Duisburg: Stephanie Hajdamowicz im Interview zum Dokumentarfilm „Marxlohland“
Ein Dokumentarfilm soll zeigen, das Duisburg Marxloh besser ist, als sein Ruf. „Marxlohland“ soll und wird dieser Film heißen und soll helfen, den Stadtteil und seine Menschen besser zu verstehen. Dieser Film wird in einem Crowdfunding-Projekt von Stephanie Hajdamowicz und Kathrin Hartmann erstellt.
„Zeigen, wie Marxloh wirklich ist“, so lautet das Ziel der beiden Initiatorinnen. Ihr Dokumentarfilm „Marxlohland“ befindet sich bereits mitten im Dreh und soll einen genaueren Einblick auf den Duisburger Stadtteil werfen, der unter seinem negativen Ruf als „No-Go-Area“ ziemlich leidet. Um die Produktion des Films gestemmt zu bekommen, haben die TV-Journalistin Hajdamowicz und die Kamerafrau Hartmann eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen und bitten um Spenden.
In einem Interview geht Stephanie Hajdamowicz nochmal genauer auf das Ziel und den Inhalt des Projektes ein.
Ihr Film ,,Marxlohland“ möchte zeigen, wie Marxloh wirklich ist. Wie haben Sie diesen Ort kennengelernt?
SH: „Ich war oft in Marxloh unterwegs, schon zu Beginn meiner journalistischen Karriere als Tageszeitungsjournalistin. Da fand ich das Viertel schon faszinierend. Ein Mix aus Bohemian, Multi-Kulti und Normal- oder Gut-Bürgerlich. Später habe ich für den WDR den Skandal mit den vielen Menschen ohne Krankenversicherung, die dort immer noch leben, Arme, Alte, Migranten, Deutsche, aufgedeckt. Hierbei habe ich Pater Oliver kennengelernt. Er kümmert sich dort um eine engagierte katholische Kirchengemeinde, in der Multi-Kult gelebt wird. Er hat mir sein Viertel und die Themen näher gebracht.“
SH: „Natürlich wünschen wir uns, dass Marxloh nicht mehr derart stigmatisiert wird. Als No-Go-Area, als Schmuddelecke, in der man Angst haben muss. Das stimmt ja auch gar nicht. Setzt man die Fakten dagegen, dann gibt es hier weder einen Kriminalitätsschwerpunkt noch wird man hier ständig überfallen. Man mussnicht ängstlich durch die Straßen laufen. Mir ist bei den WDR-Dreharbeiten nie irgendetwas passiert. Ich habe auch dann, wenn ich mit den Zugewanderten aus Rumänien und Bulgarien gedreht habe, immer versucht, einen Übersetzer dabei zu haben. Denn es ist wichtig, mit den Menschen zu reden. Ihre Sprache zu sprechen. Und dann kam hinzu, dass ich merkte, dass mit einer tagesaktuellen Berichterstattung man es oft sehr schwer hat, dem Stadtteil Marxloh mit seinen vielen Facetten gerecht zu werden. Klar, es gibt Müll und Dreck. Aber nicht überall. Ja, es gibt arme Menschen, welche, die von brutalen Vermietern ausgebeutet werden und von Schleppern hierher gebracht wurden oder Frauen, die prostituiert werden. Teilweise sogar von den eigenen Familien. Ja, es gibt auch Lärm auf manchen Straßen. Aber das gibt es woanders auch. In Berlin, in München, in Dortmund und wo auch immer, viele Menschen mit verschiedenen Vorstellungen vom Zusammenleben zusammen kommen. Im tagesaktuellen Film kann man nur einen kleinen Ausschnitt zeigen. Nie alles. Und Marxloh hat viele Ecken und viele Stimmen, ja auch viele unterschiedliche Stimmen. Die Geschäftsleute beispielsweise, die leben ganz gut von den vielen Leuten, die aus den ganz verschiedenen Ecken Deutschlands und Europa zum Shoppen auf die Brautmeile kommen. Was fehlt, dass sind Plätze, an denen man sich treffen kann. Sich begegnet, wo Jugendliche zusammen sein können.“
SH: „Na ja, das schlechte Image, das hat ganz viel damit zu tun, wie die Medien es in die Öffentlichkeit rüberbringen. Werden Häuser geräumt, weil die Stadt Duisburg ja besonders viele Häuser räumt, sogenannte Problem-Immobilien, dann wirkt das negativ. Ich war in vielen dieser Häuser, manche waren tatsächlich ganz schlimm, aber andere, die geräumt worden sind, da wunderte ich mich schon. Aber der Brandschutz sorgt dafür, dass wir in Deutschland alles räumen. Sicherheit ist wichtig, das finde ich ebenfalls. Aber warum steht beispielsweise Müll im Treppenhaus herum? Claus Krönke sagte mir immer, die Menschen wissen nicht, wie das bei uns läuft. Und Pater Oliver hat Leute eingesetzt, die dabei helfen, den Brandschutz zu verstehen und ernst zu nehmen und zusammen mit der AWO versucht man, da Abhilfe zu schaffen. Durch Aufklärung und Unterstützung.“