Eine neue Erfahrung?
Für Menschen, die es nicht gewohnt sind, alleine zu leben und zu arbeiten, stellen sich in der aktuellen Corona-Krise eventuell viele neue Fragen, z.B.: Wer oder was bin ich? Lebt man primär in und durch soziale Kontakte, wäre also ein Herdentier, beantwortete die Frage bislang die Gemeinschaft.
Antworten konnten und können freilich kaum oder gar nicht zutreffen, wer würde sich z.B. ohne weiteres als Herdentier bezeichnen, obwohl sie bzw. er primär in und durch die Gemeinschaft lebt? Wohl kaum jemand. Einen schiefen Blick zu haben, insbesondere auf sich selber, ist jedoch durchaus menschlich. Maßgeblich dafür wäre ebenfalls die Gemeinschaft. Sie weißt jedem einen Platz zu, egal ob dies gefällt, ebenfalls in Bezug die zugewiesene Funktion.
Bei der Auswahl der konkreten Funktion hatte man ein Wörtchen mitzureden, dieses Mitreden war allerdings an Bedingungen geknüpft, die ihrerseits sozial tradiert wurden und eng begrenzt waren. – Die soziale Abhängigkeit kann durch eine Praxis der Autonomie gemildert werden, aber eine solche Praxis wäre von Herdentieren erst zu entwickeln. Es wäre z.B. aussichtslos, Autarkie anzustreben. Eine solche soziale Unabhängigkeit ist schlicht nicht machbar. Dies würde spätestens deutlich werden, sobald man Hunger verspürt.
Eine durchaus geeignete Frage in Corona-Zeiten: Wer oder was bin ich? Antworten wären viele möglich, nicht nur ‚ein Herdentier‘, sondern auch ‚ein Idiot‘. Viel Spaß!