„Nur noch Utopien sind realistisch“ – Vortrag von Oskar Negt
In seiner Schrift „Gesellschaftsentwurf Europa“ tritt Negt all denen entgegen, die den Europadiskurs auf ein finanzpolitisches Problem reduzieren wollen. Was er in Europa sieht, ist weit beunruhigender als es Börsenentwicklungen je sein könnten.
Negt beschreibt die Kluft zwischen Reichen und Armen, zwischen politisch Mächtigen und politisch Ruhiggestellten. Er sieht Menschen, die durch Arbeitsmarktentwicklungen zur Flexibilität gezwungen und damit aus allen Bindungen gerissen werden, die vereinzelt leben, von allen solidarischen, auch familiären Zusammenhängen abgekoppelt.
Wie Oskar Negt diese einzelnen politischen Handlungsfelder jedoch auf europäischer Ebene zusammendenkt, das macht neues Verständnis möglich. Worum es in Europa geht: das ist der Erhalt eines friedensfähigen und solidarischen Gemeinwesens.
Utopien sind die Kraftquellen jeder Emanzipationsbewegung. Sie entspringen der Empörung über unerträgliche Zustände und öffnen den Blick auf ein gerechtes Gemeinwesen. In ihnen ist die Hoffnung auf Veränderung angelegt. Doch die kann nur gelingen, wenn aufgeklärtes Denken, wenn politische Urteilskraft zum Zuge kommt.
Mit Blick auf die Krisen der Gegenwart fragt Negt, was für die Herstellung einer vernünftig organisierten Gesellschaft notwendig ist. Im Fokus stehen Utopie und Dialektik, das verzerrte Revolutionsverständnis der Deutschen, das Glücksversprechen der Kultur, die Utopie einer Weltgesellschaft und des Sozialismus.
„Nur noch Utopien sind realistisch“ – Vortrag von Oskar Negt, über einen Gesellschaftsentwurf für Europa als gerechtes Gemeinwesen, inklusive eines Bühnengesprächs mit Gerd Herholz vom Literaturbüro Ruhrgebiet und dem Publikum.
Donnerstag, 8. November 2012, 19.30 Uhr
Ringlokschuppen Mülheim, Am Schloss Broich 38, 45479 Mülheim an der Ruhr
www.ringlokschuppen.de
Eintritt: 6/8 € (erm./Abendkasse & Vorverkauf)
Karten unter 02 08. 99 31 60, info@ringlokschuppen.de oder www.ringlokschuppen.de/spielplan