Für eine „Kirche des Klangs“, die den Menschen Hoffnung gibt
Für eine „Kirche des Klangs“, die Hoffnung gibt, hat Präses Dr. Thorsten Latzel beim rheinischen Kirchenmusikfest in Düsseldorf geworben. Die evangelische Kirche sehe sich als „Kirche des Wortes“: „Nur leider führt dies dazu, dass es in unserer Kirche mitunter recht kopflastig zugeht. Wir reden und reden und reden, als ob es kein Morgen gäbe. Vielleicht aus Zweifel, dass Gottes Geist wirklich wirkt. Mehr eine „Kirche der Wörter“ als des Wortes. Für Mystik, Wunder, Poesie, Sinnlichkeit, Schweigen, Stille bleibt da wenig Raum.“
In seinem Grußwort zu Beginn des Festkonzerts am Samstag, 3. September 2022, in der Düsseldorfer Tonhalle sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Wir leben in einer Zeit multipler Krisen – mit einem Zeitgefühl des ,5 nach 12‘. Gerade junge Menschen erfahren oft die Last, nicht die letzte Generation auf einem belebbaren Planeten sein zu wollen. Hier braucht es entschiedenes Handeln: politisch, gesellschaftlich, individuell. Es braucht aber eben auch Hoffnung, um nicht zu verzweifeln oder aufzugeben. Eine Haltung von Trotz und Trost, von tieferer inneren Widerständigkeit.“ In der Kirchenmusik, in Chören werde dies vielen Menschen vermittelt – „ein Raum, in dem meine Ängste und Zweifel, meine Hoffnung, mein Glaube einen Raum erfahren. Wir brauchen in Zukunft noch vielmehr davon: ,Schöpfungs-Gospel‘, in denen junge wie alte Menschen Hoffnung und Widerstandskraft gewinnen, Klage-Lieder und Requiems für jede ausgestorbene Art, Protest-Lieder gegen eine Weltuntergangsstimmung, Hymnen eines neuen Lebens.“ Latzel dankte den Kirchenmusikerinnen und -musikern der rheinischen Kirche, „dass Sie mit Ihrem Musizieren dazu beitragen: jede Woche aufs Neue in den Chören, in der kirchenmusikalischen Gestaltung von Gottesdiensten und Konzerten, und im Singen und Musizieren zu Hause. Gott schenke Ihnen weiter Freude am Klang, Luft zum Singen, Ausdauer zum Üben und den Segen, selbst immer wieder neu von der Musik berührt zu werden“.