Song of the Week: Frauenpower
In dieser Woche habe ich einen Song heraus gesucht, der mich als 7-Jährige unheimlich fasziniert hat. Eine Frau, die neben Sandra, Madonna und Lisa Stansfield für mich zu meinen absoluten Favourits gehörte. Ich kann mich sogar noch ganz genau dran erinnern, wann und wo ich diesen Song das erste Mal hörte. Als wäre es gestern gewesen.
Wenn mein Vater nicht im Betrieb zu finden war, dann wusste ich als Kind ganz genau, wo er war. Ich war grundsätzlich diejenige, die zu Schorsch nach nebenan dann flitzte. Schorsch war der Pächter des Lokals links nebenan. Das „Hawaii“. Eine typische Arbeiter-Kneipe. Es war sehr dunkel in den Räumlichkeiten, da es keine Fenster gab. Eine riesige Fototapete mit Palmen zierte den Raum. Die grösste Lichtquelle war der Zugangsbereich. Es war eine riesige Glastür die den Raum mit Tageslicht von außen flutete. Wenn man das kleine Lokal betrat fand man rechts den Tresen, links ein Flipperautomat. Die Mitte der Kneipe zierte ein Billardtisch. Meine Aufmerksamkeit galt immer nur einem Objekt in diesem für heutige Verhältnisse kleinen Raum: Der blauen Juke-Box. Sie lachte mich immer regelrecht an.
Mein Vater saß immer am Ende des Tresens und wenn er mich reinkommen sah, wusste er genau was zu tun war. Er steckte mir immer alle 50-Pfennig-Stücke zu, die er in seiner Hosentasche fand, damit ich diese in der Juke-Box versenken konnte. Schorsch drehte die Musik ab, die aus seiner Anlage den Raum beschallte, damit ich meiner Musik lauschen konnte. Lange stand ich davor und suchte bedacht die Musik aus. Welche Nummer würde ich nur heute wählen? Hmmmm… Ich ließ die Münze in die Juke-Box gleiten, wählte einen Song aus und beobachtete, wie sich das Vinyl im Inneren in Gang setzte und mir meine Auswahl nur für mich spielte. Und eines Tages traf ich hierbei auf sie. Belinda Carlisle. Eine großartige Sängerin, die mich bis heute begleitet.
Vor 8 Jahren gab sie ein Konzert in Bochum. Mein allerbester Freund Robert und ich fuhren hin. Wochenlang habe auf diesen Moment hin gefiebert. Als sie dann die Bühne betrat, musste ich leider aus gesundheitlichen Gründen den Saal verlassen. Eine bis zu diesem Zeitpunkt bei mir unentdeckte Schilddrüsen-Erkrankung führte dazu, das ich ins Krankenhaus gebracht wurde. Es war ein Desaster für mich. Seither hat sich nie wieder die Gelegenheit ergeben, diese grandiose Sängerin live in Deutschland anzutreffen. Dennoch gebe ich die Hoffnung nicht auf sie doch nochmal live zu erleben. Heute schließe ich jedes Mal, wenn ich diesen Song höre meine Augen, sehe mich als kleine Ruhrpott-Göre vor der Juke-Box stehen, rieche den kalten Zigarettenqualm aus der kleinen Kneipe und bin für einige Minuten unbeschwert.