern auch hinter diesen stehen“, so Link. „Es heißt nicht, das es keine Verstöße gebe. Die gibt es nach wie vor und wir werden sie nach wie vor empfindlich ahnden“, betonte Sören Link.
Doch all den positiven Aspekten hinterher hinkt eine Warnung.
Mutationen
Gesundheitsamtsleiter Ludwig Hoeren zeigte sich trotz der positiven Bilanz etwas besorgter. Denn die sich ausbreitenden Virusvarianten seien nicht zu unterschätzen. Denn diese sind infektiöser und demnach wachse deren Anteil trotz aller Infektionsschutzmaßnahmen schneller an. Es betonte, dass es wie in England trotz des Lockdown zu einem neuen, starken Wachstum kommen könne. In Duisburg stagniere zwar die Anzahl der Neuinfektionen seit rund einer Woche, dennoch breiten sich die Mutanten schneller aus als vermutet.
In der vergangenen Woche seien wohl bei rund 20 Prozent der positiv getesteten Duisburger Proben beide Mutanten (England (B.1.1.7) und Südafrika (B.1.351) entdeckten worden. In dieser Woche schon rund 40 Prozent. Gesundheitsamts-Leiter Hoeren bestätigte, das der Inzidenzen-Wert ohne die nachgewiesenen Mutationen bei etwa 30 liegen könnte. Am Vortag lag die Stadt bei 55,5 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Mittlerweile seien schon in 128 positiven Proben mutierte Virusvarianten nachgewiesen worden, berichtete Hoeren besorgt.
Kontaktverfolgung
Aufgrund der täglich sinkenden Infektionszahlen (von 1660 im November auf aktuell 364), habe das Gesundheitsamt bereits das eingesetzte Personal reduzieren können. Die 30 Helfer der Bundeswehr wurden bereits vergangene Woche entlassen, erklärte Ludwig Hoeren. „Zwischenzeitlich waren 200 Mitarbeiter mit der Kontaktpersonennachverfolgung betraut, aktuell sind nur noch 130 Mitarbeiter im Einsatz.“
Alten-und Pflegeheime
Oberbürgermeister Sören Link kündigte an, die dezentralen Testungen in den Seniorenheimen und auch den Betrieb der Schnelltestzentren für Heimbesucher fortzusetzen. „Wir haben dafür gesorgt, das alle Besucher, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ringmäßig getestet wurden, damit es zu einer Unterbrechung der Infektionskette bei den Menschen in den Heimen kam“, sagte er positiv gestimmt.
In den Einrichtungen der Altenpflege befinde man nach Angaben des stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Christian Umbach bei den Zweitimfungen bereits auf der Zielgerade. „90 Prozent der Bewohner und 80 Prozent der Mitarbeiter sind bereits geimpft“, berichtete er.
Kita- und Schulen
Auf Anfrage welche Folgen die Ausbreitung ansteckenderen Mutanten für die bevorstehende Teilöffnungen der Schulen und auch Kindertagesstätten habe, gab es unterschiedliche Äußerungen von den Vertretern der Stadt. Gesundheitsamtsleiter Hoeren wies darauf hin: „Jede Lockerung bringt Einträge. Wie viele, ist unklar.“
Krisenstabsleiter Haack erklärte, dass die Schulen und Kitas genug Zeit hatten sich auf die Öffnungen vorzubereiten. Diese Zeit wurde auch genutzt. „Wir versorgen sie so gut es geht mit Schutzmaterial.“ Oberbürgermeister Sören Link räumte ebenfalls ein, das das Immobilienmanagement ebenfalls versuche die Bedürfnisse der Schulen bei der Umsetzung von Hygienekonzepten zu berücksichtigen.“
Krisenstableiter Haack sagte, man erwarte gespannt die angekündigten Spucktests. „Wir warten händeringend auf weitere Informationen diesbezüglich aus den Ministerien“, so Haack. Noch ist ungewiss, wann diese erhältlich sind und ob sie zertifiziert sind. Denn sie seien ein wesentlicher Baustein hinsichtlich der Öffnungsstrategieen. Denn man beabsicht schneller und effektiver testen zu können um Infektionen schneller erkennen und um entsprechend effektiver handeln zu können.“
Impfungen und Impfstoff
„Wir impfen seit dem 27. Dezember in Alten- und Pflegeheimen, seit dem 8. Februar auch im Impfzentrum im Theater am Marientor“, erklärte Sören Link. Doch leider stehe bislang zu wenig Impfstoff zur Verfügung, um der Bevölkerung schnellstmöglich eine Impfung anbieten zu können. Mit der Zertifizierung und der Lieferung der Stadt Duisburg mit einem weiteren Impfstoff in größerer Mengen sehe man aber einer Zeit entgegen, die Kapazitäten im zentralen Impfzentrum in einem größerem Maße ausschöpfen zu können.
Bisweilen seien nach Angaben Umbachs in Duisburg 18.500 Erst- und 11.000 Zweitimpfungen durchgeführt worden. Verimpft wurden 28.500 Dosen mit Biontech/Pfizer, 950 mit AstraZeneca. Auch der zweite (und auch umstrittene) Impfstoff AstraZeneca sei sicher und kann zur Eindämmung der Pandemie erfolgreich eingesetzt werden, bestätigte die Hoeren. „Beim verimpften AstraZeneca-Impfstoff könnten sich in bestimmten Gruppen etwa 6 Prozent der Geimpften infizieren, beim Biontech-Impfstoff (Pfizer) sind es 4 Prozent“, erklärte Gesundheitsamtsleiter Hoeren. Somit seien beide Impfstoffe hoch wirksam und könnten somit ebenfalls schwere Infektionsverläufe verhindern.
„Jeder wird geimpft, auch wenn er keine nicht krankenversichert sei“, sagte Ludwig Hoeren deutlich. Auch für Obdach- und Wohnungslose werde man Lösungen finden: „Die, die in bekannte Einrichtungen untergebracht sind, sind leichter zu erreichen. Bei denen, die draußen schlafen, wird eine Erreichbarkeit schon schwieriger.“
Wie geht es mit der Impf-Folge weiter? Für die Impf-Gruppe der Ü70 bleibe die Kassenärztliche Vereinigungen (KV) für die Terminvergabe zuständig. „Danach übernehmen wir das mit unseren eigenen Systemen“, erklärte der stellvertretende Feuerwehr-Chef Umbach. Ab Mitte März sollen wohl größere Mengen der bekannten Impfstoffe zur Verfügung stehen, so Andree Haack. Wenn dem so ist, dann überlegt man sichunter anderem auch Hausärzte zum Impfen der Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Auch über Impfungen in Betrieben sei er im Gespräch, erzählte Haack.
Impfzentrum
Das Impfzentrum wurde nach Vorgaben des andes im Dezember eingerichtet und zum 15. Dezember 2020 war es betriebsbereit. Am 8. Februar nahm das Impfzentrum offizilell seine Arbeit auf. Doch nach Angaben der Duisburger Feuerwehr sei das Zentrum bislang noch nicht ansatzweise ausgelastet. Von 14 Impfstraßen sind bisher nur 6 in Betrieb – und das auch nur halbtags. „Mit mehr Impfstoff wollen wir erst die sechs Impfstraßen ganztägig auslasten, bevor die anderen dazu geschaltet werden“, erklärte Gesundheitsamts-Leiter Hoeren.
Die bisher dort Geimpften lobten das Prozedere und die professionelle Arbeit im Impfzentrum. „Diese positiven Feedbacks bedeuten für uns eine Anerkennung der Arbeit, die dort von den Kolleginnen und Kollegen geleistet wird“, so Sören Link. Dort wird nicht nur professionell, sondern auch freundlich betreut. Dies führe dazu, das sich die Geimpften gut aufgehoben fühlen. Es werden sogar kompetent Fragen beantwortet. Aus diesem Grunde fühle man sich besonders gut aufgehoben. „Es ist auch wichtig, das sich so etwas herum spricht“, so Link.
Bereits für 1. Tag der Ü80-Imfungen gab es 288 Anmeldungen. 284 Impfdosen wurden an dem Tag verabreicht. Der Wintereinbruch sorgte dafür, das nicht alle angeledeten Senioren den Termin wahr nehmen konnten. Damit die angereisten zu impfenden Bürgerinnen und Bürger unbeschadet ins Impfzentrum gelangen konnten, wurden alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, teilte Umbach mit. Hierfür wurde sogar extra das Personal aufgestockt.
Wirtschaftshilfen
Besorgter gab sich Sören Link, als es um die prekäre Wirtschaftslage vieler Kleinunternehmer und auch mittelständischer Unternehmen ging. Diese beklagen, dass die zugesagten Gelder kaum bis gar nicht ankommen. Die November-, wie auch Dezember-Hilfen sollen kommen, doch viele warten noch besorgt auf die Auszahlungen. „Das muss besser und auch schneller gehen“ mahnte Sören Link. Sollte hier nicht endlich Bewegung rein kommen, dann breche der Stadt wirtschaftlich allerhand weg. Die aus der Verzögerung resultierenden Schäden seien irreperabel.
Kommunale Schutzmaßnahmen
Obwohl die Bürgerinnen und Bürger sich inzwischen „in überragender Form“ an die Coronaschutzauflagen der Stadt halten, hält Oberbürgermeister Sören Link an den vom Krisenstab verlängerten Maßnahmen zur Eindämmung der Inzidenz-Werte. Die Maskenpflicht auf Einkaufsstraßen und den Spielplätzen gelten zunächst bis zum 7. März. Der Erfolg spricht für sich. „Die Maßnahmen sorgen für ein gutes Sicherheitsgefühl und sind für jeden leicht umzusetzen“, betonte Andree Haack. Die Ausbreitung der Mutanten sei ebenfalls ein weiterer Grund für die Stadtverwaltung, daran festzuhalten.