Union Berlin: Fans haben den Meistertitel verdient – 1. Aufstieg in die Fußball-Bundesliga
Der Fußball schreibt viele Geschichten und ist geprägt von vielen Emotionen, aber was gestern Abend bzw. heute Nacht auf dem Köpenick abging, ja das ist in Worte kaum zu beschreiben. Zu Gast waren die Schwaben aus Stuttgart. Die Gäste trugen eine misslungene Bundesligasaison im Gepäck. Motiviert sahen die Kicker des VfB schon bei der Platzbegehung nicht aus.
Die Fans vom FC Union Berlin lieben ihren Verein, sie leben die Fankultur sehr intensiv, aber friedlich.
Vor der Partie gab es auf dem Stadionvorplatz einen großen Empfang für den Mannschaftsbus der Eisernen. Tausende Fans versammelten sich vor dem Stadioneingang, um ihre Mannschaft nochmal richtig heiß zu stimmen. Mit Erfolg, denn die Stimmung der Zuschauer übertrug sich zu 100 Prozent auf die Mannschaft.
Das Team von Chef-Coach Urs Fischer nahm den Kampf der Relegation vollumfänglich an, denn die Grundtugenden wie: Kampf, Leidenschaft, Emotionen und Herzblut kompensierten in den entscheidenden Situationen auch den ein oder anderen Qualitätsunterschied. Die Eisernen überzeugten über die gesamte Spielzeit mit herrlichen Fußball, gerade der packende und mutige Offensivfußball, in Kombination mit der kompakten Defensivleistung wurde am Ende des Tages mit dem Aufstieg in Liga 1 belohnt.
Das Feeling im Stadion ist einfach ehrlich, irre und mitreißend. Gerade bei uns im Ruhrgebiet lebt der Fußball eine intensive, aber auch herrliche Kultur. Was aber in der Alten Försterei passiert ist einmalig im deutschen Fußball. Das Stadion, einst von den eigenen Fans modernisiert und gebaut, wird auf der Stehplatztribüne gelebt. Rund 80 Prozent der Gesamtkapazität besteht aus dem klassischen „Steher“. Die Union-Fans machen einen Heimspieltag zum Feiertag, denn bereits Stunden vor Anpfiff versammelt man sich in den legendären Kneipen der Altstadt, um sich gemeinsam mit seinen „Kumpels“ auf das anstehende Spiel vorzubereiten.
Gegrillt wird bei den Eisernen übrigens auch noch auf dem klassischen Holzkohle-Grill. Die Bartwurst gibt es für 2,50 € und das Steak für nur 3 €. Der Geschmack ist dann auch noch WELTKLASSE!
Der Verein lebt Bodenständigkeit vor. Die Nähe zu den eigenen Zuschauern ist in der modernen Fußballzeit, wo eher Distanz gewahrt wird besonders. Spieler und Fans begrüßen sich auf dem Köpenick eher ohne Berührungsangst, es wird sich sogar tatsächlich phasenweise mit Namen gegrüßt. Der Verein legt viel Wert auf den Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft, gerade in schlechten Zeiten bewahrt der Verein Ruhe und Besonnenheit. Nach vielen Jahren Kampf an der Tabellenspitze in Liga 2 wurde nun der gesamte Verein mit seinen loyalen und langjährigen Sponsoren belohnt. Der Aufstieg in Liga 1 ist für die Fans aber das größte Geschenk. Nun kommen Gegner wie Schalke, Dortmund oder die Bayern zum Bundesliga-Spiel an die Alte Försterei. Eines darf aber jetzt schon klar sein, nämlich die Tatsache, dass in Berlin nichts verschenkt wird, sondern die Fans gemeinsam mit ihrem Team um jeden einzelnen Punkt kämpfen werden, wie im wahren Leben steht der Kampf hier an erster Stelle. Die Zuschauer auf der Tribüne haben ein Gespür, wann die Mannschaft welche Gesänge benötigt, um die weiteren Prozentpunkte zu erreichen.
Hut ab vor Union Berlin und seinen Fans, Willkommen in der 1. Fußballbundesliga. Nach dem Abpfiff startete eine riesige Party im Stadion und im Stadtteil. Der Club feierte den 1. Aufstieg in die Bundesliga ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden. Nach dem Spiel wurde der Platz gestürmt. Fans und Spieler lagen sich in den Arm, tranken zusammen Pils, aber rauchten auch von einer Zigarre. Bilder für die Ewigkeit. Geschäftsführer Christian Arbeit wurden dann auch noch die Haare abgeschnitten, er war Jahre lang dafür bekannt, dass er seinen Zopf gerne trug, aber für den Aufstieg machte der den Kopf blank. Spannende Herausforderungen warten nun auf alle Verantwortlichen des Vereins. Kader, Sponsoren, Infrastruktur viele Themen stehen an, aber nun wird erstmal bis Donnerstag durchgefeiert, bevor man das Projekt 1. Bundesliga in Angriff nimmt. Aber jetzt steht schon fest, dass die Eisernen eine Bereicherung für die gesamte Bundesliga sind. Die Zuschauer werden jedes Stadion zu einem Hexenkessel verwandeln. Es erinnert eines Fußballfans an tolle Spiele im Tivoli-Stadion Aachen, dem Betzenberg oder brennende Matches auf der Alm in Bielefeld. Die Bundesliga hat ein Stück Basis dazu gewonnen, nämlich echten, ehrlichen Fußball, aber insbesondere fantastische Anhänger.