Das war die Woche, die gewesen sein wird: Weihnachtsmärkte und Ewigkeiten
Rossinifieber ergriff mich letzte Woche und deswegen war es nichts mit dem Schreiben der Kolumne. Vermutlich wird es keinen Rückblick auf das Konzert bei den Vertretern der lokalen Presse geben, weil die alle noch so voll von der Tagung der Journalisten in der Gebläsehalle im Landschaftspark waren und außerdem, was interessiert da schon groß eine Kantorei aus dem Norden, wenn Salvator-Jahr ist…
Thema der Woche
Dass es Printen, Domino-Steine und allerlei Gebäck seit mindestens Ende September in den Läden gibt, das ist so, weil wir Verbraucher es wollen. Sagt der Handel. Ob das stimmt, keine Ahnung. Eine Umfrage zu dem Thema habe ich noch nie gelesen. Und wenn das mit der Erderwärmung so weitergeht, haben wir eher Sommerwetter Ende September als alles andere.
Ob die Eröffnung der Weihnachtsmärkte nun traditionell auch immer vor dem Totensonntag sein müssen, das ist eine Frage, die vermutlich eh keiner bedenkt. Aber irgendwie passt das nicht so ganz: Wenn auch der letzte Sonntag im Kirchenjahr kein offizieller Feiertag in dem Sinne ist, irgendwie reibt sich das. Wenn am Nachmittag der Toten gedenkt wird, kann man in der Stadt schon auf dem Rummel – während hier noch mancher in Erinnerungen versunken ist, trifft man dort schon auf die ersten Alkoholisierten. Nun ja. Was soll’s: Der Sonntag ist ja demnächst eh obsolet, weil Sonntagseinkäufe sowas von die Innenstädte stärken und was soll da die kleine Petitesse auch schon sein, nicht der Aufregung wert. Aber egal: Duisburg kann ja eh länger. Und außerdem gibts noch den Markt im Landschaftspark, der besorgten Bürgern wieder Stoff zum Nachdenken geben wird. Es ist bekanntlich irgendwas mit Lichtern. Und nicht ausdrücklich Weihnachten. Es ist schon seltsam mit diesen besorgten Bürgern: Würden sie sich wirklich um die christlichen Werte des Abendlandes sorgen, hätten wir ganz andere Themen bei den Demonstrationen. Nicht, dass ich dass dann nicht auch seltsam finden würde, weil ich generell solche Gruppierungen seltsam finde, die meinen sie müssten irgendwelche Werte verteidigen und nicht darauf schauen, dass Werte sich auch in der Gesellschaft wandeln können und sogar müssen. Aber immerhin: Würden sie gegen Sonntagsarbeit, für die Abendmahlsgemeinschaft der beiden christlichen Kirchen oder gegen die Kommerzialisierung von christlichen Festen protestieren – sie wären mir einen Hauch sympathischer. Aber nur einen Hauch. Wirklich. Nur einen ganz, ganz kleinen Hauch.
Journalisten-Link
Bei der WAZ möchte man „das Ruhrgebiet konstruktiv und kritisch“ begleiten. Angesichts der teilweise recht flachfallenden Kultur-Berichterstattung aus dem Duisburger Norden frage ich mich, wo eigentlich das „konstruktiv“ bleibt.
Kompositions-Wettbewerb-Link
Es wird allmählich eng: Wer neue Lieder zum Thema „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ schreiben möchte, der muss sich beeilen.
Politik-Links
Jugendliche und Politik und Medien: Ein Projekt vermittelt Politik an Schüler. Dass die Dozentin einiges an Streaming-Diensten offenbar nicht kannte, das ist – nun – verzeihbar? Hübsch jedoch: „Der Aufforderung des Lehrers, doch einmal direkt auf die Seiten der Abgeordneten zu gehen, wo die Quelle eindeutig nachzuvollziehen ist, folgt allerdings kaum jemand. Auch politische Diskussionen im Fernsehen sind bei den Jugendlichen erwartungsgemäß nicht gerade der Hit.“
Jan Böhmermann haut einen raus, denn Angela Merkel kandidiert wieder. Ehrlich, Freunde: Wir müssen nicht alles aus den Staaten übernehmen, die US-Wahl 2016 war schon schlimm genug, demnächst haben wir hier die AfD bei 20 Prozent, wenn Merkel und Gabriel zur Wahl stehen. Na ja, Gabriel hat noch nichts gesagt. Aber im Ernst: Wer soll es denn bei der SPD sonst machen? Schulz etwa?
Kultur-Links
In Mönchengladbach geht es aufwärts mit der Kultur. „Wo Szene ist, fühlen sich Menschen zugehörig“, sagt Ulrich Elsen. Deshalb sei es wichtig und richtig, die freie Szene zu fördern.“ Das mit der Szene gilt übrigens generell.
Der urbane Wandel im Ruhrgebiet – eine Broschüre von ECCE. Der ehemals in Duisburg wohnende Künstler Becker-Schmitz ist übrigens vertreten.
Videos der Woche
Unbekannte schlagen erst einen Obdachlosen in Köln zu Brei und zünden ihn dann an. Da ist selbst bei LeFloid Schicht im Schacht.
Aufräumen mit dem Filz in der Politik! Genau das macht Trump – nicht. Abgesehen davon, dass der Übergang momentan alles andere als rund verläuft und Trump in einem inoffiziellem Treffen namentlich CNN als „Lügensender“ beschimpft hat. Das werden fröhliche Zeiten für die Presse drüben. Nicht.
Themen, die es diese Woche nicht in den Rückblick geschafft haben:
- Deutsche Werbespots zu Weihnachten. Dieses Jahr bisher so sterbenslangweilig, dass die selbst eine Karotte aus den UK schlägt.
- Familien pflanzen 1000 Bäume am Töppersee. Ganz blödes Thema derzeit: Bäume. Nee, da machen ich erst etwas drüber, wenn alle Kahlschläge in Duisburg durch Neuanpflanzungen ersetzt sind. Also in fünf Jahren.
- Mannequin-Challenge. Das war sowas von letzter Woche. Außerdem ist der „Merkel-Reaktions-Gesicht“-Challenge viel witziger. Da stellt man Photos oder Videos von sich ein, die zeigen wie man reagiert, wenn man die Meldung „Merkel kandidiere wieder“ liest…