Erwachen (2)
Die in Anspruch genommene ‚Freiheit‘ war nicht irgendeine, auch nicht eine totale, sie hätte sogar mich umfasst: wäre für mich eine Freiheit auch von mir gewesen. Ein Suizid; denn ich wäre nicht mehr existent gewesen. Hingegen jene ‚Freiheit‘ war abstrakt, ein abstraktes Sprachbild, dennoch konkret: frei von kognitivem Nebel zu sein. Und eine Bedingung von begründbarer Autonomie! Möglichkeiten von Freiheiten gibt es viele, welche aber beansprucht werden, bedarf einer Entscheidung. Anstatt über ‚Freiheit von‘ ließe sich über ‚Freiheit zu‘ sprechen. Dies brächte mehr Aktivität ins Spiel. Dazu wäre ich aber aktuell nicht in der Lage. Ich bin weiterhin auf ein Krankenbett angewiesen.
Freiheit wird nicht selten intellektuell überschätzt, als wäre sie ein Selbstzweck. Sie kann als Impuls dienen, um etwas Konkretes zu erreichen, das eventuell abzuwägen wäre, zu mehr taugt sie aber nicht. ‚Freiheit‘ ist lediglich ein substantiviertes Adjektiv.
Während Freiheitsapostel primär etwas über die Pumpkraft ihrer Hormone verraten, wird in freiheitlichen Gesellschaften regelmäßig gegen Autonomie gearbeitet, gegen die Schaffung jeweils eigener Regeln, die in Auseinandersetzung mit bestehenden entwickelt werden könnten. Die Gefahr einer Anarchie wäre als kausale Folge zu groß, würde man etwaige Bestrebungen auch nur dulden?
Der freie Markt als gesellschaftlicher Ordnungsfaktor bietet u.a. ein Einfallstor für unregulierte Dummheit, in Abhängigkeit vom jeweiligen Marketing und den Massen von Konsumenten. Lügen und Betrügen ist systemrelevant, manchmal sogar zu morden. Ein gesellschaftlicher Fortschritt wäre durchaus möglich, würde man Kreativität fördern, nicht An- und Nachbetungen, und zwar als Kern einer Bildung.
Dieser Kern wäre für viele Menschen zu bitter? Mir geht es nicht um Geschmack oder Beliebigkeit.
In Fortsetzung: Erwachen (3)