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„Ich bin dann mal Hartz IV“ startet 2011 zu neuen Lese-Terminen

Brigitte Vallenthin, Hartz-4-Plattform

Ein ganz persönliches Dankeschön von Autorin Brigitte Vallenthin an alle bisherigen Lesungs-Veranstalter für außergewöhnliche Begegnungen

„Wie gut, dass zum Jahresende und zum Beginn des neuen Jahres die Hektik des Alltags vor der Besinnung zurück tritt – dieses mal in ganz besonderer Weise, indem sie sogar die Verkehrshektik auf der Straße, der Schiene und in der Luft zum Innehalten brachte,“ erklärt Hartz4-Plattform Sprecherin und Autorin Brigitte Vallenthin gegenüber dem Nachrichtenportal xtranews. „Das gab mir Gelegenheit, zur Rückbesinnung auf die Zeit seit Erscheinen meines Buches und danke zu sagen all den wunderbaren Menschen, die mit Einladungen zu Lesungen von „Ich bin dann mal Hartz IV“ halfen, den Leiden der durch Hartz IV-Gesetzgebung und -Verwaltung gequälten Menschen mehr öffentliches Gehör und mitfühlendes Verständnis zu verschaffen. Danke will ich ihnen auch dafür sagen, dass sie mir die Möglichkeit schenkten, zu Ihnen zu reisen, dass sie mir großzügige Gastgeber waren und mich gastfreundlich beherbergten.“

In Weimar gab es die Begegnung mit der Stadt meiner ersten Schuljahre, ehe mein Vater – aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück gekehrt – mir am Nikolaus-Tag 1949 in Berlin die erste Banane meines Lebens und die erste Tafel Cadbury-Schokolade in die Hand drückte. Das Bündnis SozialTransFair – eine Initiative zur Unterstützung Hartz IV-Betroffener aus Parteilosen und Mitgliedern der Links-Partei im Wahlkreis der Bundestags abgeordneten Luc Jochimsen – hatte mich eingeladen – obwohl? oder weil? – ich mit den Worten ihrer Nachberichterstattung „eine unbequem, streitbare Vertreterin der Erwerbslosenbewegung“ bin. (http://www.unz.de/nc/aktuell/land_leute/detail/zurueck/land-leute/artikel/hartz-iv-vorhof-zur-hoelle) Ein liebevoll selbst zubereitetes Büffet empfing die Besucher des Abends. Und ich hatte die Freude, die Nacht im Hause eines Friedensforschers und seiner mitreißenden Familie zu verbringen.

Ein Wiedersehen mit gleichgesinnten Unterstützern der Mehr-Demokratie-Bewegung erlebte ich in Kassel. Wir hatten miteinander in Düsseldorf Unterschriften für Volksentscheide gesammelt. Jetzt ist die damalige Mitstreiterin mit russischen Wurzeln Lehrerin in einem berufsbildenden Gymnasium für Soziales. (http://www.dialog-kilian.de/index.php?option=com_content&view=article&id=20&Itemid=99) Schüler und Lehrer mehrerer Schulen haben mit Verwunderung den Beschreibungen aus der Hartz IV-Wirklichkeit gelauscht. Und ein Schüler stellt die entscheidende Frage: “Warum geht – in Zeiten von Massenprotesten zu Stuttgart 21 und Gorleben – die große Zahl von Hartz IV-Betroffenen nicht ebenfalls massenhaft auf die Straße?“ Dass das alleine schon an der mangels finanzieller Mittel eingeschränkten Mobilität scheitern muss, hat überrascht und neues Nachdenken angeregt.

Ein ehemaliger Sozialamts-Leiter – aus, nach Bekunden aller, die es wissen müssen, besseren Zeiten des Bundessozialhilfegesetzes -, der seinen Ruhestand nicht auf dem Sofa verbringt sondern für die Hilfe bei Hartz IV-Problemen nutzt, hatte zur Lesung beim monatlichen Frühstückstreffen bei der AWO mit lecker belegten Brötchen, Kaffee und kalten Getränken im nordhessischen Schwalmstadt eingeladen. Der Besucher-Andrang war überwältigend. Und die begeisterte Zustimmung der geduldig 45 Minuten lang meiner Lesung Zuhörenden sowie ihre Reaktion, sich endlich mal ernst genommen zu fühlen in ihrem Schikane-Alltag, hat mich fast beschämt. Gleichzeitig hat es mir Bestätigung gegeben: Es war gut, das von der Politik Vertuschte endlich mal zwischen Buchdeckel zu packen – nicht zuletzt auch, wie man bei tatsächlich „realitätsgerechter“ Berechnung auf einen Regelsatz von über 600 € kommt.

Dass mich bei der Berliner Lesung auch die Bilder unserer Ausstellung „Hartz IV sind wir“ empfingen (http://www.frauenrat.de/deutsch/aktionen/aktionswochen-arm-in-einem-reichen-land.html#c483) war eines von vielen liebevoll-einfühlsamen Details dieser Veranstaltung mit Podiumsdiskussion des Deutschen Frauenrats. Eingeladen war zur Auftaktveranstaltung für Aktionswochen zum Thema „Arm in einem reichen Land“. Eines der problematisierten Themen war die Frage, ob die fast 900 Tafeln in Deutschland „genial oder fatal?“ seien. Neben drei Zitatstellen aus meinem Buch findet sich in der gleichzeitig erschienen Zeitschrift des Frauenrates, Heft 5/2010, auch dazu sehr viel Informatives und Lesenswertes. Ich konnte mich über ein vielschichtiges Publikum freuen – beispielsweise auch von der Berliner Kampagne gegen Zwangsumzüge, vom Sanktionsmoratorium gegen den § 31 SGB II sowie einer türkisch-deutschen Frauenvereinigung.

Im Haus St. Martin am Autoberg in Hattersheim bei Frankfurt war ich zu Gast bei der Caritas und in einer ganz besonderen Einrichtung für wohnungslose Menschen. (http://www.haus-stmartin.de/) Dort wird nicht gejammert und geklagt, dort werden die Schicksale angepackt und individuelle Lösungen begleitet. Das einmalige in diesem Hause ist, dass ganz selbstverständlich Kunst und Kultur regelmäßig zum Programm gehören. Das führt Betroffene und Nicht-Betroffene in gemeinsamer Freude bei Ausstellungen, Lesungen und beim Gartenfest ganz unverkrampft zusammen. An diesem Abend waren es besonders die nicht von Hartz IV Betroffenen, die – zunächst in sprachloser Erschütterung erstarrt – dann umso mehr die Frage aufwarfen, ob die Verwaltungsschikanen mit dem Grundgesetz-Anspruch an Menschenwürde vereinbar seien.

Ganz besonderer Dank gilt dem VSA-Verlag (http://www.vsa-verlag.de/) – im traditionsreichen Hamburger Stadtteil St. Georg (Buch-Tipp: Michael Joho, St. Georg, VSA-Verlag, Februar 2011, ISBN 978-3-89965-437-0) -, dafür, dass er den Mut hatte, das heiße Eisen staatlich angeordneter Willkür und Schikane in den Hartz IV-Amtsstuben anzupacken – an das sich jahrelang kein anderer Verlag ran traute. Und überhaupt nicht zuletzt will ich danke sagen meiner Lektorin für eine schöne, einfühlsame Zusammenarbeit.

Die „Ich bin dann mal Hartz IV“-Lesungen 2011 starten in Saarbrücken, Wirges im Westerwald, Duisburg und Landau in der Pfalz. In Vorbereitung sind weitere Lesungen u.a. in Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern. Gastgeber werden sein eine Stiftung für Demokratie, ein Forum für Soziale Gerechtigkeit, ein Gruppe der Frauenringe, eine ver.di-Gruppe und ein Demeter-Biobauer für eine juristische Hochschulgruppe.

„Auch 2011 lade ich alle Organisationen, Verbände ebenso wie kleine Initiativen sehr herzlich ein, ebenfalls einen Lese-Termin anzumelden,“ erklärt Brigitte Vallenthin gegenüber xtranews. „Ich fahre gerne überall hin, um den Betroffenen zu zeigen: ihr seid nicht alleine! Und um Ihnen Gelegenheit zu geben, allen, die ihnen immer wieder nicht glauben wollen, glaubwürdig und hautnah darzustellen, wie groß ihre Qualen unter der Hartz IV-Diktatur sind.“

Wiesbaden, 05. Januar 2011

Brigitte Vallenthin

Presse

Hartz4-Plattform

keine Armut! – kein Hunger! – kein Verlust von Menschenwürde!

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Weitersagen! Kürzlich erschienen: „Ich bin dann mal Hartz IV“ von Brigitte Vallenthin, Vorwort von Helga Spindler, 128 Seiten, 9,80 €, ISBN 978-3-89965-433-2: www.hartz4-plattform.de

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