Außenseiter – Spitzenreiter zur Kommunalwahl 2020: Im Gespräch mit dem SPD-Trio Jülide Celenk, Torsten Steinke und Ünsal Basar
Die stärkste Partei in Duisburg ist die SPD. Im Wahlkampf zur Kommunalwahl 2020 sind die gesetzten Kandidaten in jedem Stadtteil präsent. Infostände, Bürgersprechstunden, Dreck-Weg-Aktionen und persönliche Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürger. Seit Monaten sind sie aktiv in der Stadt unterwegs. Nun geht es in die End-Phase über. Morgen ist Wahltag.
Bei der SPD sind sehr viele Kandidaten engagiert und motiviert in der Stadt unterwegs. Xtranews konnte sich nicht mit allen treffen. Doch drei Kandidaten waren terminlich kurzfristig in der Lage sich mit der Redaktion zu einem Gespräch zu treffen.
Jülide Celenk tritt als Direktkandidatin für den Wahlkreis Beeck, Bruckhausen, Landschaftspark an und tourt an den Wochenenden mit einem VW-Bulli und dem Rad durch ihren Bezirk. Man nennt sie liebevoll den „Sonnenschein“. Ünsal Baser tritt als Rats-Kandidat für die Stadtteile Hochfeld-Süd und Wanheimerort-West an, Torsten Steinke für Wanheimerort-Ost und Wedau-Nord.
XN: Wie seht Ihr Eure Chancen gewählt zu werden?
JC: „Ich finde, das meine Chancen gewählt zu werden im normalen Bereich liegen. Wir tuen als SPD unser Bestes für unsere Bürger*innen. Am Ende entscheiden sie. Wir vertrauen darauf, dass sie wählen gehen.“
TS: „Fair.“
ÜB: „Ich denke, dass ich als SPD Kandidat im vorderen Feld mitspielen werde. Es ist schwer sich selber einzuschätzen. Ich hoffe das ich an die Wahlerfolge von meinem Vorgänger Theo Peters anknüpfen kann.“
XN: Was ist an Eurem Wahlkreis besonders?
JC: „In meinem Wahlkreis gibt es einige Besonderheiten, das multikulturelle Klientel, der Zusammenhalt der Bürger*innen, die vielen Kindergärten und Schulen, die große Stahlindustrie ThyssenKrupp, den Kulturbunker in Bruckhausen und nicht zu vergessen der Landschaftspark. Den Landschaftspark muss man nicht mehr beschreiben. Der Park spricht für sich.“
TS:“Einer von 11 Stimmbezirken ist im Stadtbezirk Süd angesiedelt. Der Kalkweg grenzt an den Sportpark und die Seenplatte, Bernhardsheim fast an den Rhein und das Zentrum mit Michaelplatz, Fischerstraße, Düsseldorferstraße und Schlenk bildet eine zentrale Lebensader des gesamten Stadtteils Wanheimerort, der traditionell eine Brückenfunktion zwischen den Stadtbezirken Mitte und Süd hat. Wanheimerort hat da eine wichtige Versorgungsfunktion auch für benachbarte Stadtteile und in einigen Sektoren, wie sozialen Diensten oder spezialisierten Anbietern auch darüber hinaus. Die vielen Siedlungen des Stadtteils haben oft beinahe dörflichen Charakter. Das passt gut zum breiten Vereinswesen des Stadtteils und vielen abwechslungsreichen kulturellen Angeboten, Freizeit und Sportmöglichkeiten.“
ÜB:“Es ist sehr bunt gemischt tatsächlich. Von der Karl-Jahres-Straße über den Hochfelder Markt, läng durch Wanheimerort bis Neubausiedlung Neuenhof auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne der britischen Rheinarmee. Kurz gesagt: alle gesellschaftlichen Schichten sind vertreten. Dieser Wahlkreis hat viel Potenzial. Sowohl im Bereich der Wohnraumentwicklung also auch Wirtschaftsflächen. Ich denke das die Duisburgerinnen und Duisburger in der neuen Wahlperiode viel aus diesem Wahlkreis hören und lesen werden.“
XN: Warum gehen Migranten gar nicht bis kaum wählen? Ist dieser Zustand in der Vergangenheit gefördert worden?
JC:“Ich finde nicht das „Migranten“ so wie man die Bürgerinnen benennt gar nicht bis kaum wählen. Wir müssen alle Bürgerinnen dazu animieren sich zu beteiligen und wählen zu gehen. Hier haben die Bürger*innen nämlich die Möglichkeit direkten Einfluss auf die Politik zu nehmen.“
ÜB:“Es stimmt das die Wahlbeteiligung niedriger ist, aber ich würde nicht sagen das sie per se nicht wählen. Wenn wir in Stimmbezirken extrem niedrige Wahlbeteiligung haben, dann ist das auch ein Versagen der Kandidatinnen und Kandidaten. Da nehme ich mich selber nicht aus der Verantwortung.“
XN: Ihr kandidiert in den verschiedensten Stadtteilen. Welche Potentiale seht Ihr in Eurem jeweiligen Stadtteil?
JC: „Ich sehe hier Potentiale, ja. Das wir hier vor Ort gemeinsame Projekte planen und durchführen können, das wir hier eine Nachbarschaftshilfe organisieren können, damit wir hier auch Politik auf Augenhöhe machen können.“
TS: „Wanheimerort ist seit kurzem Nebenzentrum und bietet hervorragende Möglichkeiten um hier gut zu leben. Es gibt Raum für Entwicklung. Zahlreiche Unternehmen aus Handwerk, Gewerbe, Handel und Industrie sind hier heimisch. Leben und Arbeit lassen sich vereinbaren Planung und Wandel erfolgen mit Augenmaß. Eine breite Wirtschaftsstruktur und Projekte wie die IGA bieten eine Zukunftsperspektive, die Renaturierung und Neuansiedlung, Bildung – Wirtschaft und Umwelt vereinbart. Im Zentrum des Stadtteils wird auch der urbane Charakter Wanheimerorts deutlich. Für den 19. September, abends, am Wochenende haben wir eine Konferenz – online – mit der Stadtspitze vorbereitet, an der einige Akteure die Perspektiven ausloten werden, die sich für Wanheimerort als neues Nebenzentrum eröffnen. Auch unser Leitbild eines sozialen, inklusiven und barrierefreien Stadtteils ist hierfür ein wichtiger Baustein.“
ÜB:“Hier verweise ich auf meine Antworten, die ich bereits zu Frage 2 gegeben habe.“
XN: Worin seht Sie Ihr Euren Stadtteil benachteiligt behandelt?
JC:“Benachteiligung sehe ich für meinen Stadtteil im Bereich der Freizeitmöglichkeiten, Förderungen der Schulen sowie die durchgängigen Öffnungszeiten der Stadtbibliothek in Beeck. Hier müsste ein neues Sortiment angeschafft werden und mögliche Kinderfeste nach Corona angeboten werden, damit den Kinder und Jugendliche das Angebot der Bücherei attraktiver gemacht wird.
In unserem Stadtteil gibt es keinen einzigen Drogeriemarkt mehr, keinen Kinderarzt, keine Orthopädische Praxis und keinen Augenarzt. Hieran mangelt es den Bürger*innen.“
TS:“Im Unterschied zu anderen Bezirken sind sogenannte Hochkultur und einige andere städtische Angebote im Bezirk Mitte bewusst eher auf die City konzentriert und dort besonders reichhaltig. Durch die Randlage bedeutet das für uns Wanheimerorter manchmal längere Wege. Aber das lässt uns auch kreativ werden und Vereine, Verbände, Kirchen und private Initiativen füllen diese scheinbare Lücke.“
ÜB:“Der Strukturwandel war in diesen Stadtteilen so stark, dass sie es nicht selber geschafft haben und es auch nicht selber schaffen werden. Daher ist es gut und richtig, dass die öffentliche Hand durch Stadtteilentwicklungsprojekte strukturierte Weiterentwicklung betreibt.“
XN: Welche Schwächen seht Ihr bei Euren politischen Mitbewerbern?
JC:“Ich suche nicht nach den Schwächen meiner Mitbewerber. Ich wünsche allen einen fairen Wahlkampf. Ich vertraue den Bürger*innen und ihrer Stimme.“
TS:“Nur wenige leben oder arbeiten selbst im Stadtteil. So einige kennen nicht mal den Wahlkreis, wissen nicht wie der Stadtteil heißt und verteilen Plakate und Flyer in den falschen Stimmbezirken (lach). Allein im Wahlkreis Wanheimerort Ost, Wedau Nord leben mehr als 70 Sozialdemokraten. Nicht nur überall dort, wo unsere Plakate zu sehen sind, leben unsere Mitglieder. Wir sind für unsere Nachbarn ansprechbar und freuen uns, uns einzubringen. In der Dickelsbachsiedlung unterhalten wir ein Stadtteilbüro im Michael-Rodenstock- Haus. Wir sind gut vernetzt in W‘ort und reagieren, wo möglich, schnell. Mehr tun als drüber zu reden. Immer und nicht nur im Wahlkampf. Andere können das nicht anbieten.“
ÜB:“Der Großteil der Kandidatinnen und Kandidaten wohnt nicht im Wahlkreis. Der Wähler weiß das auch. Bei der Kommunalwahl geht es auch darum den Menschen zu wählen, der weiß was vor Ort los ist.“
XN: EU-Zuwanderung… Chancen oder Risiko?
JC:“Ich persönlich finde das Zuwanderung von EU- Ländern ein Akt der Menschlichkeit ist. Ein ausgewogenes Miteinander bringt Chancen mit sich.“
TS:“EU-Bürgerschaft ernst nehmen und Perspektiven für alle schaffen in allen Mitgliedsstaaten. Solange wir das nicht gemeinsam erreicht haben brauchen wir Solidarität. Durch Sprachlotsen, Familienförderung und hohes Engagement in Schulen und in niedrigschwelligen Projekten haben wir in Duisburg schon große Fortschritte gemacht und einige Talente gefördert. Allen Schwierigkeiten zum Trotz und sogar besonders unter Pandemiebedingungen. Mein Dank und meine Anerkennungen gelten allen, die sich hier eingebracht haben. Besonders gefreut hat mich, dass die Stadt meine Initiative in die Tat umgesetzt hat und sich dafür mit einer Förderung von Kunst und Kultur bedankt hat. Vorort in den Stadtteilen und über Ruhrtube, koordiniert vom kommunalen Integrationszentrum.“
ÜB:“Chance wenn es gestaltet wir, Risiko wenn man es ignoriert. Wir müssen aus den 60er und 70er Jahren lernen.“
XN: Wie bewertet Ihr die bisherige Arbeit des Oberbürgermeisters?
JC:“Die bisherige Arbeit des Oberbürgermeisters finde ich gelungen. Wir haben weniger Schulden als Kommune und in der Corona Pandemie hat unser Oberbürgermeister einen kühlen Kopf bewahrt und den Bürger*innen stets neue Informationen weiter gegeben. Das gab den Bürgern ein Gefühl von Sicherheit.“
TS:“Den Spagat zwischen „freiwilligen Leistungen“, also dem was die Lebensqualität ausmacht und den erreichten soliden Haushalten, die ohne Neuverschuldung auskamen, war nicht einfach. Sören Link hat es geschafft Verwaltung, Stadtrat und Land hinter diesem gemeinsamen Ziel zu vereinen. Und Stillstand gibt es nicht. Das Pandemie-Management unter schwierigen Bedingungen war vielen Anderen und besonders dem Kurs der Landesregierung oft weit voraus. Ja, ich bin zufrieden.“
ÜB:“Super. Ein starker Oberbürgermeister der sowohl Verwaltung als auch politisches Kalkül kann. Sören Link ist nicht umsonst so beliebt.“
Die Redaktion bedankt sich bei allen drei SPD-Kandidaten für das Gespräch und wünscht auch Ihnen alles Gute für den Wahlkampf.