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Es ist wie eine Sucht. Und zwar im klinischen Sinne

Von Dr. Werner Jurga
6. Juli 2010
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wiesn-rauchverbot

 

 

Bild: muenchenblogger.de

Ich bin süchtig. Und zwar im klinischen Sinne. Bei mir liegt ein schweres Abhängigkeitssyndrom vor. Das Zeug, das ich brauche, „ist eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen. Es hat nicht nur psychostimulierende Wirkungen wie Kokain oder Amphetamin, sondern stößt im Gehirn die gesamte Breite der Neuromodulatoren an und wirkt wie der Dirigent in einem Konzert auf viele Instrumente ein“, so ein Experte laut Wikipedia. Die Droge ist selbstverständlich legal, sonst könnte ich hier ja nicht so freimütig darüber schreiben. Der Name der Substanz ist „Nikotin“. Noch einmal Wikipedia:
Nikotin steigert die Ausschüttung des Dopamins. Das „Belohnungszentrum“ verknüpft die Umstände des Konsums mit der spezifischen Wirkung der Droge. Nikotin löst also eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns aus. Eine Zigarette beglückt den Raucher ähnlich wie ein Kuss oder ein gutes Essen. Diese „Belohnung“ wird direkt mit der Tätigkeit des Rauchens assoziiert. Der regelmäßige Raucher wiederholt ständig seine „Erfahrung“, dass Rauchen eine beglückende Tätigkeit sei.

In Bayern wurde am Sonntag abgestimmt. Dort wird ab dem 1. August das strengste Rauchverbot der Republik in Kraft treten. Inzwischen verlangt die sog. „Nichtraucherlobby“ ein Qualm-Verbot in ganz Deutschland. Es ist Schluss mit lustig: Das Rauchverbot kann nur der Anfang sein …
Denn auf der Agenda steht nicht etwa der Schutz der Nichtraucher, wie das bayrische Plebiszit allen Irreführungen zum Trotz deutlich machen sollte. Denn auch nach der bislang gültigen, nunmehr gekippten Rechtslage war Rauchen nur noch in Ein-Raum-Kneipen, in Nebenzimmern und in Bierzelten erlaubt.
Nicht der Nichtraucherschutz steht auf der Agenda, sondern ein großdimensioniertes Umerziehungsprogramm. Jeder, der schon einmal in so ein ebenso hasserfülltes wie selbstgerechtes Blockwart-Gesicht der gesundheitsschützenden Aktivisten blicken durfte, weiß das.
Die linke Wochenzeitung „Jungle World“ diagnostizierte schon vor fünf Jahren: „Die Kampagne gegen das Rauchen ist das wichtigste Symbol für den Trend zum neopuritanischen Kontrollstaat.“ Oder an anderer Stelle, aus dergleichen Ecke: „Der Wahn vom Nichtrauchen ist also primär neobourgeoises Enthaltsamkeitsgebrabbel.“

Wenn es das allein wäre! Enthaltsamkeit, Askese – das könnte ja jeder so halten, wie er lustig oder, besser gesagt: unlustig ist. Die Angelegenheit ist ernster. Und um dies zu erkennen, muss man nicht links, und schon gar nicht Raucher sein. Martin Reim ist Nichtraucher und ein mit der Börse befasster Redakteur bei der Financial Times Deutschland (FTD). Er schreibt in der heutigen – deshalb (noch) nicht online zugänglichen – Printausgabe:
„Es gibt viele Dinge, die Fremden möglicherweise nicht gefallen. Körpergeruch. Gesichter, die den Schönheitsidealen widersprechen. Unansehnliche Kleidung … Doch gerade beim Rauchen soll es die harte Nulllösung sein? Ordnungspolitisch sind solche chemisch reinen Reinigungen fragwürdig. Sie grenzen aus, anstatt die Vielfalt der Menschen zu berücksichtigen. Und gefährlich: Morgen könnten wir die Behinderten aus unserem Blickfeld verbannen, weil wir ihr Leid und ihre Unvollkommenheit nicht sehen wollen.“
Oder: „wenn wir das Gegenüber nur als potenzielle Bedrohung betrachten“, so Reim, haben wir es mit einer „im Kern menschenfeindlichen Grundhaltung“ zu tun. Die Gefahr bestehe weniger darin, am Qualm zu ersticken als an dieser Art von „politischer Korrektheit“. Beziehungsweise Genussfeindlichkeit. Beziehungsweise Menschenfeindlichkeit.

Bislang hatte ich es vorgezogen, mich in heiterer Form mit dieser reaktionären Reformhausideologie auseinanderzusetzen. Mal amüsierte ich mich über eine CDU-Ärztin als Ministerin, mal plädierte ich ganz direkt für das Rauchen, mal fragte ich mich, ob ich wohl bei so ganz korrekten Betroffenheitsfrauen in der Wohnung rauchen dürfte.
Allmählich vergeht mir der Spaß. Nicht etwa, weil ich so ein passionierter Kneipengänger wäre, oder weil demnächst auch die letzten Restaurants – jedenfalls im Winter – zu No-Go-Areas werden. Es ist dieser Mief, diese verpestete Atmospäre, die mir Kopfschmerzen bereitet.
Ich weiß: dieser No-Smoking-Missionarismus ist nicht made in Germany. Die neopuritanische Enthaltsamkeitswelle schwappte aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem Land of the Free, auf den alten Kontinent und erfasste dort Land für Land. Dabei ging es nicht so richtig voran in Deutschland, was alsbald als rückständiges „Raucherparadies“ ins Gerede kam.
Daraus jedoch eine Harmlosigkeit dieser „im Kern menschenfeindlichen Grundhaltung“ (Reim, FTD) ableiten zu wollen, würde übersehen, dass es nicht das erste Mal wäre, dass die Deutschen als letzte mitbekommen, welcher widerwärtige Trend gegenwärtig angesagt ist. Es folgt das Übliche: der Minderwertigkeitskomplex, der Nachholbedarf, das Überbietungssyndrom, die sprichwörtliche deutsche Gründlichkeit.
Stefan Laurin („Ruhrbarone“) dürfte Recht behalten: „Es ist Schluss mit lustig: Das Rauchverbot kann nur der Anfang sein …“ Demnächst wird wieder durchgegriffen in Deutschland. Gründlich, nachhaltig, mit Stumpf und Stil. Kein Wirrwarr mehr mit Ausnahmeregelungen und so. Stattdessen: klare Regeln. Eine hierfür, eine dafür, genauer: dagegen. Es muss Schluss sein mit dem Ungesunden! Ein für allemal!

Es ist wie eine Sucht. Und zwar im klinischen Sinne. Ein schweres Abhängigkeitssyndrom. Je länger es im Zaum gehalten wird, desto heftiger meldet es sich zurück.

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