Duisburg: 9. Philharmonisches Konzert in der Mercatorhalle
Am Mittwoch, den 5. und Donnerstag, den 6. Mai 2010, findet jeweils um 20.00 Uhr in der Philharmonie Mercatorhalle das 9. Philharmonische Konzert statt.
"Die ganze Gesellschaft war äußerst vergnügt und auch ich. Ich nahm diesen Abend 4000 Gulden ein. So etwas kann man nur in England machen." Joseph Haydn hatte sehr genau verstanden, was das Londoner Publikum von ihm wollte. Zur gediegenen Satzkunst musste immer noch etwas anderes kommen – eine besondere Würze, eine Überraschung, ein kleiner Scherz. So auch im Falle der neuen Sinfonie in G-Dur, die Haydn im März 1794 einen so befriedigenden finanziellen Erfolg eintrug. Im anmutigen Wechsel von Streichern und Holzbläsern beginnt der zweite Satz. Da fallen plötzlich mit kriegerischer Urgewalt Blech und Schlagzeug ein. Das militärische Intermezzo ist freilich nur von kurzer Dauer – dann kehrt der Frieden wieder ein. Aber ist es nicht ein trügerischer Frieden, eine Friedhofsruhe, ganz wie in Haydns österreichischer Heimat, wo Kaiser Franz II. einen repressiven Polizeistaat errichtet hatte? Und steckt nicht etwas von dieser verordneten Idylle auch in Beethovens "Pastorale", die inmitten der Epoche napoleonischer Umwälzungen das Landleben verherrlicht?
Vielleicht nähme man beide Werke nicht gar so kritisch unter die ideologische Lupe, hätte der österreichische Dirigent Andreas Stoehr, seit 2001 Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein, mit Alfred Schnittke nicht einen so dubiosen Gast in ihre Mitte gesetzt. Schnittke wuchs in der stalinistischen Sowjetunion auf – einer Welt, in der die Komponisten den Mächtigen in Wort und Ton beständig nach dem Munde zu reden hatten. Wer die Wahrheit sagen wollte, musste sie tarnen, musste Tiefe mit Trivialität maskieren. Schnittkes Musik hat diese Doppeldeutigkeit, diese Rede mit gespaltener Zunge zu einem grandiosen, erschütternden System erhoben. Mit seinem Klavierkonzert aus dem Jahre 1979 stellt sich der junge, vielfach preisgekrönte Pianist Clemens Berg in Duisburg vor.