Duisburg: Nacht der 1.000 Lichter 2022 – Ein Gedenken scheint zu schwinden
Vor zwölf Jahren starben bei der Loveparade in Duisburg 21 junge Menschen in einem unfassbaren Gedränge. Zum Jahrestag an diesem Sonntag (24. Juli) werden Angehörige und Verletzte an der Unglücksstelle erwartet, an der eine Gedenkstätte errichtet wurde.
Auch bei der „Nacht der 1.000 Lichter“ am gestrigen Abend wurde der Opfer gedacht. Eine Hand voll Überlebende kamen zusammen, gedachten derer, die ihr Leben hier verloren und feiern jedes Jahr im Stillen ihr eigenes Überleben. Viele von ihnen sind traumatisiert. An der Gedenkstätte und im Zugangstunnel wurden zahlreiche Kerzen angezündet. Die „Nacht der 1.000 Lichter“ findet traditionell am Vorabend des Jahrestages statt.
In dieser Nacht anwesende Angehörige und Überlebende spürten deutlich, dass das Gedenken an die Loveparade-Katastrophe in Duisburg immer mehr an Bedeutung verliert. Immer weniger Menschen nehmen an der Nacht der 1.000 Lichter teil. Am gestrigen Abend war dies deutlich zu spüren. Weniger Kerzen wurden im Tunnel platziert. Sehr viele vom Verein „Bürger für Bürger“ zur Verfügung gestellte Kerzen blieben unangerührt.
Gabi Müller verlor am 24. Juli 2010 an diesem Ort ihren einzigen Sohn Christian (25). Er kam nach Duisburg, um zu feiern und bezahlte einst mit dem Leben. Auch sie spürt, dass das Desinteresse an dieses Gedenken in dieser Stadt wächst. „Seit dem 10. Jahresgedenken vor zwei Jahren und dem unfassbaren Ende des Gerichtsverfahrens spürt man es deutlicher. Man bekommt in dieser Stadt von Bürgerinnen und Bürger mehr Empathie entgegen gebracht, als von dem durch die Duisburger Stadtverwaltung eingesetztes Personal der Stiftung“, sagte sie enttäuscht. Auch sie nimmt jedes Jahr an der „Nacht der 1.000 Lichter“ mit den Hinterbliebenen und traumatisierten Opfern der Katastrophe teil. Es haben sich hier viele Freundschaften untereinander entwickelt. Gemeinsam sitzen sie auf den Bänken an der Gedenkstätte und tauschen Erinnerungen aus.
Am 24. Juli 2010 waren hier, am einzigen Ein- und Ausgang der Technoparade, 21 Menschen im Alter von 17 bis 38 Jahren bei einer Massenpanik erdrückt worden. Mindestens 652 Loveparade-Besucher wurden damals verletzt.
Am heutigen Sonntagnachmittag kommen auf Einladung der Stiftung „Duisburg 24.7.2010“ die Angehörigen zu einer Andacht in der Salvatorkirche zusammen. Ab 16.45 Uhr findet das gemeinsame öffentliche Gedenken an der Gedenkstätte statt. Begleitet von andächtiger Musik wird mit einer Ansprache und 21 Glockenschlägen an die Katastrophe und ihrer Opfer erinnern.
Das einst eingeleitete Strafverfahren gegen ursprünglich zehn Angeklagte war im Frühjahr 2020 ohne Urteil eingestellt worden. Als Grund wurde eine vermutlich geringe Schuld angegeben. Das Gericht hatte am Ende festgestellt, dass eine „Vielzahl von Umständen“ zu dem tödlichen Gedränge geführt habe. Unter anderem sei der Veranstaltungsort für das Konzept und die Besuchermengen völlig ungeeignet gewesen. Vereinzelungsanlagen und Schleusen an den Eingängen wurden nicht auf die erwartenden Personenmengen ausgerichtet. Zudem habe das Gericht festgestellt, dass das Unglück auch am Veranstaltungstag noch hätte verhindert oder zumindest in den Folgen abgemildert werden können.