Es grünt so grün auf der Platte oder war wohl nichts mit Guerilla Gardening
So muss sich Neil Armstrong gefühlt haben: Rundum so weit das Auge reicht nur Grau. Eine Einsamkeit, die einem den Atem nimmt. Das Gefühl, der einzige Mensch auf der Welt zu sein – pardon – das Gefühl der absoluten Einsamkeit auf einem neuen Planeten. Wer diese Eindrücke nachempfinden möchte, braucht nur einige Schritte auf die Platte am Bahnhof zu tun. Die Augen rasen über den Platz hinweg und finden nur wenig Grün an dem sie verweilen wollen möchten.
Dabei hatte man doch im Vorfeld dein Eindruck, dass jetzt die Zeit der Guerilla Gardening Aktivisten gekommen wäre. Die hatten ja schließlich schon die Platte eine Zeitlang erobert, wenngleich der kleine Fleck nun gegen die Größe der Fläche nichts ausrichten konnte. Immerhin aber war das mal ein Blickfang. Was aber nach dem Öffnen des Bauzauns passierte war erstmal mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Man streute Erde auf die Platte, warf scheinbar willkürlich wahllos Rasensamen drauf und hoffte, dass die Natur den Rest regeln würde. Das Ergebnis: Statt dem, was man sich eigentlich von der ganzen Diskussion um Gärtnern, Bepflanzung und Konzepten erhofft hatte blieb mal wieder nicht viel an konkretem Tun über. Ein typische Duisburger Problem offenbar: Dinge planen, umsetzen und dann feststellen, dass die eigentlich so nicht funktionieren können.
Unverständlich, warum die Guerilla Gardening Aktivisten nicht längst schon in das trostheischende Grün der Seitenstreifen eingriffen. Der Verdacht, dass das Ganze nur eine Pressaktion im Sommerloch gewesen sei ist nicht von der Hand zu weisen. Jetzt böte sich für die Zwischennutzung – und jeder weiß doch, Provisorien werden leicht zu Dauerzuständen – eine kreative Spielwiese. Generell lädt diese weite Fläche ein sie zu nutzen. Schade, dass nur wenige Bürger mutig genug sind da etwas zu machen. (Man hörte kurz von einer Bar, die es nicht gibt, aber dem Gerücht nachzugehen war mir nicht möglich.) Dabei ist das Herstellen von Seedbombs und Moosgraffitis nun keine Kunst. Allein, Duisburg scheint nach dem vielbeschworenen Neuanfang immer noch Angst vor der eigenen Courage zu haben. Ich nehm dann demnächst mal Decke und Lebensmittel mit und werde auf dem Grün picknicken. Soweit das Grün dann einigermaßen dicht ist.