Duisburg: Preis für Toleranz und Zivilcourage 2020 an „Frauen aller Länder laden ein“ verliehen
Der 19. Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage wurde in diesem Jahr an die Initiative „Frauen aller Länder“ verliehen. Hierbei setzen sich christliche und muslimische Frauen in Hamborn regelmäßig gemeinsam zu Themenabenden zusammen. Denn hier wird miteinander geredet, zugehört und auch kennen gelernt.
Am heutigen Abend fand traditionell die 19. Verleihung des Duisburger Preises für Toleranz und Zivilcourage in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Duisburg statt. Dieser Abend diente ebenfalls zum Gedenken an den 75. Jahrestages der Befreiung der Opfer und der Überlebenden des Konzentrationslagers in Auschwitz. Zunächst begrüsste Dmitriy Yegudin, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde alle anwesenden Gäste und lobte die jährliche Verleihung des Preise und die Menschen, die sich in jedem Jahr hierfür verdienten Einsatz in der Gesellschaft zeigen. Daraufhin übernahm die Geschäftsführerin des Bündnisses Angelika Wagner das Wort. Eigentlich sollte Armin Schneider diesen Part übernehmen, doch er konnte aus gesundheitlichen Gründen dem heutigen Termin nicht wahr nehmen. In ihrer Begrüßungs-Rede ging sie auf die AfD ein, die ihrer Meinung nach, im Hinblick der Sprache und der Drohungen, die die Mitglieder dieser Partei pflegen, „keiner soll sagen, er habe es nicht gewusst und wollte nur Protest wählen“. Die Mehrheit der Duisburger denken da anders. Aus diesem Grunde gibt es in jedem Jahr, die diesen Preis verliehen bekommen. Denn es gibt in Duisburg sehr viele Menschen, denen ein gemeinsames und friedlichen zusammen leben am Herzen liege.
Oberbürgermeister Sören Link lobte in seiner Rede das alljährliche Engagement des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Er betonte insbesonderes, das in unsere Stadt Menschen aus 140 Nationen leben. Diese Vielfalt bestimme seit Jahrzehnten unsere Gesellschaft und Mentalität. Ein buntes Mosaik aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Vielfalt bereichere nicht nur unsere Gesellschaft, sie seien aber auch mit Unsicherheit, Sorgen und Ängste verbunden. Man muss diese ernst nehmen und sich mit diesen auseinandersetzen und aufzulösen wissen. Das stärkste Instrument gegen Rassismus, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus sei eine aktive und demokratische Zivilgesellschaft. Dazu benötige es keiner großen Projekte, wie die Initiative „Frauen aller Länder laden ein“ zeigte, die mutig Toleranz und Akzeptanz fördere. Zudem erwähnte er lobenswert, das die Jüdische Gemeinde eine zentrale Stelle in dieser Stadt eingenommen habe.
Die Laudatio für die Preisträgerinnen übernahm am heutigen Abend Dr. Joachim Stamp, Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Intergration NRW. Dieser gegrüsste den noch heute politisch aktiven Walter Fischer, der am heutigen Tag seinen 90. Geburtstag feierte. In seiner Rede ging er ebenfalls auf die Befreiung der inhaftierten Menschen des Konzentrationslagers Auschwitz ein. 75 Jahre klingt so weit weg, aber seiner Meinung nach sei es nicht weit weg. Erst gestern hatte er eine Begegnung mit einem Überlebenden und wie wichtig es sei, diese unmenschliche Geschichte niemals in Vergessenheit geraten zu lassen. Er stellt sich immer wieder die Frage: Wie konnten Menschen anderen Menschen so etwas unfassbares antun? Er selbst habe diese Gedenkstätte besucht und sagte, es wäre das prägendste Ereignis in seinem Leben. Er sei erst 18 Jahre alt gewesen. Er wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen und auch Gedanke. Für ihn sei nur klar, das wir alle eine Verantwortung und ein gemeinsames Zeil in der Gesellschaft verfolgen sollten – NIE WIEDER! Stamp dankte der Jüdischen Gemeinde, das an einem denkwürdigen Abend wie diesen alle Gäste zugegen sein dürften. Dies sei für ihn ein Zeichen der Deutsch-Jüdischen-Versöhnung. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp betonte in seiner Laudatio für die Preisträgerinnen das „wunderbare Engagement“. Denn diese Frauen tuen etwas einfaches und wunderbares, das in der heutigen Gesellschaft oft zu kurz kommt. Sie treffen sich, reden miteinander und hören sich zu und lernen sich kennen. Und damit „fällt das Schubladendenken auseinander“, so Stamp, der diese Gesprächs- und Netzwerkarbeit als „wesentlich“ bezeichnete. „Sie sind wichtige Vorbilder“, so der Minister. „Sie hatten mit Widerständen zu kämpfen“, so Stamp weiter, der die Frauen eindringlich bat, ihre Arbeit trotz allem „ganz lange weiterzuführen“.
Die Initiative „Frauen aller Länder laden ein“ selbst ist ein Zusammenschluss von christlichen und muslimischen Frauen aus den christlichen Gemeinden, vom Verein Empathie, der seit 2013 im Kulturaustausch aktiv ist, dem Forum für Interkulturelle Information und Bildung (FIB) und der katholischen Frauengemeinschaft in Hamborn. Rund 70 Frauen unterschiedlicher Religionen, Alter und Herkunft kommen regelmäßig zu Themenabenden zusammen.
Musikalisch wurde die Veranstaltung von den Gelsenkirchener Swingfoniker begleitet.
Die Fotos zum Event können Sie unter folgenden Link abrufen: