Update – Rheinhausen: Wutbürger fordern „Umsiedlung“ von immigrierten Roma
Mit einer an den Duisburger Oberbürgermeister gerichteten Unterschriftensammlung fordern bislang mehr als 300 Rheinhauser Einwohner die „Umsiedlung“ von legal eingewanderten EU-Bürgern aus Rumänien und Bulgarien. Ein in ihrer Nachbarschaft Rheinhausen-Bergheim
gelegenes Hochhaus, hauptsächlich von Roma bewohnt, bezichtigen die Entfesselten als Hort der Kriminalität und des illegalen Hausens.
Sie heißen Teresa Stapper und Daniela Remmen, sie formulieren holperig, und sie wähnen sich als die schweigende Mehrheit. Ein paar Hundert Bergheimer Kleinbürger, denen wohl der dünne Kitt der Zivilisation von der Charaktermaske gerutscht ist.
Und ihr Ansinnen trieft vor Hybris und fataler Fehleinschätzung: Adressiert an Oberbürgermeister Sören Link (SPD) sowie an andere Amtspersonen wie den „Präsidenten des Europäischen Parlaments Herrn Martin Schulz“ und die „Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland Frau Angela Merkel“ bringen sich die guten deutschen Nachbarn auch mal ein.
Denn: Sie „wollen kein zweites Rostock-Lichtenhagen“ in ihrem Stadtbezirk.
Aufs Korn genommen haben die Entfesselten ein achtstöckiges Hochhaus an der Straße In den Peschen in Rheinhausen-Bergheim – aus Sicht der Kleinbürger ein gutbürgerliches Viertel. Tatsächlich aber ein Spiesserkiez von Arbeitern und Rentnern.
In dem Bau haben sich seit Ende letzten Jahres Armutsflüchtlinge aus Südost-Europa angesiedelt. Die dürfen das, weil sie rumänischer und bulgarischer Nationalität, mithin EU-Bürger sind.
Und für die ansässigen Proleten ist der Lebensstil der neuen Nachbarn, die gekommen sind zu bleiben, schier unerträglich.
Es hat sich in der Ecke, aus Angst vor fremdem Anderen, eine Blase voll Gerüchten, Kolportage und Verleumdung aufgebaut.
Was sich im Wutbürgerbrief, der Unterschriftensammlung verdichtet:
„Die Zuwanderer aus dem südost-europäischen Raum können aufgrund ihrer Mentalität und Lebensart nicht bei uns integriert werden, da sie konträr zu den Gepflogenheiten der Bürger unseres Landes stehen“, wird behauptet.
Wofür man Angeblichkeiten ins Felde führt:
„Das ist ganz deutlich an Kindern zu sehen, da wo diese gehen und stehen, ihre kleinen und großen Geschäfte verrichten, an parkenden Autos, direkt auf den Bürgersteigen, in den Vorgärten.“
„Als Bürger muss man sich auch von den Jugendlichen anschreien, den Mittelfinger zeigen und anspucken lassen.“
„Der Müll wird in die vorhandenen Müllbehälter nicht untergebracht und wird durch die Zuwanderer im Innenhof verteilt.“
Woraus diese Forderungen abgeleitet werden:
„Der Eigentümer ist aufzufordern, die Vermietung an die südost-europäischen Zuwanderer zu unterlassen.“
„Die schon in der Straße wohnenden südost-europäischen Zuwanderer sind umzusiedeln, zum Beispiel in städtische Übergangswohnheime.“
„Es ist eine Lösung zu finden, die den Zuzug südost-europäischer Zuwanderer stoppt.“
Bergheim, Dein Boot ist voll. Und der Mob ist los.
Update.
Duisburgs OB Sören Link lässt zu zwei im Kontext an ihn gerichtete Fragen antworten:
„Unser Fokus richtet sich darauf, auf der einen Seite die Lebensumstände der Menschen vor Ort zu verbessern und sie in die Gesellschaft zu integrieren, auf der anderen Seite aber auch auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und Regelungen. Zum Thema Umsiedlung verweise ich auf die entsprechende EU-Regelung, wonach jede EU-Bürgerin und jeder EU-Bürger das Recht auf Freizügigkeit genießt.“
Ich persönlich kann nicht erkennen, dass Sören Link meine Fragen überhaupt beantwortet, schätze aber dessen Pose des Pluralis Majestatis des gelernten sozialdemokratischen Verwaltungswirtes;
die Fragen waren:
„Wie steht der OB zu der im Schreiben dargetanen Einschätzung gemäss
dessen „die Zuwanderer aus dem süd-ost-europäischen Raum aufgrund ihrer
Mentalität und Lebensart bei uns nicht integriert werden können, da
sie konträr zu den Gepflogenheiten unseres Landes stehen.“
„Wie steht der OB zu der im Schreiben dargetanen Forderung, „die (…)
Zuwanderer umzusiedeln?“