Gibt es eigentlich wirksame Haarwuchsmittel?
In der Fülle von Produkten, die angeblich helfen sollen den erblich bedingten Haarausfall zu stoppen, ist es schwer einen Überblick zu bewahren. Besonders unangenehm: Nur die wenigsten helfen wirklich!
In der Realität sieht es nämlich so aus, dass lediglich 2 Wirkstoffe nachweislich und wissenschaftlich belegt, gegen den erblich bedingten Haarausfall, Alopecia androgenetica, helfen.
Um zu verstehen wie diese wirken, sollte man zunächst einmal wissen, wodurch der erbliche Haarausfall überhaupt genau verursacht wird.
So kommt es zur androgenetischen Alopezie
Beim erblich bedingten Haarausfall wird nicht einfach „Haarausfall vererbt“, sondern eine Überempfindlichkeit der Haarwurzel gegen Dihydrotestosteron. Dies ist ein Steroidhormon und Abbauprodukt von Testosteron und wird gerne mit „DHT“ abgekürzt. Von dieser vererbten Überempfindlichkeit betroffen sind allerdings nur die Wurzeln des Haupthaares; am Hinterkopf, an den Seiten oder irgendwo anders am Körper, macht sich erblich bedingter Haarausfall nicht bemerkbar. Da mit der Pubertät die Produktion von Testosteron zunimmt, befindet sich auch mehr DHT im Körper, wodurch die Haarwurzeln zunehmend angegriffen werden. Auf Dauer werden diese schwächer wodurch die Lebenszyklen der Haare kürzer und diese auch dünner werden, bis sie nicht mehr nachwachsen. Die Überempfindlichkeit gegen DHT erklärt auch warum Frauen nicht so stark vom erblich bedingten Haarausfall betroffen sind wie Männer; weniger Testosteron bedeutet auch weniger DHT, welches die Haarwurzeln angreifen könnte.
Tatsächlich wirksame Haarwuchsmittel
Momentan sind nur zwei Wirkstoffe bekannt, die, empirisch belegt, gegen Haarausfall helfen. Das ist zum einen der Wirkstoff „Finasterid“ und zum anderen „Minoxidil“.
Finasterid
Vor Allem Finasterid stand in letzter Zeit im Fokus der Öffentlichkeit; beruht doch das Mittel „Propecia“, welches von niemand geringerem als dem Präsidenten der USA, Donald Trump, verwendet wird, um seine fragwürdige Haarpracht zu erhalten, auf diesem Wirkstoff.
Propecia wird als Tablette eingenommen und greift in das Hormonsystem des Körpers ein, indem es das für den erblich bedingten Haarausfall verantwortliche DHT hemmt. So toll sich das aber auch im ersten Moment anhört, kann solch ein massiver Eingriff natürlich nicht ohne mögliche Nebenwirkungen vonstattengehen. Diese können, wie durch die erhöhte Aufmerksamkeit, welche in den letzten Monaten Propecia zu Teil wurde, wahrlich massiv sein. Besonders bedenklich: Bei 1-10% der Anwender kommt es zu Libido- und Potenzstörungen, die nach dem Absetzen von Finasterid NICHT immer vollständig verschwinden.
Propecia bzw. der Wirkstoff Finasterid ist auch nur auf Rezept vom Arzt erhältlich.
Minoxidil
Minoxidil wird im Gegensatz zu Finasterid auf die Kopfhaut aufgetragen. Produkte die auf Minoxidil basieren, wie z.B. der bekannteste Vertreter „Regaine“, sind als Schaum oder als Liquid erhältlich und werden zwei Mal pro Tag angewendet. Ursprünglich eigentlich als Mittel gegen Bluthochdruck erforscht, begründet sich die Wirkung auf einer Weitung der Kapillaren, wodurch die Durchblutung der Kopfhaut gefördert wird und die Ruhezeiten des Haarzyklus verkürzt werden.
Auch bei der Anwendung von Minoxidil können Nebenwirkungen auftreten, diese sind aber normalerweise lokal beschränkt und äußern sich in Juckreiz, Hautrötungen, aber auch in vermehrtem Haarwuchs außerhalb der behandelten Zone.
Sowohl Finasterid als auch Minoxidil weisen etwa eine Erfolgsquote von 80% auf, wenn es darum geht den erblich bedingten Haarausfall zu stoppen. Hinzu kommt bei Minoxidil, dass bei etwa 30% der Anwender Flaumhaar wieder zu Haupthaar werden kann, was bedeutet, dass eine Möglichkeit besteht, dass durch die Anwendung auch wieder neue Haare sprießen.
Egal für welches Haarwuchsmittel man sich entscheidet; man sollte sich auf eine langfristige Beziehung einstellen, denn kurz nach Ende der Anwendung, endet auch die Wirkung.
Alternative Anwendungsgebiete
Minoxidil wird auch gerne in anderen Bereichen eingesetzt, obwohl der Hersteller davon eigentlich explizit abrät. So verwenden immer öfter auch Männer Minoxidil, welche mit der Dichte ihres Barts unzufrieden sind. Ein eigenes Produkt gibt es dafür nicht, weil man Minoxidil laut Herstellerangaben nicht im Gesicht verwendet werden darf, das scheint aber nur wenige zu stören. Da die Wirkung auf das Haarwachstum bei Minoxidil in keinem Zusammenhang mit dem erblich bedingten Haarausfall selbst steht, sondern einfach überall, wo angewendet, das Haarwachstum positiv beeinflusst wird, werden durch die Anwendung in Sachen Bartdichte auch gute Ergebnisse erzielt.
Ein anderes Einsatzgebiet, für das es sehr wohl eigene Produkte gibt, sind beispielsweise die Wimpern. Wer lange Wimpern haben möchte hat die Möglichkeit Wimpernseren mit stark verdünntem Minoxidil anzuwenden. Zwei Mal täglich aufgetragen können diesen zu längeren und dichteren Wimpern verhelfen. Aber auch hier gilt: Nach dem Absetzen werden die Wimpern nach ein bis zwei Monaten wieder zu ihrer natürlichen Gestalt zurückkehren.