Mund-Nasen-Masken: Jede selbstgenähte Maske hilft
In vielen Arbeits- und Wohnzimmern der ehrenamtlich aktiven Frauen der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland rattern derzeit die Nähmaschinen. Für Margit Büttner birgt das eine gewisse Ironie. „Schließlich war die praktische Hilfe während den Anfängen der Frauenhilfe Ende des 19. Jahrhunderts ein wesentlicher Baustein“, berichtet Büttner, die Teil des Vorstands des Kreisverbands Koblenz der Frauenhilfe ist. Wurden damals Socken für Arme und Soldaten genäht, sind es heute Mund-Nasen-Masken.
Mit ihrer Idee, selbst Hand anzulegen, ist Büttner nicht nur in ihrem Nähclub in Winningen, sondern auch bei der Frauenhilfe auf offene Ohren gestoßen. Und so wird nun genäht, was das Zeug hält – auf Grundlage einer Anleitung der Essener Feuerwehr. „Die geht gerade viral im Internet, wie man das heutzutage so schön sagt“, erzählt Büttner mit einem Lachen. Ein paar hundert Masken seien im Nähclub mittlerweile bereits entstanden. „Die Masken gehen vor allem ans Altersheim in Winningen, aber auch an das Evangelische Stift Krankenhaus in Koblenz.“ Dort würden sie für nicht-medizinisches Personal eingesetzt. „Es finden sich immer Einrichtungen, die Masken brauchen“, weiß Büttner um den großen Bedarf.
Hilferuf der Diakoniestation Wermelskirchen
Davon kann auch die Evangelische Kirchengemeinde Wermelskirchen ein Lied singen. „Der Geschäftsführer der Diakoniestation Wermelskirchen ist mit einem Hilferuf an uns herangetreten und hat uns gebeten, zirka 500 Masken aus kochfestem Stoff zu nähen“, berichtet Pfarrerin Almuth Conrad. Auf der Gemeindehomepage werden deshalb nun nicht nur Näher und Näherinnen gesucht, sondern es wird auch um kochfesten Stoff gebeten. „Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß, über die Kirchengemeinde hinaus“, ist Conrad glücklich. Die 500 Masken seien noch vor Ostern fertig gewesen. „Allein die christliche Flüchtlingsinitiative Willkommen in Wermelskirchen hat innerhalb von drei Tagen 200 Masken genäht.“ Auch wenn das „Ziel“ erreicht sei, werde noch weitergenäht. „Der Bedarf bei der Diakonie ist weiterhin groß“, weiß Conrad.
Dasselbe Bild zeigt sich auch in Hilden. Dort sucht das Evangelische Hilden Näherinnen und Näher, um die ambulante Pflege der Diakoniestation mit Behelfsmasken beliefern zu können. Wie dringend dort solche Mund-Nasen-Masken benötigt werden, betont Pfarrer Ole Hergarten in einer Video-Botschaft.
Großer Bedarf in Obersteiner Seniorenheimen
In Oberstein steht vor allem die Nähmaschine von Stefanie Schneider, Küsterin der evangelischen Kirchengemeinde Oberstein, dieser Tage kaum noch still. Weil in den Seniorenheimen selbstgenähte Behelfsmasken dringend benötigt werden, hat ihre Kirchengemeinde ebenfalls einen Aufruf gestartet. Mehr als 180 Masken hat Schneider, die seit 40 Jahren näht, bereits gefertigt. Weitere hat unter anderem der Pfarrer Wolfgang Steuckart von der evangelischen Kirchengemeinde Göttschied beigesteuert. „Die sind alle vergriffen, neue aber schon in Arbeit“, erzählt Schneider, die sich noch über die ein oder andere Unterstützung freuen würde.
„Behelfsmasken vermindern Infektionsrisiko“
Wie wichtig jede einzelne Mund-Nasen-Maske ist, verdeutlicht Schneider an einem Beispiel: „Ein Altenheim hat unbrauchbare Masken aus China bekommen. Die waren super glücklich über die 50 Masken, die ich geliefert habe, weil sie waschbar sind.“ Ohnehin würden auch Virologen sagen, dass solche Masken „besser als nichts sind“. Das will auch Büttner von der Evangelischen Frauenhilfe betont wissen. „Der Schutz der Mitmenschen durch die Masken ist nicht zu unterschätzen.“ Schließlich würden Corona-Viren durch Tröpfchen übertragen. „Es gibt zahlreiche Videos von Ärzten, in denen zu sehen ist, wie weit Tröpfchen beim Husten oder Atmen mit und ohne Schutz fliegen“, weiß Büttner. Dabei sei eindeutig zu sehen, dass auch eine selbstgenähte Behelfsmaske die Reichweite und damit das Infektionsrisiko stark reduziere.
Tipps und Tricks fürs Nähen
Die drei Frauen wollen deshalb jede und jeden ermutigen, selbst Hand anzulegen. Dafür brauche es im Prinzip nur eine Nähmaschine, ein Bügeleisen, heiß waschbare Stoffreste und einen Basteldraht. „Am besten ist doppellagiger Stoff, der bei 95 Grad waschbar ist“, informiert Büttner, die selbst alte Bettwäsche nutzt. Anfängern rät sie, sich nicht entmutigen zu lassen. „Es ist normal, dass die ersten Masken locker 45 Minuten brauchen.“ Damit der Start gelingt und einfacher wird, empfiehlt Küsterin Schneider deshalb Neueinsteigern, mehrere YouTube-Anleitungen anzuschauen. „Dann sucht man das für sich am einfachsten und passendste heraus.“
Laut Pfarrerin Conrad spielt auch der Draht eine große Rolle. „Damit lässt sich die Maske gut an die Nase anpassen. Wichtig ist das etwa für Brillenträger, damit die Gläser nicht beschlagen“, weiß Conrad und Büttner ergänzt: „Ich selbst nehme Pfeifenputzerdraht, Blumendraht geht aber auch.“ Außerdem bevorzuge sie Bänder zum Binden, „dann passt die Maske zu jedem Kopf“.