Duisburg: ThyssenKrupp schließt Grobblech-Werk – 800 Arbeitsplätze in Gefahr
Es war zu erwarten. Traurig, aber wahr. ThyssenKrupp wird sich vom Grobblech-Wer trennen. Betroffen sind 800 Jobs. Der letzte mögliche Käufer hat sich zurückgezogen. Sämtliche Hoffnungen auf Rettung des Konzern sind zerschlagen. Die IG Metall verlangt Staatsbeteiligung.
Es wurden viele Gespräche geführt, die zu einem möglichen Verkauf des Werks aus Hüttenheim hätten kommen können. Doch diese führten zu keinem erfolgreichen Ergebnis. Der letzte mögliche Interessent strich die Segel. Schon vor Monaten kündigte der Thyssenkrupp-Vorstand an, dass man beabsichtige das Werk im September 2021 schließen zu wollen, wenn sich bis Ende des Jahres kein potentieller Investor finden ließe. Der Betriebsrat, die IG Metall und die Mitarbeiter sind entsetzt. Nun müssen sie die Zeche zahlen, für das Ergebnis jahrelangen Missmanagements der Konzernführung. Über Jahre hinweg seien die Anlage richtig verkommen. Man sei nicht mehr wettbewerbsfähig. Zu retten sei man nur mit einem vernünftigen Rieseninvestment.
Das Grobblech-Werk ist bekannt für die Fertigung massiver Stahlbleche, die in der Bauindustrie, dem Schiffbau oder für Pipelines verwendet werden. Der Geschäftsbereich hatte schon vor der Corona-Krise sehr gelitten. Der Betriebsrat und die IG Metall werfen dem Thyssenkrupp-Management vor, seit Jahren zu wenig in den Standort investiert zu haben. Dies machten heutigen Abend Mehmet Göktas, Dieter Lieske, Tekin Nasikkol, Mirze Edis und Kollegen in ihren Reden an die Belegschaft noch einmal deutlich klar.
Dieter Lieske hat die Hoffnung, dass die rund 800 Mitarbeiter aus dem Grobblech-Werk an anderer Stelle bei Thyssenkrupp Steel eingesetzt werden. Er betonte immer wieder den Tarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. März 2026 ausschließe. Doch man setzt noch alle Hoffnungen auf die Landespolitik und deren Einsatz, um den Konzern retten zu können. Bis Ende des Jahres sei noch Zeit. Ob sich in fast 6 Wochen noch ein Interessent finden lässt, scheint schier unmöglich. Es sieht es düster aus für den Standort.
Die SPD NRW habe alles Mögliche für die Rettung des Standortes wohl versucht, doch sämtliche Oppositionen auf Landesebene hätten sich gegen gestellt. In einer Pressemeldung der SPD heute Abend hieß es:
Die Duisburger SPD-Bundestags- und Landtagsabgeordneten sowie die Duisburger SPD-Ratsfraktion reagieren entsetzt auf die Nachricht, dass der Verkauf des Thyssenkrupp-Grobblechwerks in Hüttenheim gescheitert ist. Nun droht dem Werk die Schließung. „Die Beschäftigten vor Ort leisten trotz der schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit. Es wurde versäumt, die notwendigen Investitionen in den Standort zu tätigen. Jetzt muss die Belegschaft für die Managementfehler der vergangenen Jahre büßen“, sagen die Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas und Mahmut Özdemir, die Landtagsabgeordneten Sarah Philipp, Rainer Bischoff, Frank Börner und Ralf Jäger sowie der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, Bruno Sagurna.
Die Duisburger SPD-Politiker fordern von der Konzernspitze von Thyssenkrupp, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. So wurde es im Tarifvertrag „Zukunftspakt Stahl“ bis Ende März 2026 vereinbart. „Wir erwarten, dass der Konzernvorstand schnell für Klarheit sorgt und auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Wir werden die Belegschaft des Grobblechwerks unterstützen, wo wir können, und uns solidarisch an die Seite der Beschäftigten stellen“, sagen die Sozialdemokraten.
Das Video zur Kundgebung, die am heutigen Abend vor den Toren der ThyssenKrupp Steel in Hüttenheim stattfand, können Sie unter folgenden Link abrufen: