Duisburg: Künstler Marco Morosin fertigte neuen Gedenkstein für die Loveparade-Gedenkstätte an
Am 06. Mai diesen Jahres, kurz nach der Verkündung der Einstellung des Loveparade-Prozesses wurde die Gedenkstätte wieder einmal Opfer von Vandalen. In Folge dessen wurde die Gedenkplatte zerstört. Die Opfer und Hinterbliebenden waren bestürzt. Nicht nur sie. Als der Duisburger Künstler und Steinmetz Marco Morosin von dem Akt der Zerstörung erfuhr, zögerte er nicht lange und bot an eine neue Gedenktafel anzufertigen. Dieses Angebot nahm der Verein LOPA2010 e.V. dankend an und überließ dem Künstler freien Lauf.
An einem Freitag Abend rief mich Marco Morosin an um mir mitzuteilen, das er den Rohling abholen konnte. Wir verabredeten uns für Tags darauf in seinem Atelier. Da lag sie. Umgeben von fertiger Kunst. Die neue Platte, rundum natürlich. Eine Jura-Kalkstein-Platte. Noch wirkte sie unscheinbar, doch irgendwann sollte auch sie zu einem Kunstwerk werden. Es war ein langer Weg, doch dieser hat sich lohnen sollen. Zunächst musste der Künstler die unbehandelte Platte von Staub befreien. Daraufhin fertigte er in filigraner Feinarbeit den Schriftzug an, den er mit einem Bleistift Buchstabe für Buchstabe präzise auf die Fläche aufbrachte.
Mit dem Meißel arbeite er den Schriftzug millimetergenau und akkurat in den Naturstein ein. Eine sehr staubige Angelegenheit. Nach und nach nahm der Rohling Gestalt an. Stolz berichtete Marco mir, das er den Schriftzug nun fertig eingearbeitet habe und mit dem Ausmalen der Schrift beginnen könne. Doch hierfür musste er den durch das Einarbeiten der Buchstaben angefallenen Staub von der Fläche mit Druckluft entfernen. Motiviert ging es an die Einfärbung der Schrift mit einer speziellen Farbe. Marco wählte in Absprache mit dem Verein bewusst ein dunkles grau. „Die Farbe harmoniert mit dem Naturstein“, sagte er. Mehrer Stunden saß Marco konzentriert an der Einbringung der Farbe. Mindestens 24 Stunden musste diese eintrocknen.
Während der Fertigstellung der neuen Gedenktafel blieben Marco und ich in Kontakt. Vergangenen Donnerstag verkündete er mir stolz: „Die Tafel ist fertig“. – Wir verabredeten uns für Samstag in seinem Atelier. Dieses mal war der Besuch ein ganz besonderer. An diesem Tag betrat ich das Atelier ehrfürchtig. Denn ich wusste, ich bin eine der Ersten, die dieses fertige Kunstwerk zu Gesicht bekam, bevor es an die Öffentlichkeit kam. Da stand sie. Auf dem Stativ, rechts im Atelier. Sie hatte ihre natürliche Schönheit nicht verloren. Majestätisch hebt sich der Schriftzug „IM GEDENKEN AN DIE VERLETZTEN UND TRAUMATISIERTEN DER LOPA 2010“. Rund 13 Stunden Arbeit und Herzblut stecken darin.
Heute Morgen dann der lang ersehnte Termin. Die Gedenktafel sollte ihren Platz finden. An der Loveparade-Gedenkstätte, an der vor 10 Jahren 21 junge Menschen mit dem Leben bezahlten. Der Künstler platzierte seine Arbeit eigenhändig an der Rampe. Nicole Ballhause (LOPA2010 e.V.), eine Traumatisierte der Loveparade-Katastrophe bedankte sich bei dem Künstler unter Tränen für dieses wundervolle Geschenk im Namen der Opfer und Traumatisierten.
Eine umfassende Fotostrecke finden Sie unter folgenden Link: https://xtranews.pics/index.php?/category/91