Duisburg von Unten – „Altes Fährhaus“
Rheinhausen lebt! Ein skeptischer Besuch in einem Traditionslokal entpuppt sich als ein Feuerwerk der guten Laune.
Nur ungern erinnere ich mich an meinem ersten Besuch im „Alten Fährhaus“. Angekündigt war eine Schnitzel-Flatrate. Für mich als geübten Esser eine Freude sondergleichen. Nach einer passablen Wartezeit kamen zwei Mini-Schnitzel, welches nur Kopfschütteln bei allen Beteiligten verursachte. Jene waren schnell futschikato und schnell wurde ein anderes bestellt. Diesmal ein Jägerschnitzel, wobei die Portion noch kleiner erschien. Very tricky, altes Fährhaus. Den Gästen zwei Stunden lang Häppchen in der Hoffnung servieren, dass genug getrunken wird.
Meine charmante Begleitung schminkte sich auf der Fahrt nach Rheinhausen kajalmäßig die Augen, welches ich Jack Daniels-Coke dosenschlürfend angenehm zur Kenntnis nehme. Unbedingt möchte sie „Absolute Pleasure“ sehen, welche an diesem Abend aufspielen werden. Als wir den Laden betraten, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was für eine schöne Old-School-Landhaus-Gaststätte, fernab von jeglichem Trash. Bei meinem letzten Besuch bin ich wohl in einem Nebenraum gelandet und war zu blöd mir den Laden genauer anzuschauen. Wir zwängten uns durch den rappelvollen Laden, bis ans Ende, wo „Absolute Pleasure“ schon geraume Zeit mit Cover Rock das Fährhaus rockten. Duisburgs Kultbassist Guido de Fries hat zu meiner Freude den (selbstgebauten) Bass tiefer gelegt als zu seinen früheren Punkzeiten bei „Jimmy Keith and his Shocky Horrors“. Sängerin Uschi überraschte mich mit ihrer begnadeten Stimme. Jedoch teilte sie sich den Gesang mit einem Poser sondergleichen, aber das gehört wohl dazu. Jörg macht seinen Job ganz gut und animiert das Volk bestens. Highlight des Abends ist für mich der spielfreudige Drummer Christian, welcher selbst blind sein Handwerk beherrscht. Donnerwetter!
Irritiert nehme ich das Wertmarken-System zur Kenntnis, zahle aber lieber die 2,50€ in bar für das große Pils, welche von zwei äußerst angenehmen Damen an der Theke ratzfatz serviert werden. Sehr schön. Angenehm auch die Gäste des Abends. Gute Laune everywhere, welches beinahe schon familiär wirkte. Die langen Wege zum WC sind angenehm rauchfrei. Der einzige, welcher seltsam auffällt, ist der Alt-Punk auf dem Pissoir, welcher doch tatsächlich einen kleinen Bourbon aus der Tasche zaubert und ihn lächelnd runter spült. Sachen gibt’s. Wenn künftig noch mehr Konzerte dort stattfinden, dann bin ich dabei. Am 15. Mai ab 11 Uhr spielen z.B. zum Frühschoppen die famosen „Old Mountain Men“ mit Pierre Lavendel und dem Mann aus dem Bergen. Wir sehen uns an der Bar!