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Home›Duisburg›Loveparade-Gutachten aus England liegt vor: Individuelle Täter im kollektiven Rausch

Loveparade-Gutachten aus England liegt vor: Individuelle Täter im kollektiven Rausch

Von Dr. Werner Jurga
17. Februar 2012
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*Update: Download des Gutachtens *

Nun liegt es also vor, das lang erwartete Gutachten des Wissenschaftlers Keith Still, der an der Buckinghamshire New University bei London über das Verhalten von Menschenmassen forscht. Es liegt den diversen Beschuldigten vor, aber auch der WAZ, die Stills 21 Seiten als „eines der Schlüsselpapiere der Staatsanwaltschaft“ im Loveparade- Ermittlungsverfahren bezeichnet. Keith Still belastet in seinem Papier die verantwortlichen Planer schwer. Die Mitarbeiter der Firma Lopavent und die Beamten der Stadt Duisburg hätten, so Still, schon in einer „primitiven mathematischen Analyse“ der Zu- und Abflussbewegungen der Loveparade-Besucher erkennen können, dass die gesamten Planungen „schiefgehen“ mussten.

„Der Zusammenbruch dieses Systems war vorhersehbar“, heißt es in dem Gutachten wörtlich; denn „das Eingangssystem über Tunnel und Rampe war für jeden offensichtlich nicht in der Lage den Zu- und Abfluss der Besucher zu verkraften.“ Für jeden offensichtlich. Drei Tage nach der Katastrophe formulierte es ein einfacher Duisburger an Ort und Stelle in eine WDR-Fernsehkamera so: man brauche „kein Schlaumeier“ zu sein, um sogleich erkennen zu können, dass dies nicht gutgehen konnte. Ob nun allein der Augenschein oder eine „primitive mathematische Analyse“: dass die Zu- und Abflussbewegungen auf Basis dieser Planungen nicht zu bewältigen waren, zeigte sich schon Stunden vor der Katastrophe. Dies war voraussehbar.

Dies war auch ohne auf die nach oben zu Marketingzwecken manipulierten angeblich erwarteten Besucherzahlen voraussehbar. Zwei, drei Tage vor der Loveparade schrieb ich hier auf xtranews: „Ich weiß nicht, wie viele Menschen man gedenkt, auf die „Partymeile“ zu lassen. Und ich weiß erst recht nicht, wie viele Menschen kommen werden. Ich weiß nur, dass alle auf dieses Gelände gelangen wollen. Und nach Lage der Dinge ist damit zu rechnen, dass es vielen „Ravern“ wird verwehrt werden müssen. Nach Lage der Dinge reden wir hier nicht über Tausende Menschen, sondern eher über Hundert- als über Zehntausende.“

Eher über Hundert- als über Zehntausende, aber eben nicht über die mehr als eine Million, die im Übermut – allerdings aus kühlem Kalkül – kolportiert worden waren. Man stelle sich nur einmal vor, es wären tatsächlich so viele gekommen! Aber auch jede bescheidenere Zahl hätte keiner „primitiven mathematischen Analyse“ standhalten können. Weiter im Text vom 22. Juli 2010: „Da hat Rabe schon recht: wenn das `Gewährleisten von Sicherheit´ überhaupt auch nur irgendwie gelingen soll, dann müssen `alle beteiligten Ämter und externe Behörden´ reibungslos und ohne irgendwelche Eifersüchteleien zusammenarbeiten und gleichsam über sich hinauswachsen.“ Rabe, der zuständige Sicherheitsdezernent, hatte die Gefahr geahnt, wie die zitierten pathetischen Worte belegen.

„Doch leider kann selbst dann niemand für Sicherheit garantieren“, so mein damaliger Kommentar. Illusionslos, aber nicht gefühllos. Ich bin in meiner Bude auf und ab gelaufen – im Klaren darüber, nichts machen zu können. Über die damaligen Umstände ist allerorten hinreichend berichtet worden. Über den damals zuständigen Planungsdezernenten Dressler, der Rabe handschriftliche Kritzeleien zukommen ließ, in denen er die Loveparade für nicht genehmigungsfähig hielt. Über das Protokoll der Planungssitzung, in der Rabe darauf verwies, dass der Oberbürgermeister aber deren Durchführung wünsche. In der Hauptverhandlung werden all diese Einzelheiten Stück für Stück aufgedröselt werden.

 

Neben den von Keith Still nunmehr erörterten Zu- und Abflussbewegungen hätte auch allein eine „primitive mathematische Analyse“ des abgezäunten Partygeländes ausgereicht, um die Veranstaltung als offensichtlich für nicht genehmigungsfähig zu halten. Knapp eine Woche zuvor übte ich mich in primitiver Mathematik: „Nehmen wir einfach mal an, auf das Güterbahnhofsgelände – das ist da, wo die Party abgehen soll – passten so `400.000 bis 500.000 Menschen´. Das sagt jedenfalls die Kersten Sattler vom Veranstalter Lopavent. Indiskret, so etwas. Jedenfalls: die abgesperrte Party-Fläche hat 230.000 Quadratmeter. Das bedeutet nach Adam Riese: zwei Raver pro Quadratmeter. Ja klar: es geht um Liebe!“

 

Wie gesagt, nicht auf Basis der propagierten Million, sondern auf Basis von 460.000 zu erwartenden Besuchern: zwei Menschen pro Quadratmeter. Ein Wahnsinn. Er war bekannt. Den Verantwortlichen im Rathaus. Der WAZ-Redakteurin, auf deren Artikel ich meine primitiven mathematischen Überlegungen aufbauen konnte. Und weil sie es wusste, wussten es auch all diejenigen WAZ-Leute, die die Loveparade im Vorfeld euphorisch hochgejubelt hatten. Und weil ich es wusste, wussten es auch all die Blogger, die sich der allgemeinen Begeisterung angeschlossen hatten. Und weil wirklich jeder und jede, der wollte, sich über diese haarsträubenden Planungsfehler informieren konnte, dürften es auch viele getan haben.

 

Niemand der hier Angesprochenen trägt irgendeine Verantwortung für das Schreckliche, was passiert ist. Aber jeder der hier Angesprochenen sollte sich mit Urteilen über die für die Tragödie tatsächlich Verantwortlichen zurückhalten. Denn genau wie sie selbst sind auch die verbeamteten Planer der Stadt Duisburg dieser die Sinne vernebelnden Euphorie erlegen. Ja, sie hatten diese Euphorie auch selbst geschürt; aber auch alle anderen ihr Erlegenen hatten sie in irgendeiner Weise mit geschürt. Ich plädiere deshalb schon jetzt für milde Strafen. Die Täter waren (und sind) im dargelegten Sinne auch Opfer. Und, was genauso wichtig ist: niemandem wäre damit gedient, würde die kollektive Schuld allein auf die benennbaren Organisatoren abgeladen.

 

Vielmehr wird – spätestens nach Beendigung der strafrechtlichen Aufarbeitung – schonungslos darüber zu debattieren sein, wie es möglich sein konnte, dass nahezu die gesamte Gesellschaft in diesen kollektiven (für einige tödlichen) Rauschzustand geriet. In Duisburg und anderswo.

 

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