Duisburger Bahndesaster: Wie man den Leuten den ÖPNV verleidet
Wer in jetzigen Zeiten in Duisburg mit Bus und Bahn unterwegs ist, der muss Geduld mitbringen. Viel Geduld. An den fast schon zehnjährigen Schienenersatzverkehr von der Scholtenhofstrasse in den Norden habe ich mich ja schon gewöhnt. Und ich stehe nächstes Jahr mit Ballon, Konfetti und einer Tröte vor dem Verkehrsbüro am HBF um zu gratulieren. Was am längsten hält ist das Provisorium so heißt es. Dann mal Gratulation, liebe DVG!
Während der Grund für den SEV ab der Scholtenhofstrasse keinem Bürger, keiner Bürgerin der Stadt so richtig zu erklären ist – die DVG hat sich auch auf der Webseite da keine Mühe gegeben, hmmm; ,dass diverse Baustellen neuen SEV hervorrufen – zur Zeit mal wieder vom Bahnhof Meiderich bis zum Hamborner Rathaus ist notwendig und vernünftig. Hier wird ja ausgebessert und repariert. Immerhin kann ich nachvollziehen: Da wird was getan. Da wird was erneuert. Es ist nur temporär. Aber das ändert nichts daran, dass die Gesamtsituation sehr, sehr unbefriedigend für Pendler*innen nicht nur in diesen Tagen in Duisburg ist.
Wer wie ich im Norden arbeitet aber in Duisburg Mitte wohnt, der kennt mittlerweile zwei Anzeigen, wenn er den Bahnsteig der 901 betritt: Entweder fällt eine Bahn aus – was an einem Dienstagabend doppelt und dreifach ärgerlich ist, wenn man „Auf dem Damm“ wartet und eine Stunde bis zur nächsten Bahn irgendwie totschlagen muss – oder aufgrund irgendwelcher Dinge hat die Bahn Verspätung. Bis zu 17 Minuten häufen sich da an. Manchmal fällt aufgrund der Verspätung auch einfach eine Bahn aus, was dann zu vollen, mit Menschen zugepfropften Waggons führt. Ich bin versucht meine FFP2-Maske wieder hervorzuholen …
Ich muss wohl nicht betonten, dass auch eine Verspätung von knapp 17 Minuten im Berufsverkehr außerordentlich ärgerlich ist. Auch ich möchte pünktlich zur Arbeit kommen, möglichst noch mit guter Laune. Stattdessen muss ich Leuten auf die Pelle rücken, kommen zu spät und meine Laune sinkt schon zum Tagesstart in den Keller. Der Grund für den ganzen Wirrwarr? Die aktuellen Bahnen sind einfach überaltert. Werden aber noch bis an den Rand der Leistungsfähigkeit genutzt, weil die Stadt Duisburg sich offenbar in der Vergangenheit keinen Deut um die den ÖPNV und dessen Zustand gekümmert hat. Das ganze aktuelle Desaster hätte man vermeiden können, wenn man vorgeplant hätte. Aber warum sollten Bahn- und Busfahrer es besser haben als Radfahrer, die ein weitaus katastrophaleres nicht gelungenes Radwegenetz in Duisburg befahren dürfen? Danke, liebe Stadt für diese Gleichmacherei. Besser wird das alles dadurch nicht, aber ich kann mich trösten: Ich muss nicht auf huckeligen Radwegen durch die Gegend fahren und darüber rätseln wo ein Weg anfängt und wo ein Weg aufhört.
Warum aktuell gar keine neuen Bahnen unterwegs sind – also nicht mal auf der Linie 903? Weil laut DVG-Webseite bei beiden Bahnen ein Bügel, also ein Teil des Stromabnehmers gerissen ist. „Das ist bei keinem der zahlreichen vorherigen Tests passiert. Um die Ursache für diesen Fehler zu finden und ihn zu beheben, fahren die Bahnen vorerst nicht.“ Wie lange es ungefähr dauert bis der Fehler behoben ist, das haben sie nun nicht hingeschrieben. Nun, dafür kann die DVG nun wirklich nichts. Ebensowenig wie dafür, dass die neuen Bahnen 10 Zentimeter zu lang sind und es daher ein Problem in Mühlheim gibt. Etliche Haltestellen müssten von der Stadt noch für die neuen Bahnen präpariert werden. Das ist einfach Pech, zugegeben.
Dennoch geht es um Grundsätzliches. Wer mit dem ÖPNV in Duisburg fährt hat nicht das Gefühl, dass hier die Taklung und die Anschlussplanung aus einem Guss ist. Der Unmut in Beeck zum Beispiel ist immer noch groß, weil die DVG bei der damaligen Linienplanänderung zwar eine sogenannte Rundlinie einführte – eigentlich würde ich erwarten, dass die Busse da wirklich einen Kreis fahren, aber zwei Busse fahren in unterschiedlicher Richtung denselben Kreis ab, nun gut. Die Haltestelle Ostackerweg aber entfiel. Damit sind bis heute Senioren, die früher ohne Umstände zur Kirche und zum Gemeindehaus kamen, darauf angewiesen ab der Gustavstraße oder der Papiermühlenstrasse zu laufen. Mit Rollator ist das bekanntlich alles ein Kinderspiel. Überhaupt verstärkt die Stadt die Eindruck, dass sie keinerlei Interesse hat ein durchdachtes, gut konzeptioniertes Netz auf die Beine zu stellen. Dass die U79 momentan nur alle 15 Minuten fährt, auch das hat für Unmut gesorgt.
Am Ostausgang ist momentan die Tendenz versinnbildlicht, die in der Stadt herrscht. Noch ist der Kreisverkehr nicht fertig. Noch fehlt überhaupt ein Hauch von Aufenthaltsqualität, die uns als Bürger*innen versprochen wurde. Ich persönlich würde Bänke und schattiges Grün dazu zählen. Das ma noch kommen, aber aktuell … hmm. Was sich abzeichnet: Die Bevorzugung von Autos. Die Parkplätze sind nämlich schon fertig, die eRoller haben einen eigenen Bereich – man kann nur vermuten ob die Car-Parks für Radfahrende geplant sind oder nicht. Aber die Bevorzugung des Autos als dem Verkehrsmittel Duisburgs – das wird nicht nur an dieser Stelle sichtbar.
Falls Duisburgs Politiker*innen wirklich daran gelegen ist klimafreundlich zu handeln, Menschen dazu zu bewegen das Auto stehen zu lassen und öfters ÖPNV zu fahren, dann haben wir in Duisburg aber wirklich noch eine ganze Menge Arbeit vor uns. Duisburg ist halt echt …