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Loveparade: Fünf Jahre danach

Von Dr. Werner Jurga
23. Juli 2015
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Morgen jährt sich die Loveparade in Duisburg zum fünften Mal. Sie endete bekanntlich in einer Katastrophe, von der relativ schnell klar war, dass es sich um eine „geplante Katastrophe“ gehandelt hatte. Diese „Veranstaltung hätte nie genehmigt werden dürfen“, wie jetzt auch noch einmal der britische Forscher Keith Stills festgestellt hat – in einem Gutachten für den Strafprozess. Wobei es jedoch keineswegs als sicher gilt, dass eine strafrechtliche Aufarbeitung überhaupt zustande kommen wird. Dafür sind aber in Duisburg selbst längst die Konsequenzen aus diesem häufig fälsch-licherweise als „Massenpanik“ bezeichneten verheerenden Ereignis gezogen worden, und zwar sowohl von der Stadtverwaltung als auch von der Stadtgesellschaft. Bei der Stadt gehen seither die Leute vom Brandschutz mit einer kleinlichen Akribie zur Sache, die schon für sich genommen absurd ist, darüber hinaus aber auch noch die Legende wach hält, die 21 Toten und die mehr als 500 Schwerverletzten und  -traumatisierten seien das traurige Ergebnis der einen oder anderen Ungenauigkeit.

loveparade-trauerfeier-0071Die Duisburger Stadtgesellschaft konnte sich von der Schmach und der Schande, die durch die Love-parade über sie gekommen war, dadurch befreien, dass sie den verantwortlichen Oberbürgermeister Adolf Sauerland qua Bürgerentscheid in die Wüste schickte. Ich selbst hatte niemals, also weder vor noch nach dem 24. Juli 2010, einen Zweifel daran gelassen, dass ich Sauerland für den Hauptverantwortlichenfür dieses Desaster hielt und halte. Die Anklagebehörde sieht nun gar keine Verantwortung bei ihm; denn selbstverständlich (wohlweislich?) hatte er „nie etwas unterschrieben“. Genauso selbstverständlich ist aber auch, dass für ein Projekt (und Verhängnis) dieser Größenordnung nicht eine Person allein verant-wortlich sein kann. Folglich hat die Staatsanwaltschaft einige Mitarbeiter der Stadtverwaltung wie des Veranstalters angeklagt, was die mitgenommenen Seelen der Duisburger zusätzlich entlastet hatte. Tatsächlich es wäre unerfreulich, käme es nicht zum Prozess.

Ich weiß, all dies ist nicht neu, und doch kann es nicht oft genug erwähnt werden. Neu ist, obgleich weithin in Vergessenheit geraten, auch nicht, dass die Loveparade im Vorfeld geradezu überschwänglich herbeigesehnt wurde. Und zwar so ziemlich von allen: von Politik und Wirtschaft, von Leitmedien und Internetbloggern. WAZ und Rheinische Post, WDR und Radio Duisburg, Ruhrbarone und xtranewsüberboten sich mit Jubelarien über den anstehenden Event aller Events. Alle waren für die Loveparade, etwaigen Bedenkenträger war es in der von dieser spaßtrunkenen Einheitsfront euphorisierten Atmo-sphäre nahezu unmöglich, sich Gehör zu verschaffen. Dissidenten mussten mit Sanktionen rechnen. Ich selbst konnte es so eben verschmerzen, als intolerante und altmodische Spaßbremse verspottet zu werden, zumal meine Texte trotzdem auf xtranews erschienen sind. Nicht ganz so lustig waren die Sanktionen, die abweichlerische Mitarbeiter der Stadt Duisburg, z.B. im Planungsamt und bei der Feuer-wehr, zu tragen hatten.

Die Opposition der Duisburger SPD gegen das Prestigeprojekt des CDU-Oberbürgermeisters beschränkte sich auf Finanzierungsfragen. Sören Link, damals Landtagsabgeordneter und mittlerweile Nachfolger des über die Loveparade gestolperten OBs, gab seinerzeit zu Protokoll, seinetwegen könne das Raverspektakel jede Woche in Duisburg stattfinden, es dürfe halt nur nichts kosten. Link meinte das völlig ernst; er hatte – wie so viele – keinen Gedanken darauf verschwendet, wie das wohl aussehen würde, wenn eine halbe, wovon damals intern, oder gar, wovon damals allenthalben ausgegangen wurde, eine ganze Million Gäste die Duisburger Innenstadt bevölkern. Ein schallendes Gelächter brach nicht einmal aus, als Wilhelm Bommann, der Chef des Einzelhandelsverbands Niederrhein, Vorbehalte einiger seiner Mitgliedsfirmen mit der Bemerkung zu zerstreuen versuchte: „Warum nicht den einen oder anderen interessierten Blick auf die schrille Veranstaltung werfen und danach entspannt shoppen?“ Keine Frage: das Ausmaß an Naivität unter ansonsten ganz intelligenten Menschen war bemerkenswert.

Bei der Feuerwehr und bei der Polizei sah die Sache freilich ganz anders aus. Die Probleme für den damaligen Leiter der Feuerwehr sind bereits angedeutet. Ob die Bedenken des ehemaligen Polizei-präsidenten seine ohnehin anstehende Pensionierung beschleunigt hatten, vermag ich nicht zu sagen. Der kommissarische Duisburger Polizeichef gab jedenfalls drei Tage vor der Loveparade einen Tages-befehl, in dem der „Druck auf die Einlässe zum Veranstaltungsgelände” und „eine daraus resultierende Staubildung im Karl-Lehr-Tunnel” angesprochen werden. Es muss nicht erwähnt werden, dass die Entscheidungsträger bei Feuerwehr und Polizei den eigenen Kindern die Teilnahme an diesem Himmelfahrtskommando verboten hatten. Das gemeine Volk erfuhr von diesen Dingen natürlich nichts. Kein Wunder, wenn schon Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft wie Link und Bommann keine Ahnung hatten und meine Kollegen aus der Blogosphäre – angesteckt von der allgemeinen Euphorie – ihren gemeinhin recht kritischen Blick vermissen ließen.

Die einzige kritische Stimme, die ich seinerzeit vernehmen konnte, war die von Ingmar Kreienbrink. Er saß schon 2010 in der Online-Zentralredaktion von der Westen, deren Chef er heute ist, und schrieb vier Tage vor der Katastrophe: „Loveparade wird zum Tanz auf dem Drahtseil“. Der Artikel erschien auch in der gedruckten WAZ – allerdings nur in der Duisburger Lokalausgabe, wie er auch online nur „unter Duisburg“ einsortiert wurde. Nicht-Duisburger hatten im Grunde kaum eine Chance, davon etwas mitzubekommen. Und auch für Duisburger war diese Warnung allenfalls ein Tropfen im Meer der Loveparade-Propaganda. Es ist klar, dass meine beiden xtranews-Artikel vier und zwei Tage vor der Katastrophe noch deutlich weniger Leser hatten. Kreienbrink hatte eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts zitiert, die „den Gästen Unterhaltung anbieten (wollte), falls es mal einen kleinen Stau und Wartezeiten geben sollte“. Nicht einmal das hatte geklappt. Der Veranstalter Lopavent hatte gewarnt: „Um Verlet-zungen zu vermeiden, sollten die Techno-Fans auf festes Schuhwerk achten, weil das Gelände nicht für hochhackige Schuhe oder Flip-Flops geeignet sei.“

Am 24. Juli 2010 hatte es dann auch diejenigen erwischt, die festes Schuhwerk getragen hatten. Am Sonntag, den 25. Juli, vormittags diese denkwürdige Pressekonferenz; Schmach und Schande über Duisburg und die Duisburger! Nachmittags wird Sauerland von aufgebrachten Bürgern mit Müll beworfen. In den nächsten Tagen werden die städtischen Mitarbeiter, insbesondere die Kolleginnen von Call Duisburg, aufs Übelste beschimpft. Das Ordnungsamt schickt mindestens eine Woche lang die Politessen nicht nach draußen. Es ist Hochsommer, viele Duisburger beantworten die am Urlaubsort übliche Frage nach dem Heimatwohnort absichtlich falsch – zumeist mit ihnen gut bekannten Nachbar-städten. Das war vor fünf Jahren. Eigentlich ist diese Zeit des Schämens vorbei. Wenn nur diese Jahres-tage nicht wären! Und diese Justiz, die es partout nicht gebacken kriegt, die Übeltäter hinter Schloss und Riegel zu bringen. Obwohl… – so ein Prozess wäre auch schon wieder ein großes Medienereignis, das uns nur unnötig in Verruf bringt.

 

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