Ein Mann, ein Wort, ein Ratsmandat – Levent Önder im Interview
XN: Was hat Sie dazu bewogen der WGD auszutreten?
Ein wesentlicher Aspekt waren strategische Gründe. Diese wurden aber schon von Anfang an besprochen. Es war aber auch abgesprochen, dass ich nach der Wahl das Zepter in die Hand nehmen werde um zu planen, wie wir uns strategisch aufstellen und den weiteren Ablauf zu planen, da sie nicht die Erfahrungen in dem Bereich haben.
Somit wollte ich auch einiges unterbinden, was zu extrem wurde.
Nach der Wahl stellte sich dann heraus, was die tatsächlichen Ambitionen der WGD sind. Und das ging für mich ganz und gar nicht.
Daraufhin habe ich eine Mitgliederversammlung einberufen und habe Allen mitgeteilt, worum es hier tatsächlich geht.
„Entscheidet für Euch, was ihr machen wollt“.
Für mich ist hier war klar, dass man entscheiden musste, ob Yasar Durmus, Arzu Kilicoglu und Recep Kara gehen, oder ich. Dann kam es in der Tat zu einem großen Gerangel. Ich hatte keine Chance alle Punkte aufzuführen, da Yasar schon explodiert war, bevor ich richtig anfangen konnte. Er konnte das Ganze nicht verkraften. Daraufhin bin ich gegangen.“
XN: Was waren denn die wahren Intentionen der WGD nach der Kommunalwahl? Welche Ziele will die WGD verfolgen, die sich nicht mehr mit dem einstigen Wahlprogramm decken?
LÖ: „Für das, was die WGD vor hatte, wollte ich meinen Namen nicht hergeben.
Ich habe den Mitgliedern gesagt, dass ich den Wählern mein Wort gegeben habe. Auf den Plakaten stand nicht umsonst „Ein Mann, ein Wort“. Das nehme ich ernst, zumal die türkische Community mich sehr wahr nimmt.
Ich habe nicht nur eine private Seite auf Facebook, sondern auch eine Politische, auf der ich über 100.000 Menschen erreiche.
Da ich in meinem Beruf auch wissenschaftliche Artikel und Beiträge verfasse, möchte ich nicht an Ansehen und Qualität verlieren.
Die WGD wollte einfach nur ihre türkische Kultur- und Cafe-Mentalität weiter führen. Dafür gebe ich nicht meinen Namen her. Es sollte ehrliche Politik sein.
Das, was die WGD vor hat, ist für mich keine ehrliche Politik mehr. Hierfür stehe ich nicht gerade. Ganz einfach.“
XN: Ist die Wahl für die WGD denn genau so ausgegangen, wie man es sich erhofft hatte? Oder gab es hier einen schlimmen Einschnitt?
LÖ: „Nein, das war das absolute Minimum, was wir erreichen wollten. 2 Sitze wollten wir schon erzielen. 3 wären natürlich das Optimum gewesen.
Man hat ja auch gesehen, dass das Ergebnis allerhand gespalten hat in Duisburg.
Unter anderem die BIG Dergha oder die Allianz-Duisburg.
Es gibt ja Anzeichen, dass gerade die Gründung der Allianz auch durch die Duisburger SPD unterstützt wurde. Diese neue Gruppierung sollte die türkischstämmigen Wähler noch einmal spalten.
Aus diesen genannten Gründen haben wir auch nur das zu erreichende Minimum erzielt und wir sind zufrieden.
Ich habe aber auch von Anfang an gesagt, dass wir realistisch bleiben müssen.
Das interne Ziel war es, erstmal in den Rat der Stadt kommen müssen und dann zu lernen.
Aus diesem Grund bin ich auch dankbar jetzt Karl-Heinz Hagenbuck als erfahrenen Kommunalpolitiker an der Seite zu haben. Ich kann ihm über die Schulter gucken, lerne und schaue gerne dabei zu.
Nicht, dass ich mir Einiges nicht selbst zutrauen würde, sondern ich profitiere von Allem. Es ist so gut, wie es gerade ist.
In Ausschüsse werde ich ebenfalls hineinkommen.“
XN: Hat man einen bestimmten Ausschuss im Auge?
LÖ: „Wir haben 11 Ausschüsse. In zwei von ihnen kommen wir mit rein.
Diese Posten gebe ich an die Anderen weiter…. aus zeitrelevanten Gründen.
Aufsichtsratsmandate gibt es ja auch noch.
Mir wurden welche vorgeschlagen. Im Moment läuft es für mich recht gut. Welche es sind, weiß ich selbst noch nicht. Ich habe aber den ein oder anderen Wunsch geäußert. Welcher es wird, wird sich zeigen.
Bevorzugt würde ich gerne in einen Aufsichtsrat in dem ich aktiv Missstände aufdecken könnte.
Ich habe Projekterfahrungen im Bereich der Forensik und Aufdeckung von Wirtschaftskriminalität aus meiner beruflichen Tätigkeit.
Ich habe zum Beispiel bei der Aufdeckung von Kursmarkt-Manipulationen mitgewirkt, um nur Eines als Beispiel zu benennen. Aus diesem Grunde möchte ich auch mal gegen die Großen antreten.“