Wozu abstrakte Bildung?
Sobald naturwissenschaftliche Fragen in der Gesellschaft eine Funktion haben, ob in Bezug auf das aktuelle Corona-Virus, den aktuellen Klimawandel oder die sich weiterhin vollziehende Krise in der Physik, übrigens seit den 30er Jahren, seit dem bekannt ist, dass Vorgänge im Universum geschehen, die sich mit den gängigen Mitteln nicht erklären lassen, kann eine Frage nach abstrakter Bildung der Bevölkerung gestellt werden. Christian Hesse veröffentlichte einen kurzen Gastbeitrag 2017 in der SZ, in dem er für eine Abschaffung herkömmlicher Schulfächer warb (Link).
Aber nicht nur traditionell naturwissenschaftlich wäre eine abstrakte Bildung zu einem Verständnis erforderlich. Mark Ammern integrierte sie in sein ‚Konzeptbüchlein‘ über Literatur, abseits der Literaturwissenschaften, mit Hilfe der analytischen Philosophie (Mark Ammern, 2017, Das literarische Konzeptbüchlein, Duisburg). Er demonstrierte an einem Beispiel fehlende Grundkenntnisse in klassischer und moderner Logik.
Als ich in eine Grundschule ging, überraschten mich pädagogische Experimente mit der Mengenlehre. Ich empfand sie als sehr hilfreich, entgegen Maßnahmen schwarzer Pädagogik, die einem Kopfrechnen dienen sollten. In weiterführenden Schulen war für mich das Fach Mathematik lediglich eine Belastung und Ursache von Angst. Erst universitär gelang es mir, ein Interesse für Analysen aufzubauen. Die Schulzeit betrachtete und betrachte ich als eine verplemperte Zeit.
Es wurde viel über Albert Einstein geforscht, um dem Geheimnis seiner ‚Intelligenz‘ auf die Spur zu kommen. So sehr war man von seinem Engagement angetan. Dabei verlor man das Wichtigste aus dem Blick. Seine Leistung! Was aber war Albert Einsteins besondere Leistung? Die Schaffung der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie? Nein! Abseits von gesellschaftlichen Konventionen etwas Neues zu schaffen! Sogar eine neue Mathematik!
Christian Hesse wiederholt in seinem Gastbeitrag (SZ) lediglich eine klassische Forderung nach dem Erlernen / Nachplappern von grundlegenden Definitionen. Die Frage nach geeigneten Fassungen wird erst gar nicht gestellt. Er bleibt dem naturwissenschaftlichen Bedürfnis verfangen, den Klimawandel aus mehreren Perspektiven betrachten zu können. Dies reicht aber nicht. Solange nicht geklärt werden kann, auf welcher Grundlage man spricht, endet alles im Geplapper, auch naturwissenschaftliche Bildung.
Um zu verdeutlichen wie notwendig abstrakte Grundlagenforschung ist: nur ca. 5% der im Universum vorhandenen Materie ist bekannt. Der ‚Rest‘ entzieht sich unserer Wahrnehmung.