Junge NRW-Politiker/Teil 4: Onur Ocak (Die.Linke) Ratsherr in Bielefeld
„Politik ist für mich persönliches Engagement!“, ist eine der Kernaussagen des knapp 23-jährigen Linken Onur Ocak aus Bielefeld. Ocak wurde 1987 in Istanbul geboren. Er kam im Alter von 2 Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. Seine Eltern haben die Türkei u.a. aus politischen Gründen verlassen müssen, da sie aufgrund ihrer linkspolitischen Einstellung, in der Türkei der damaligen Zeit, Repressalien ausgesetzt waren. Onur Ocak ist Student der Rechtswissenschaften an der Uni Bielefeld und stellvertretender Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Rat der Stadt Bielefeld.
„Die Konflikte im Irak und in Afghanistan, sowie auch die persönlichen Erfahrungen, die meine Eltern mit Hartz-4 machen mussten, haben mich politisch geprägt.“, sagt Ocak im Interview mit xtranews. 2007 trat er der WASG bei, die dann zusammen mit der ehemaligen PDS in die Gesamtpartei Die Linke aufging, und ist seither aktives Mitglied seiner Partei ebenso, wie bei der Jugendorganisation der Linkspartei, der Solid Bielefeld.
Eine neue politische Erfahrung stellte für ihn der Einzug in den Rat der Stadt Bielefeld anlässlich der letztjährigen NRW-Kommunalwahlen dar. Er zog damals als jüngstes Ratsmitglied der Stadt Bielefeld für die Linken ein. „Da wird man von den älteren Ratsmitgliedern oft unterschätzt.“, stellte Ocak fest, wusste sich aber in dem zurückliegenden Jahr offensiv durchzusetzen. Er sitzt für die Linken u.a. im Schul-und Sportausschuss. „Manchmal muss man den Älteren ein wenig vor den Karren fahren, um sich zu positionieren“, meint er und hat es wohl auch geschafft.
Schwerpunkt seiner politischen Tätigkeit neben der Ratsarbeit, ist die Mitgliedschaft in der Solid. Hier betont er, das er mit der Bielefelder Gruppe der Linksjugend einem recht aktiven Verband innerhalb der Linksjugend angehört. Die Website belegt dies auch. So wurde dann auch ein Schwerpunkt unseres Gespräches die Linksjugend Solid. Hierbei outet sich Ocak als streitbares Mitglied in der Sache und auch als ein wenig unbequem für andere Solid-Mitglieder. Allerdings gehört das auch aus der Sicht des Autors zu einem jungen Linken, wird geradezu erwartet. Und das es Onur Ocak ernst mit seinem Gesagten ist, belegt er im weiteren Gesprächsverlauf mit seiner persönlichen Definition von linker Jugend-Parteiarbeit.
„Politik ist für mich persönliches Engagement. Ich bin vor Ort, wenn sich was bewegt, denn Veränderungen sind immer möglich und durch Veränderung bewegt sich auch was in der Politk!“ Diese Aussagen sind auch für ihn wichtig im Hinblick auf die Jugend und seine eigene Generation. Er möchte AltersgenossenInnen für politische Arbeit begeistern, und im besten Fall auch für die Linkspartei, indem er ihnen vorlebt, was andere vielleicht nur reden oder schreiben. Kritisch, aber dennoch optimistisch, sieht er seine eigene Jugendorganisation. „Da sind einige noch nicht den Kinderschuhen entwachsen!“, merkt er an, fügt aber hinzu, das die Solid stets eine streitbare Organisation war und ist, und viele Meinungen aushalten kann. „Diskutiert wird oft lang und heftig!“
Als junges Parteimitglied sieht er sich in der Gesamtpartei bestens aufgehoben und akzeptiert. Bei den Linken wäre die Förderung der Jugend stark ausgeprägt, manchesmal sogar zu stark, so das man drauf achten muss, nicht zu viel auf einmal zu machen. Ausserdem finden gerade die jungen Linken bei den meissten „alten“ Linken großes Gehör. „Hier gibt es absolut keine Generationsprobleme!“, betont Onur Ocak.
Selbstverständlich war ein weiterer Punkt des Interviews seiner türkischen Herkunft geschuldet. Auf die (fast überflüssige) Frage nach persönlich erfahrener Ausländerfeindlichkeit antwortete Ocak mit einem klaren „Ja“. „Ständig erfahre ich das, in der Schule damals, aber auch noch heutzutage im alltäglichen Leben.“ Gravierend für ihn selbst sind nicht allein die üblichen Beschimpfungen diverser Kleingeister gegen insbesondere türkische Mitmenschen, vielmehr ist dies für ihn die ständige latent vorhandene Ausländerfeindlichkeit. „Sie sprechen aber gut Deutsch!–sagte ihm erst vor wenigen Tagen am Telefon eine Zahnarzthelferin–Sie aber auch!“, war seine Antwort dazu. Onur Ocak sieht unter anderem hierfür ein Bildungsdefizit der Menschen und ein oftmals nicht vorhandenes gegenseitiges Kennen und Akzeptieren.
Politisch will er aktiv an der Lösung der sozialen Folgen der Weltwirtschaftskrise für die Menschen mitarbeiten. „Dies sind wesentliche Themen für mich.“, stellt er klar. Neben der Bildungs-und Schulpolitik setzt er daher seinen Schwerpunkt auf die brennenden sozialen Fragen des Landes. Und dabei ist für ihn die Linke die richtige Partei. Im Interview stellte sich ein junger Politiker dar, der abseits der üblichen linken Ideologien und Klischees, klar und verständlich seine politischen Akzente setzte, in dem er deutlich gemacht hat, das nur praktische Arbeit und Politik vor Ort, einen Nutzen für die Menschen hat.
Die Linkspartei hat viele Facetten. Onur Ocak ist sicher eine davon.