Machtübergabe im Rathaus: Seine Tollität Prinz Matthias I. führt die närrischen Amtsgeschäfte
Das traditionelle Prinzenfrühstück im Rathaus begann in diesem Jahr nicht wie sonst mit der Büttenrede des Oberbürgermeisters Sören Link. Stattdessen stellte das Stadtoberhaupt zuerst zwei Mitarbeitende ins Rampenlicht, ohne die der Duisburger Karneval nicht das wäre, was er wäre: Patricia Kerst und Michael Jansen. Er dankte den bBiden herzlich für den ehrenamtliche Einsatz: „Der Eine machts mehr nach außen gerichtet, die Andere machts mehr nach innen:“ Zusammen seien sie ein tolles Team für den Duisburger Karneval. Sichtlich gerührt nahm Patricia Kerst die Ehrung entgegen.
Durchaus ernste Töne schlug der Oberbürgermeister in seiner anschließenden Büttenrede an, die sich auf die aktuellen Demonstrationen gegen den Rechtsextremis in Deutschland bezogen. Link machte deutlich, dass der Karneval immer schon bunt und integrativ gewesen sei – rechte Parolen hätten hier keinen Platz. Nach der Rede überreichte Link den Schlüssel der Stadt an seine Tollität Prinz Matthias I, der für die kommenden Tage das Sagen hat.
Trotz des wechselhaften Wetters feierten hunderttausende Duisburger dann ihren Prinzen beim Rosenmontagszug. 30 Wagen starteten verspätet gegen 13:35 Uhr am Innenhafen, das Ziel war der Güterbahnhof. Aufsehen erregten die Fahnenschwenker des MSV Duisburgs sowie die Karnevalsgesellschaft Piraten des Südens, die standesgemäß zumindest mit der unteren Hälfte eines Segelschiffes auftauchten. Aus Zeewolde war das „Muziek und Showkorps Blue Seals“ zu Gast. Insgesamt herrschte eine friedliche und ausgelassene Atmosphäre.
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Die Büttenrede des Oberbürgermeisters:
Am Rosenmontag, Session für Session, Einleitung
ist es in Duisburg Tradition,
zu treffen sich zum Prinzenmahl
um 11 Uhr elf in diesem Saal.
Ein jeder, der in dieser Stadt,
närrischen Rang und Namen hat,
weiß dieses Frühstück wohl zu schätzen,
weil wir im Rathaus Zeichen setzen,
für närrische Gepflogenheiten
und jeckes Brauchtum alter Zeiten.
Der Karneval, für den ich werbe, Motto
gilt längst als kulturelles Erbe.
Doch mehren sich derweil die Sorgen,
wird man ihn feiern auch noch morgen?
Der HDK ist alarmiert
und hat’s als Motto formuliert:
„Jeckes Treiben, DU musst bleiben!“
Das kann auch ich so unterschreiben.
Den Alltag vergessen, die Rollen vertauschen, Kostüm
sich mit Frohsinn, Musik und Köpi berauschen,
war Hippie, Schotte, Traumschiff-Star,
denn Karneval macht Träume wahr.
Ich musste mich erneut entscheiden:
Als was soll ich mich nur verkleiden?
Seit Kindertagen lockt mich sehr,
die Arbeit bei der Feuerwehr.
Und endlich ist es jetzt so weit,
zum Höhepunkt der Narrenzeit,
darf ich das Abenteuer wagen,
die schicke Einsatzkleidung tragen!
Ich will damit in diesen Tagen,
auch allen herzlich Danke sagen,
die Stadt und Bürgerschaft sehr nützen,
durch‘s retten, löschen, bergen, schützen,
verlässlich ihren Dienst verrichten
in 24-Stunden-Schichten.
Zugleich will ich ins Zentrum rücken, Vorstellung Bürgermeister/in
auch andere, die für Duisburg krücken.
Wie Ordnungsamt und WBD,
so kam mir plötzlich die Idee,
die Bürgermeister auszustatten,
nicht mit Perücken und Krawatten,
dafür mit dem, was unsere Stadt
an Dienstleistung zu bieten hat.
Weil stets an Mode interessiert,
hat selbst die Edeltraud probiert,
ob eine Dienst-Montur sie kleidet,
ob für den Schnitt man sie beneidet.
Ein Ende hätten dann die Fragen:
Welches der Outfits soll ich tragen?
Und Volker, der in jungen Jahren
die schnellsten Schlitten hat gefahren,
ist jetzt im Fuhrpark engagiert,
wo er die Fahrzeuge frisiert,
denn schneller als die Feuerwehr,
kommt wohl kein Hilfedienst daher.
Es ist im Lauf der tollen Tage,
auch für Sebastian keine Frage:
Natur und Umwelt muss man schützen,
ein Gärtner kann hier sehr viel nützen.
Er ist der Fachmann dieser Runde
für Baumschnitt, Gras und Blumenkunde.
Als Brandaufsicht bin ich gefragt, Ratsleute/Verwaltungsvorstand
wenn Duisburgs Rat sich trifft und tagt,
da geht es hitzig oft vonstatten,
bei rauchenden Köpfen und heißen Debatten.
Vielleicht habt ihr es schon bemerkt: Prinzencrew
Ich hab` den Brandschutz heut‘ verstärkt.
So kann ich hier auch die benennen,
die heiß und leidenschaftlich brennen,
für Duisburgs Brauchtum Karneval:
Hier ist der Prinz samt Personal.
Matthias heißt der Prinzregent,
ein wahrlich zündendes Talent,
dazu ‘ne Crew mit großen Reizen,
um Volk und Sälen einzuheizen.
Und auch am Nachwuchs muss es liegen, Kinderprinzencrew
dass neben Funken Herzen fliegen.
Sie sind charmant und haben Witz,
begrüßt mit mir die Crew der Kids!
Doch heißer noch als alle brennt, HDK-Präsident
vom HDK der Präsident.
Als närrisch nette Spitzenkraft
hat er seit Jahren stets geschafft,
die Narretei hier zu verbreiten,
und für den Karneval zu streiten.
All seine Kraft und Obsessionen
steckt er in Duisburger Sessionen.
Gewiss nicht minder prominent Polizeipräsident
ist auch der nächste Präsident,
für Kripo, Schutzdienst, Hundertschaft
ist er in Duisburg Führungskraft.
Zum Schutz auch jecker Frohnaturen,
bekämpft er Unterwelt-Strukturen,versalzt mit seiner starken Truppe.
besonders gerne Clans die Suppe!
Wo’s brennt, da sind auch sie zur Stelle, Presse
berichten in Sekundenschnelle.
Soeben erst ist es geschehen,
schon muss die Nachricht online gehen,
weil alles strebt zum News-Portal:
Erfolg bringt nur die „Klick“-Anzahl,
entscheidend ist Geschwindigkeit,
zum Drucken bleibt nur selten Zeit.
Mit Wehmut geht die Grußadresse,
an alle Gäste von der Presse.
Als Freund und Helfer muss ich sagen, Gewalt gegen ö.D.
ist nur sehr schwerlich zu ertragen,
was jüngst im Einsatz oft geschah,
und wirklich nicht zu fassen war.
Manch Helfer musste schon empfinden,
dass Anstand und Respekt verschwinden,
beworfen wird der Einsatzwagen,
es wird gedroht, gespuckt, geschlagen.
Auch in den Ämtern und Büros,
agiert manch Bürger rücksichtslos.
Nach solchen Taten, völlig klar,
kriegt Hilfe, wer betroffen war.
Für Täter gilt es festzustellen:
Null Toleranz in solchen Fällen!
Wir melden und wir zeigen an,
damit der Staat ermitteln kann
und solch gefährliche Aktionen
belegt mit passenden Sanktionen.
Es ist auch Laien wohlbekannt: Rechtsradikalismus
Wenn großes Feuer, schlimmer Brand,
entfachte sich nicht aus Versehen,
dann ist von Vorsatz auszugehen.
Im Geiste einen Brand zu stiften,
bei vielen den Verstand vergiften,
das ist der Plan der Rechtsextremen,
die Nazisprache übernehmen,
die braunen Fantasien nachhängen
und nur verleugnen und verdrängen.
Jedoch: Wenn solche Hetzer zündeln,
weiß Deutschland seine Kraft zu bündeln,
sorgt tausendfach im Schulterschluss,
bei Rechtsextremen für Verdruss,
weil Gegenwind nun kräftig weht,
die Brandmauer nach rechts entsteht.
Geschichte brachte uns die Lehre,
man besser sich am Anfang wehre,
gegen die, die sich nicht scheuten,
„Re-Migration“ rechts umzudeuten,
in krude und kranke Wahnsinns-Visionen,
von massenhaften Deportationen.
Hier will die Mehrheit nicht mehr schweigen,
sondern gemeinsam Flagge zeigen,
und demonstriert mit Wort und Taten:
So wehrhaft sind wir Demokraten!
Im Löschzug kommt man recht viel rum, Stadtentwicklung
und hat man Zeit, schaut man sich um.
Ich stell‘ dabei fest, bei Tag und bei Nacht,
das Duisburg von Morgen wird heute gemacht.
Das Blaulicht fällt auf große Kräne,
vom Rohbau echot die Sirene,
ich sehe Quartiere für Arbeit und Wohnen,
dazwischen viel Grün und auch Ruhezonen,
und weiß, dass hier sukzessive entsteht,
ein Plus an Lebensqualität.
Für „Sechs-Seen-Wedau“, den Wohnort am Strand,
sind jetzt auch die Nah-versorger bekannt,
die „Duisburger Dünen“ sind nun definiert,
als nachhaltig, smart und sozial orientiert.
Am Bahnhofsgebäude, Gleis 11 und Gleis 10,
sind Wellendächer bald schon zu seh‘n,
und alle Projekte, die ich hier genannt,
sind vielleicht dereinst zugleich überspannt,
für ÖPNV der seltenen Art
und eine Seilbahn-Gondelfahrt.
Genug gereimt, genug gedichtet, Abschluss und Sponsorendank
das Frühstück ist längst angerichtet,
was mich zu heißem Dank verpflichtet.
Denn manches wäre längst verloren,
ohne Einsatz von Sponsoren,
deren große Leidenschaft,
in Duisburg hier so vieles schafft.
Heut‘ sind es Speisen und Getränke:
Wir sagen Dank für die Geschenke!
Zum Abschluss gibt es noch zu sagen:
Ich muss das Hausrecht übertragen.
Der Prinz verlangt die Rathauswache
für seine jecke Stimmungsmache.
Und bitte seid nicht irritiert,
dass er den Leitsatz editiert
von „Retten, bergen, löschen, schützen“!
in „Retten, bergen, löschen, bützen“!
Auch ich muss mich den Regeln fügen,
wünsch‘ allen hier nun viel Vergnügen,
um jetzt im Löschen mich zu üben!
Prost und Helau! Euer Feuerwehrmann Sören Link!