Angstraum Kantpark?
Die aktuelle Panikmache um den Kantpark fordert die Stadt zum Handeln auf, vergißt aber dass die Stadt genau diese Situation schuf. Es ist fraglich, ob sich das „Problem“ der Szene einfach mit einem Zaun oder ähnlichen Verboten regeln lässt.
Er wird nicht als touristisches Highlight gehandelt der Kantpark in Duisburg. Dabei ist er einer der wenigen städtischen Parks in denen Natur und Kunst sich begegnen. Öffentliche Raumkunst, meist von den Anwohnern eher als „ja, das gibts auch noch da“ behandelt, macht den Park zu einem der spannenderen Orte in Duisburg. Einen mit dem die DMG für Touristen werben könnte. Da gibts aber nur ein Problem: Die „Szene“ im Park. Eine Gruppe von Leuten, die an ihrem Stammplatz versammelt sind und entweder auf den nächsten Schluck oder auf den nächsten Schuss warten. Ab und an werden die auch mal lauter und einige von ihnen machen dem Lehmbruck-Museum Probleme, weil sie an Orten übernachten oder sich einen Schuss setzen an denen die Mitarbeiter voller Sichtbreite auf das Geschehen haben.
Diese Gruppe gerät jetzt in den Focus der örtlichen Printpresse – die Zeitung mit dem roten Logo etwa hat dieser Tage schon den zweiten Artikel zum Thema „Angstraum“ Kantpark veröffentlicht. Viktor Klemperer hätte an dem Wort Angstraum bestimmt seine helle Freude gehabt. Anwohner sollen sich vermehrt beschweren, sehen die Gruppe im Kantpark als Bedrohung für Leib und Leben und Nachkommen. Da jedoch all die Jahre zuvor diese Beschwerden nicht in der Presse gelandet sind würde man sich anstatt Panikmache zu verbreiten eher fragen müssen: Warum beschweren die Bewohner sich denn jetzt? Was ist der Anlaß? Was hat sich verändert? Vielleicht ist der Wish-Mob, das Säubern der Skulpturen im Kantpark, ein wenig an der neuen Wahrnehmung Schuld. Ins Gedächtnis der Bürger zurückgerufen wurde die Tatsache, dass es Kunst im Park gibt und dass diese Kunst auch für alle Menschen da ist.
Vielleicht sollte man die Tatsache ins Gedächtnis rufen, dass die Stadt damals selbst die aktuelle Problemlage schuf – statt König-Heinrich-Platz verlagerte man die Szene in den Kantpark und stellte sie unter Beobachtung. Diese scheint in den letzten Jahren gut funktioniert zu haben, sonst hätte man schon eher Greuelmeldungen aus dem Park gehört. Oder Beschwerden der Anwohner. Die Szene bringt jedoch auch ihre Probleme mit: Spritzen, herumliegenden Abfall, die menschlichen Bedürfnisse – wobei wohl noch niemand gesehen hat dass sich jemand an der Museumswand erleichterte… Wer allen Ernstes geglaubt hat, durch die Verlagerung der Szene würde sich alles in Luftgefälligkeit auflösen irrte. Sicherlich ist das ein Punkt an dem man sich Sorgen machen muss. Sicherlich ist die aktuelle Situation unerquicklich.
Den Kantpark aber zu einem „Angstraum“ hochzustilisieren entspricht eher der Strategie des Boulevards statt der seriösen Berichterstattung. Das Schüren von Ängsten mag die Auflage fördern, das Problem behebt es nicht. Beim Kantpark hilft nur eines: Das Miteinander-Reden. Typisch allerdings für diese Stadt ist, dass es zwar einen Runden Tisch gibt, den aber offenbar keiner kennt. Vielleicht wäre es an der Zeit im Rahmen einer Plastikbar im Lehmbruck über das Problem generell mit allen Beteiligten zu reden. Das kann doch nicht so schwer sein.