„Fast & Furious“: Erfolg und Niedergang liegen nah beieinander
Das erfolgreiche Franchise „Fast & Furious“ ist eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Doch der raketenhafte Aufstieg, der seit neun Teilen anhält, dürfte mit der jüngsten Fehde zwischen zwei Hauptdarstellern zu einem abrupten Ende gelangen. Müssen Fans der Reihe eine Vollbremsung hinnehmen?
Streits und gegenseitige Beschuldigungen über soziale Kanäle sind keine Seltenheit im Showbusiness. Wer seinen neuesten Release bewerben will oder auf neue Veröffentlichung aufmerksam machen will, der setzt auf Streitigkeiten mit Kontrahenten. Eine solide Taktik, die besonders bei Rappern zur Tagesordnung gehören. Zu den bekanntesten Vertretern zählen Bushido und Fler, die ihre Fehde medienwirksam austragen und auf klassisches Marketing längst verzichten. Höherer Unterhaltungsfaktor für Außenstehende, höhere Verkaufszahlen bei den Künstlern.
Ähnliche Strategie lässt sich derzeit in der Filmbranche beobachten. Pünktlich zum Start des bereits neunten Teils der „Fast & Furious“-Reihe entflammt ein längst begrabener Streit zwischen dem derzeitigen Hauptdarsteller Vin Diesel („Der Babynator“) und Dwayne „The Rock“ Johnson(„Jungle Cruise“). Zwei Männer, die sich seit 2016 öffentlich in die Haare bekommen haben und statt ihren Muskeln mit Beschimpfungen und Andeutungen ins Gefecht ziehen. Was unterhaltsam klingt, könnte jedoch für die kommerziell erfolgreichen Reihe das Ende bedeuten.
Box Office-Hit mit Tücken
Mit der spektakulären Fortsetzung „Fast & Furious 9“ hat Filmverleiher Universal ein respektables Ergebnis zum Startwochenende im Juli hingelegt. Mit mehr als 520.000 Besuchern am ersten Wochenende und 5,05 Millionen Euro Einnahmen konnte der rasante Actionstreifen sogar Marvel-Heldin „Black Widow“ abdrängen. Für die Produzenten, die lange auf den Kinostart warten mussten und mit einer verschobenen Marketingkampagne mehr als ein Jahr überbrückten, ein Ergebnis, das für Freude sorgen sollte. Umso unglücklicher dürfte die Presseabteilung darüber sein, welche Nebenkriegsschauplätze sich nun neben der Leinwand ergeben.
Schon 2016 kriselte es zwischen Hauptdarsteller Vin Diesel und dem damaligen Gast-Darsteller Dwayne „The Rock“ Johnson, die sich gegenseitig unprofessionelles Verhalten am Set und Provokationen vorwarfen. „The Rock“ warf dem als kompliziert geltenden Vin Diesel Diva-Attitüden, Unpünktlichkeit und Überheblichkeit vor. Vin Diesel monierte dagegen, dass sich sein Co-Star auf seine Kosten in der bereits abgesetzten HBO-Serie „Ballers“, die in Deutschland auf Sky zu sehen ist, über ihn lustig gemacht habe. Nach einem heftigen, aber kurzen, Aufbäumen ebbte der Streit wieder ab und wurde pünktlich zum Start des Filmes beigelegt. Offensichtlich spielte auch das Spin-off der Reihe „Hobbs & Shaw“ eine Rolle. Johnson wollte es sich mit den Produzenten nicht verscherzen. Allem Bemühen zum Trotz entflammte die alte Streitigkeit wieder, als sich Vin Diesel mit einer eigenen Interpretation zu seinem Verhalten am Set äußerte. Von liebevoller Strenge, die nur die besten Performances herauskitzeln sollte, ist die Rede. Im Schauspiel und in der Kultur gehören Interpretationen und hitzige Diskurse zweifellos zum Inhalt. Allerdings sah „The Rock“ diese Sache anders und verhöhnte seinen Schauspielkollegen, was zum Bruch zwischen den Männern führte. Die Rückkehr von Johnsons Rolle Hobbs in die Filmfamilie dürfte somit Geschichte sein.
Skandale als Begleiterscheinung
Während Serien wie Clan weniger auf Skandale, dafür aber mehr auf Inhalte achten, gehören Skandale bei der PS-starken Filmreihe unweigerlich dazu. Regisseur Rob Cohen („The Skulls“), der den ersten Teil inszenierte, werden Vorwürfe im Umgang mit Schauspielkolleginnen gemacht, was den glänzenden Erfolg der Reihe überschattet. Zudem spielt im aktuellen Teil Skandal-Rapperin Cardi B eine kleine Rolle und lässt Kritiker aufhorchen. Das lautes Getöse und Lärm zum Konzept der Filmreihe gehören, wird in jeder Hinsicht ernst genommen.
Rennzirkus bleibt beliebt
Dennoch muss dem Millionen-Franchise zugesprochen werden, dass es einen Nerv trifft, der temporeichen Sport und solide Unterhaltung miteinander perfekt kombiniert. Die Lust am Autorennen ist weltweit ungebrochen und erfährt durch die Formel 1 jährlich neue Begeisterung. Wenn die Motoren aufheulen, steigt das Adrenalin und sorgt für Vorfreude bei den Fans. Wenn „Fast & Furious 9“ im Winter in die Heimkinos rauscht, weht zusammen mit der neuen Formel 1-Saison im Dezember Diesel- statt Plätzchengeruch durch die Wohnung. Max Verstappen, der derzeit mit einem Sportwetten Quotenstand von 1,5 (Stand: 26.7.) die Pole Position besetzt, hat gute Chancen auf den Saison-Sieg 2022 und könnte Fans ein echtes Neujahrsgeschenk bescheren. Lewis Hamilton und Sergio Perez liegen knapp hinter dem derzeitigen Favoriten und könnten bis zur Saison-Beginn noch aufholen.
Von der professionellen Fahrweise könnten sich Johnson und Diesel noch eine Scheibe abschneiden und sich zudem etwas Professionalität auch für ihr Verhalten sichern. Doch solang die beiden Muskelmänner nur Worte durchdrehen lassen, wird es dem Erfolg der Serie nicht schaden.