Duisburg: Frühstücks-Ausgabe an Obdachlose – MSV-Fans mit Herz
Heute morgen in der Frühe, kein Mensch auf der Straße unterwegs. Es ist sonnig und warm. Mein Ziel liegt in Meiderich. Eingeladen von Gerdi Witkowski. In der MSV-Fan-Szene besser bekannt unter „Muddi“. Die gute Seele der Fan-Gemeinschaft und Gründerin von „Muddi hilft!!!“ Seit Beginn der Corona-Krise für die Obdachlosen noch wichtiger geworden. Denn vor einigen Wochen traten die Corona-Vorschriften in Kraft. Während sich nach und nach das öffentliche Leben aus der Öffentlichkeit verbschiedete, blieben die Ärmsten zurück. Während die Gesellschaft mit der Eigenversorgung beschäftigt war, sich mit Hamsterkäufen eindeckten, blieben sie auf der Strecke. Fühlten sich verloren, verlassen und ihrem Schicksal alleine überlassen – die Obdachlosen der Stadt Duisburg.
Gerdi Witkowski und ihren Helfern blieb dies nicht verborgen. Sie nahmen sich der Ausnahmesituation selbstlos an und versorgen seit einigen Wochen am Duisburger Hauptbahnhof Obdachlose mit Frühstück und warme Getränke. Ich bin dazu bereit, mich an dieser Aktion zu beteiligen, biete meine Hilfe an. Schon um 8 Uhr fangen wir an Brötchen und Brote zu schmieren. Das Brot und die Brötchen stammen von einem lokalen Meidericher Bäcker. Diese werden belegt unter strengen hygienischen Bedingungen, mit Handschuhe und Mundschutz. Verpacken diese in Papiertüten. Währenddessen wird der organisatorische Ablauf besprochen und die weiteren Tage geplant. Um halb zehn ist alles im Lieferwagen verstaut. Patrick, einer der Helfer verstaut noch einige Rollen Klopapier, Hygieneartikel und frei verkäufliche Medikamente ein. Dinge, des täglichen Lebens und Bedarfs. Dann geht es auch schon los, denn man wird um 10 Uhr von den Menschen am Hauptbahnhof bereits erwartet. Als wir ankommen, stehen sie schon an. Sie halten den vorgeschriebenen Abstand ein. Obdachlose, die sonst von der Bahnhofsmission versorgt werden, die ihre Pforten auch nicht mehr öffnen darf seit Wochen.
Patrick, Andrea und alle anderen Helfer bauen zwei Tische auf. An dem einen werden die Brottüten und süsses Gebäck ausgegeben. Am zweiten Tisch Kaffee, Tee und Cola. Auch hier gilt es den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Niemand muss darauf hingewiesen werden oder ermahnt werden. Denn jedem hier ist bewusst, das das Ordnungsamt sich in unmittelbarer Nähe gegenüber befindet und man dieses Projekt nicht gefährden mag. Man kennt seine „Schützlinge“ schon beim Namen. Denn einige kommen täglich hier vorbei. Versorgen nicht nur sich, sondern auch die Verletzten in der Runde. Denn hier herrscht keine Rivalität unter den Obdachlosen. Ganz im Gegenteil. Seit der Corona-Krise helfen auch sie sich untereinander. Sehr deutlich wird mir dies, nachdem ich einem der Männer eine Wundsalbe bei DM einkaufte, damit er sich seine Schürfwunden versorgen kann. Uneigennützig gab er die Salbe an jemanden weiter, der sich eine Verletzung im Gesicht damit behandelte.
Nachdem jeder sich seine Mahlzeit abholte und zurück zog, brachte ich zwei von ihnen einen Kaffee. Als Dank erhielt ich ein Lächeln und wagte mich mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Unter angeforderten Abstand natürlich. Während nur wenige von ihnen Scheu vor der Kamera und meinen Fragen haben ist der größte Anteil froh über meine Anwesenheit. Denn sie sagten: „Wir finden es super, das dieses Projekt öffentlich gemacht wird Wir sind äußerst dankbar, das es dort draußen Menschen gibt, die uns nicht vergessen haben. Wir danken den MSV-Fans und allen Spendern, die uns versorgen“. Sie fühlten sich verloren, nachdem die öffentliche Hand auch deren Anlaufstellen mit Corona schlossen. Menschen, die sich von der Stadt im Stich gelassen fühlen. Auf Anfrage der Redaktion an die Stadt, wie die Stadtverwaltung zur Zeit die Versorgung der Obdachlosen gewährleiste, erhielten wir heute folgende Antwort der Pressestelle:
„Während der Ostertage haben wir nur eingeschränkte Möglichkeiten, Anfragen zu beantworten.
Hier aber wie gewünscht eine kurze Information zur Hilfe für Obdachlose:
Das ganzjährig und durchgängig vorgehaltene Hilfesystem steht nach wie vor allen von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit bedrohten und/oder betroffenen Personen zur Verfügung.
Die in Duisburg vorgehaltenen Notübernachtungsplätze werden in enger Kooperation mit der Stadt von externen Anbietern betrieben. Die Unterbringung hilfesuchender Personen ist dort auch weiterhin möglich. Die Belegungskapazitäten unterliegen einem täglichen Controlling.
Unterbringungen in einer Not- oder Sammelunterkunft sind jedoch vom Willen der Betroffenen abhängig. Entscheiden sich diese dagegen, nehmen sie bewusst und gewollt die Einschränkungen und Nachteile des Lebens auf der Straße in Kauf.
Die Beratungsangebote des trägerübergreifenden Hilfesystems stehen den Betroffenen ebenfalls auch weiterhin zur Verfügung und sind zur Sicherheit der aufsuchenden Personen und der Berater nur nach vorherigen Anmeldungen möglich.“
Gegen 12 Uhr packen die Helfer wieder ein. Die Obdachlosen verabschieden sich und sagen mit einem Lächeln im Gesicht: „Bis morgen und danke.“ Auch ich verabschiede mich. Mit einem guten Gefühl. Denn der heutige Tag hat mir gezeigt, das die Gesellschaft seit Beginn der Corona-Krise sprichwörtlich enger zusammen gerückt ist.
Wer das Projekt mit unterstützen mag, kann dies gerne tun. Wer einen Euro für unsere Obdachlosen übrig hat darf es gerne auf folgendes Konto überweisen:
Zebras helfen Zebras e.V.
IBAN : DE24350500000200324218
Verwendungszweck: Muddi hilft (WICHTIG)
Paypal: spenden@zhz-ev.de VZ: Muddi hilft
Zum Weiteren sei auch die Firma Weber Facility GmbH (ein Sponsor des MSV Duisburg) und sein Team lobenswert zu erwähnen. Ein Duisburger Großmarkt räumt einmal wöchentlich nicht abverkaufte Waren aus dem Lager. Zu schade zur Vernichtung, unbrauchbar auf der Straße. In einer betriebenen Küche Gold wert. Diese werden an den Petershof ausgeliefert, der Obdachlose nach wie vor mit zubereiteten Speisen versorgt. In der letzten Woche wurden zahlreiche Joghurts, Frischhefe, Puddings, Salate und Pommes ausgeliefert.
Solidarität, die unter den MSV-Fans und auch Anhängern zur Zeit grenzenlos scheint. Es sein hierbei auch zu erwähnen, das ab Dienstag die Bahnhofsmission wieder erreichbar ist.