Digitale Medienkompetenz?
Die Überschrift bietet mit der Formulierung „Medienkompentenz“ bereits eine Vokabel, die lediglich eine Disposition bekundet, eine Möglichkeit beschreibt. Dies liegt zentral an der umstrittenen Vokabel ‚Kompetenz‘, die von ‚Wissen‘ abgrenzbar ist, wie aus zahlreichen Artikeln im Netz erkennbar wird.
‚Kompetenz‘ hat sich gesellschaftlich durchgesetzt, um darunter Anforderungen aufzuzählen, die erforderlich zu sein hätten, um eine Aufgabe wahrscheinlich erfüllen zu können. Sie ist ökonomisch motiviert, für Stellenausschreibungen nutzbar, doch was eine Kompetenz konkret ausmachen könnte, abseits von gesellschaftlich erforderlicher Angeberei und einer Disposition, ist weitgehend unklar.
Die Vokabel ist ein neoliberales Relikt, das seinerseits Teil des gesellschaftlichen Umbaus war, der sich um die Jahrhundertwende (20./21.) vollzog, die Gesellschaft auf eine Sprechweise zu dressieren, die ökonomisch genehm war, auch falls es nicht um Wirtschaft, sondern um Pädagogik ging. Immerhin ist die Pädagogik ein Bereich der Wirtschaft, wie an dem Zustand vieler Schulen erkennbar ist. Wo nichts eingenommen wird, kann auch nichts ausgegeben werden. Und schließlich: wofür sonst sollte ausgebildet werden als für die Wirtschaft.
Dass der neoliberale Umbau der Gesellschaft mitten in der digitalen Revolution stattfand, war ein vehementes Hemmnis für die digitale Ausstattung von Schulen und ihren Schülern. Es gab kein Geld. Und als bundesweit ein Digitalpakt initiert wurde, samt der Vergabe von Mitteln, waren die Bedingungen der Vergabe für viele Bundesländer und Schulen nicht tragbar. Politisch demonstriert wurde, dass Bildung entbehrlich ist, bis in die Politik hinein.
Wenn man in Schulen bereits froh sein kann, wenn es nicht reinregnet, was wäre erwartbar, falls man auf die Idee käme, den Umgang mit digitalen Medien unter Schülern zu testen? In den Schulen fehlt es immer noch an Erfahrungen, sähe man von den privaten Aktivitäten mit Handys ab, die sich vielfach auf ein Teilen von Gewalt- und Pornovideos, Musikdateien oder kuriosen Nachrichten / Unterstellungen beschränken.
Im Rahmen einer internationalen Studie (International Computer and Information Literacy Study), die in Deutschland von Birgit Eickelmann (Universität Paderborn) betreut wurde, landeten deutsche Schüler im Mittelfeld, konkret, ca. ein Drittel der deutschen Schülerinnen und Schüler vermochte kaum oder nur schlecht mit einem Computer oder vergleichbarer Technik umzugehen.
Die umfangreiche Studie ist unter folgendem Link als PDF herunterladbar.