BODO – von einer Idee zum umfassenden Konzept
Manchmal ergeben sich aus ursprünglich kurz angedachten redaktionellen Anfragen längere und tiefer gehende Gespräche. So auch hier im Fall von BODO e.V., dem Straßenmagazin aus Dortmund und Bochum.
Vor gut 16 Jahren hatten einige Dortmunder die Idee eine eigene Straßenzeitung heraus zu bringen. Mittelpunkt dieser Idee war es, Menschen die sich in einer schwierigen Lebenslage befanden, Unterstützung und Reintegration in die Gesellschaft zu bieten. Das Motto „Arbeit statt Almosen“ gilt auch heute noch.
BODO wird direkt und vor Ort verkauft. Die betroffenen Menschen, Hartz-4-Bezieher, Obdachlose oder auch Drogenabhängige, erwerben die Monatszeitung direkt von BODO e.V. und verkaufen sie dann an die interessierten LeserInnen in Eigenregie weiter. BODO hat bisher circa 85 Verkäufer seines Magazins. Bastian Pütter von BODO e.V., dort zuständig für die Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, sieht darin nicht nur den direkten wirtschaftlichen Nutzen, den die Verkäufer für sich erzielen.
Das Konzept, ein Magazin von Betroffenen direkt verkaufen zu lassen, bedeute für viele dieser Menschen den Einstieg in ein strukturierteres Leben. Es biete ihnen eine Perspektive um aus der derzeitigen Armut heraus zu gelangen.Verloren gegangene Tagesstrukturen werden teilweise wieder sinnvoll erlernt, auch aus der inneren Einsicht der Betroffenen heraus, eben weil sie ihr Produkt an den Mann / die Frau bringen wollen.
Mittlerweile hat sich die ursprüngliche Straßenzeitung BODO zu einem professionellen Magazin entwickelt. Vielfältige Themen und Artikel auf hohem Niveau werden monatlich publiziert. Das Magazin ist einfach gut gemacht und es ist zu wünschen, das viel mehr Menschen dieses Angebot annehmen. 1,80 Euro sind in diesem Fall gut und sinnvoll investiert, nicht zuletzt unterstützen sie einen Menschen, der gerade dabei ist, sein Leben wieder ordnen zu wollen.
Der Verein finanziert sich selbst. Es gibt keine kommunalen Zuschüsse und man ist froh, mit den selbsterwirtschafteten Gewinnen und Spendengeldern das Projekt führen zu können. „Wir haben den Ehrgeiz mit eigenen Projekten Zuschüsse zu erzielen“, sagt der 35-jährige Bastian Pötter, und verweist u,a. auf den eigenen Umzugs,-und Transportdienst, der gut angenommen wurde. Daneben unterhält BODO e.v. noch Trödelbasare in Dortmund und Bochum.
Aktuell ist der Verein auf der Suche nach einem passenden und finanzierbaren Ladenlokal in Bochum, da sie ihr bisheriges zum Ende des Jahres verlassen müssen.
Im Laufe des Gespräches mit Bastian Pütter über die Situation der betroffenen Menschen und ihre teilweise prekäre Lage in Dortmund wurde klar, dass BODO e.V. eine unterstützenswerte Initiative ist, die es schlichtweg verdient, mehr in die Öffentlichkeit gestellt zu werden. Die Probleme in einer Großstadt wie Dortmund sind mannigfaltig. Neben dem Armutsproblem, der Thematik Obdachlosigkeit und Drogenabhängigkeit bildet sich eine immer größer werdende Subkultur im Dortmunder Norden aus, die man mit Arbeitsstrich betiteln kann. Tagelöhner, vornehmlich aus dem rumänischen Raum, bieten dort für wenig Geld ihre Dienste an. Hinter diesen Menschen stehen wieder andere, die nach getaner Arbeit die Hand auf halten. Neben dem herkömmlichen Straßenstrich, der selbstverständlich nach wie vor menschliches Elend beinhaltet, nun ein Strich für arbeitssuchende, oftmals junge, Männer und Frauen aus Südosteuropa. Angelockt vom scheinbaren Geldverdienst in Deutschland offenbart sich dann diesen Menschen eine schnell ernüchternde Realität. xtranews wird dieses Thema noch separat behandeln und ein weiteres Gespräch mit Bastian Pütter führen.
Organisationen wie BODO e.V. ist es auch zu verdanken, dass dieses neue Phänomen bekannt wurde. Hier muss so etwas wie eine Kultur des nicht mehr Wegsehens entstehen und gefördert werden. Die soziale Schere in Deutschland im Jahre 2010 klafft immer weiter auseinander. Wer auf der Verliererseite steht, hat es immer schwerer den Weg zurück in ein einigermaßen geordnetes, auch finanzielles, Leben zu finden.Verloren gegangene Motivation wieder aufzubauen ist daher von besonderer Bedeutung.
Bastian Pütter und das gesamte Team von BODO e.V. sind direkt an diesen Menschen dran. Sie bieten den Betroffenen die Möglichkeit, aus eigener Kraft und Willen heraus, sich selbst helfen zu können. Menschen die ihren eigenen Wert wieder erkennen haben den ersten Schritt zurück in ein „normales“ Leben bereits genommen. Die Verkäufer vom Magazin BODO, die wir oftmals mehr oder weniger wahrnehmen, gehören dazu.
Bodo e.V. kann unterstützt werden. Durch Geld-und/oder Sachspenden oder auch durch eine Förder-Mitgliedsschaft.