Die Tücken der Kommunikation: Sieben auf einen Streich?
Gleich zur Sache: Wozu taugen offene Briefe?! Zu berücksichtigen ist, dass eine Privatkommunikation nach außen getragen wird, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Soll zum Beispiel zu einer Unterstützung für ein Festival oder zu einer politischen Abwahl aufgerufen werden, die mehr als nur die Mitglieder einer Initiative mobilisieren will, wäre ein offener Brief eine akzeptable Möglichkeit. Was geschieht jedoch, wenn eine Privatkommunikation lediglich nach außen getragen, die Öffentlichkeit nicht oder nur beiläufig angesprochen wird, nur als Druckmittel dient, um den Angesprochenen unter Zugzwang zu setzen?
Konkret müssen zwei Anliegen unterschieden werden, die in dem angeführten Beispiel auf naive Weise vermischt sind: (1) das Anliegen, über die Öffentlichkeit mit jemandem ins Gespräch zu kommen, wobei die Frage aufkommt, weshalb auf diesem Weg, (2) der Wunsch, den Angesprochenen öffentlich bloßzustellen bzw. zu diskreditieren! Beides zugleich kann man nicht haben!
Die Initiative ‘Traumzeitretter’ ist mit ihrem brieflichen Engagement in eine Kommunikationsfalle getappt, die es schwierig macht, ihr gut gemeintes Engagment noch ernst zu nehmen. Eine Forderung gegenüber der Kulturadministration nach Erläuterungen über das Fehlschlagen der ‘Traumzeit 2012’ wird mit einer denunzierenden Haltung verknüpft, Interna wie die Verhältnisse von Kulturdezernat – Isfort (ehemaliger künstlerischer Leiter der ‘Traumzeit’), Festivalbüro – Isfort, ebenso die Verhältnisse zu Sponsoren sollen den Unterzeichnern des Briefes nach öffentlich gemacht werden. ‘Sieben auf einen Streich’ fällt mir dazu ein – und ein tapferes Schneiderlein, das nicht über die Enge seiner Nähstube hinauszublicken vermag.
Dabei ist ein Klärungsbedarf im Hinblick auf das Scheitern der ‘Traumzeit’ durchaus verständlich, man sollte als Kulturschaffender jedoch auch wissen, wie Kommunikation funktioniert und welche Informationen sensibel behandelt werden müssen, will man nicht durch öffentliche Personal- und Sponsorendebatten verhindern, dass es keine Zukunft gibt, weil sich niemand auf solche Umgangsformen einlassen möchte. Isforts Vertrag lief zum Jahresende aus, und wenn er sich auf eine vertragliche Option zur Verlängerung stützt, diese ist an die Finanzierung des Festivals gebunden. Panikmache hilft in einem solchen Fall wenig, nicht in der Öffentlichkeit, nicht im Hintergrund. Und auch nicht per Anwalt. Im Gegenteil: Der Aktionismus hat dazu geführt, dass ein neu gewonnener Sponser absprang! ‘Sieben auf einen Streich’ gelingt allenfalls in einer engen Nähstube, mit einem Marmeladenbrot!
Damit ist keineswegs ausgeräumt, ob und was in der Kulturadministration und in der Politik, dem Rat der Stadt, in den vergangenen Jahren fehlgelaufen ist oder versäumt wurde. Dass die Eigenmittel für ein Festival viel zu gering sind, hätte seit längerer Zeit auffallen können, ebenso dass sich Duisburg angesichts der Finanzsituation, aber auch aus strategischer Sicht, entscheiden muss, was es als wichtig erachtet!