Modern trifft auf Barock: Martin Brödemanns Abendmusik in St. Ludger
Es scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass die seit Jahr und Tag in St. Joseph beheimatete Abendmusik seit Oktober letzten Jahres ein neues Zuhause in Duisburg-Neudorfs St. Ludger gefunden hat. Dass das Publikum an einer Hand abgezählt werden konnte lag aber eher daran, dass dieses Wochenende die Eventszene der Stadt explodiert und natürlich das Platzhirschfestival eher anlockt als ein klassisches Format wie ein Orgelkonzert. Dieses mit Martin Brödemann diente dabei als Auftakt-Veranstaltung zum Stadtexperiment des BDKJ und der Pfarrei Liebfrauen. Mit dem Stadtexperiment möchte die Gemeinde das Gemeinschaftsgefühl des Stadtteils stärken und neue Veranstaltungsformate ausprobieren. Dabei greift man allerdings auch auf die schon vorhandenen Formate zurück – so wie eben die Abendmusik in St. Ludger.
Martin Brödemanns Programm hatte zwei Schwerpunkte: Einmal stellte er eigene Kompositionen vor, zum Anderen rückte er den zumeist nur dank seines Kanons in D bekannten Komponisten Pachelbel in den Fokus. Brödemann eröffnete dabei mit „Lamento und Toccata“ aus seiner Feder. Dem überaus seufzenden, ruhigen Lamento setzt Brödemann eine muntere Toccata entgegen. Brödemanns Kompositionen würden in einem Programm der Romantiker durchaus eine gute Figur machen. Dissonante Klänge sind seine Sache nicht, wenn, dann nur um sparsame Akzente wie im „Stroboklast über wie schön leuchtet der Morgenstern“ zu setzen.
Überhaupt mit das Interessantes des Programmes waren die drei Stücke, die sich um den Choral mit dem Morgenstern drehten. Dabei stellte Brödemann das längste und prächtigste Werk vornan: Buxtehudes Fantasie BuxWV 223. Diese meisterte Bördemann durchaus mit Verve, wobei der letzte strahlende Satz eine Spur mehr Enthusiasmus hätte vertragen können. Das in „Stroboklast“ das Wort „Cluster“ steckt, erfuhren die Hörer dann mit der Eigenkompositione Brödemanns. Wobei auch hier keine scharfen Klang-Gegensätze in den Clustern zu hören waren. Sigfried Karg-Elert rundete mit der Choral-Improvisation op.65, 64 diesen Block ab. Es wäre übrigens überaus hilfreich gewesen im Programm nicht nur an dieser Stelle eine erklärende Dinge einzufügen: Selbst Google hilft bei „Stroboklast“ nicht weiter.
Alles in allem: Ein durchaus doch gelungener Abend, wobei das „Ricercar in quintini toni“ dann Ende doch bewies, dass eine durchgehende, sich wiederholende Bassfigur eine Menge von musikalischen Ideen in den anderen Händen braucht. Einfallsreichere allerdings als die, die zu hören waren. Generell sollte man sich die Freitag-Abende freihalten – denn das angekündigte Programm für September zeigt, dass die Abendmusik ein reichhaltiges, vielfältiges und spannendes Angebot verfügt.