Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage 2024 für Dilan Sahin
Das Duisburger Bündnis verlieh den diesjährigen Preis für Toleranz und Zivilcourage an die 24-Jährige Dilan Sahin für ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe. Auch in diesem Jahr ging der Preis somit an eine Einzelperson und nicht an eine Organisation. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hielt eine bewegende Laudatio.
Die Preisverleihung des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage findet jedes Jahr traditionell zum Holocaust-Gedenktag im Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen statt. Nur dieses Jahr fand die Preisverleihung nicht an dem eigentlich Gedenktag (*27.01.) statt, da das Datum auf den heiligen Schabbat, dem jüdischen Ruhetag fiel. Dieses Jahr übergab Dieter Lieske, der ehrenamtlicher Vorsitzende des Duisburger DGB, zusammen mit Bündnis-Sprecher Rainer Bischoff den Preis
Die Veranstaltung in diesem Jahr eröffnete Alexander Drehmann, der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg. Er richtete einige persönliche Worte an die anwesenden Vertreter und Vertreterinnen der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik: „Ich werde es nie vergessen und es verdient Anerkennung, was Sie alles seit dem Angriff der Hamas auf Israel in Sachen Gaza-Krieg unternommen haben.“ Unter anderem bedankte er bei der Kommune für die breit aufgestellte Unterstützung der vielen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Duisburg.
In seinem darauf folgenden Grußwort wies Oberbürgermeister Sören Link darauf hin, dass der Einsatz jedes Einzelnen „überall und täglich“ für die Grundwerte der Demokratie gelebter Verfassungsschutz sei, den man nicht nur einer Bundesbehörde überlassen dürfe“. „Bei ihrem Geheimtreffen in Potsdam hat sich die AfD selbst demaskiert und viele Menschen wachgerüttelt, die jetzt auf die Straße gehen, um gegen die Pläne und Ziele der neuen Rechten zu demonstrieren“, so Link. Hierbei erinnerte er daran, dass sich in Duisburg erst vor wenigen Wochen 2.400 Menschen dem Aufruf vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage gefolgt sind und gegen den AfD-Neujahrsempfang in der Glückauf-Halle demonstriert hatten. „Ihr Bündnis wird hier gebraucht, denn es hält die Erinnerung daran wach, dass unser aller Engagement gefordert ist, um ein friedliches Zusammenleben aller Duisburger zu ermöglichen“, sagte Oberbürgermeister Sören Link.
In ihrer darauf folgenden bewegenden Laudatio sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, dass sich Dilan Sahin seit 2016 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiere. Über ihre eigentliche Tätigkeit als Honorarkraft bei der AWO hinaus setze sie sich besonders für geflüchtete Frauen und Kinder ein. Sie organisiere Feste und besondere Aktionen für Kinder und deren Familien auf dem Ingenhammshof. „Die vielen Stunden des ehrenamtlichen Einsatzes von Frau Sahin sind Vorbild für uns alle. Sie ist bereit, für unsere Gesellschaft und ein gutes Miteinander Verantwortung zu übernehmen“, so Bärbel Bas in ihrer Rede. „Wir brauchen Menschen, die Solidarität und Stärke zeigen“, mahnte Bärbel Bas. Sie betonte, dass sich die neue Preisträgerin seit 2016 für Flüchtlinge einsetze, dafür Kleider sammelte, Feste organisierte, Eltern unterstützte und selbst backt und koche.
Den Preis selbst übergab Dieter Lieske. Er bezeichnete das öffentlich bekannt gewordene Geheimtreffen der AfD mit ihren Gesinnungsgenossen eine „Wannseekonferenz 2.0“ und freute sich darüber, dass die distanzierte Mitte der Gesellschaft sich angesichts geplanter Massenabschiebungen auflöse und Stellung beziehe. „Mir haben die letzten Wochen Mut gemacht, weil man gesehen hat, wie viele Menschen in Deutschland inzwischen für ihre demokratischen Überzeugungen auf die Straße gehen“, sagte Lieske. Er erinnerte daran, dass der überwiegende Teil der Geflüchteten mitnichten aus freien Stücken nach Deutschland kam: „Diesen Menschen ist in ihrer Heimat ihr Leben buchstäblich zerschossen worden!“ Und auch er lobte alle Teilnehmer, die seit Wochen mit demonstrieren. „Diese Demonstrationen sind das Gegenteil einer distanzierten gesellschaftlichen Mitte“, betonte er. Wie auch Sören Link, belobte er den Einsatz der Bürger für die Demokratie in unserem Land.
Die Preisträgern Dilan Sahin selbst sagte in ihrer Dankesrede ganz bescheiden „Ich habe doch gar nichts Besonderes getan“. Doch dieses „nichts Besonderes“ beinhaltet einen jahrelangen ehrenamtlicher Einsatz in der Flüchtlingshilfe, zahlreiche Beratungsangebote für ausländische Eltern wie auch Aufrufe für Spendenaktionen. Sie selbst arbeitet als Honorarkraft bei der AWO. Mit diesem Einkommen finanziert sie die 24-jährige Hambornerin ihr Lehramtstudium. Ihr Einsatz für Betroffene im Alltag sei schon ehrwürdig sei. Aus diesem Grunde wurde sie für den Preis vorgeschlagen. Dem Bündnis für Toleranz und Zivilcourage gefiel ihr außerordentliches Engagement und zeichnete sie mit dem alljährlich verliehenen Preis aus. Sie nahm den Preis entgegen und versicherte, dass sie eines Tages ihren Kindern immer wieder von diesem Tag erzählen würde. Ein Tag, an dem sie eine Auszeichnung für ihr Engagement bekam. Sie fand ein würdiges Schlusswort. „Wir sind Duisburg. Wir stehen zusammen für Toleranz und Zivilcourage“, sagte sie unter großem Applaus.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch die Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller: Auch das ist bereits seit vielen Jahren Tradition.
Die Fotostrecke zum Event können Sie unter folgenden Link abrufen:
Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage 2024 | xtranews Fotos
*) Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau (im heutigen Polen) durch die Rote Armee am 27. Januar 1945