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Bärbel Höhn in Duisburg – Von Fahrradfahren, Asse und AKW

Es war eine Veranstaltung ganz nach dem Geschmack von Bärbel Höhn. Als die grüne Bundestagsabgeornete kurz vor 10 Uhr den bis auf den letzten Platz gefüllten Franz-Wieber-Saal in der ersten Etage im DGB-Haus am Stapeltor betrat, wurde sie mit langanhaltendem Beifall begrüßt. Eine solche Begrüßung ist momentan für Grüne in Duisburg, und vor allem aus Duisburg, eher die Ausnahme denn die Regel. Die 58-jährige Bundesgrüne wurde von den IGBCE-Senioren Duisburg zu einer Diskussionsrunde eingeladen, um zu den aktuellen Veränderungen und Problemen der Energiewirtschaft zu referieren.

Bezirksleiter Bodo Wilms gibt, wie er sagt, ein neudeutsches „warm up“ in das Thema. Er schildert die Gemütslage an der Basis bezüglich der jüngsten Diskussion über einen vorgezogenen Ausstieg aus dem Kohlebergbau zum Jahre 2014. Er versucht das Unverständniss der Kumpel über die rechtlichen Streiterreien zwischen Bundesregierung und Eu-Kommission zu artikulieren.

„Die Kollegen wollen, dass sich an den vereinbarten Verträge gehalten wird“ so Wilms, denn die politischen Tricksereien der Politiker sei keinem mehr zu vermitteln. Er spricht von Politikverdrossenheit und bekommt direkt unterstützung aus dem Publikum. „Alles was da oben beschlossen wird, richtet sich gegen den kleinen Mann“, so ein Diskutant im Publikum. Die Stimmung steigt und jetzt legt Höhn los. Sie steht auf und bleibt die nächsten 75 Minuten in jener Position, wo sie den ganzen Saal überblicken kann, was von einigen der Anwesenden Senioren mit Respekt gezollt wird.

Die Grünen und Duisburg, so Höhn, das war nicht immer eine Liebesbeziehung, aber man habe es geschafft hier die Furane um 95% zu senken. Sie erzählt, für jene, die mit Furane nur wenig anfangen können, von ihrer Zeit an der Duisburger Uni und ihren damaligen täglichen Fahrradfahrten von Oberhausen über Mülheim nach Duisburg. Die Furane sind vergessen und sie schreibt der grünen Politik grade für Duisburg eine Art Arbeitsplatzsicherung zu.

Arbeitsplatzsicherung, ob mit oder ohne Furan-Reduzierung, kommt an. Trotzdem fragt jemand nach Trittin. Will Trittin schon 2014 aus der Kohle?, so die Frage aus dem Plenum. Die Berufspolitikerin windet sich. Nein, da haben die Medien Trittin irgendwie falsch verstanden und ja, wenn wir bis 2014 einen Ausstieg sozial gestalten können, so wäre das im Sinne der Bundesgrünen. Die grüne Wahloberhausenerin ist lang genug im Politikgeschäft um zu ahnen, dass es jetzt kippen könnte und schwenkt in die „Verkaufstour“ für die regenerative Energien. Windkraft, Photovoltaik, Bioenergie, das schaffe Arbeitsplätze. Grade NRW hätte so viel freies Land für Windkraftwerke.

300.000 Menschen haben aufgrund von alternativen Ernergien eine Arbeit, dagegen seinen die 30.000 in der Atomwirtschaft rein gar nichts. Und ja, Windkrafträder sind nicht immer ein schöner Anblick, grade auch für Naturfreunde. Aber, so Höhn, lieber ein paar „Spargel“ in der Landschaft, als plattgemachte Dörfer und abgesoffene Landstriche durch den Bergbau. 30 Minuten sind vergangen und Höhn ist jetzt auf dem Höhepunkt ihres politischen Rundumschlags: Geheime Verträge zwischen Merkel und der Atomwirtschaft, Belastungen in Milliardenhöhe für den Steuerzahler, Geld statt Sicherheit, Gorleben, Asse, Höhn arbeitet sich wie eine Linkliste an allen grünen Stichworten ab, nichts bleibt unerwähnt und die Blasen der Zuhörer füllen sich unaufhörlich.

Nach etwa 50 Minuten beginnt das große Wandern, zwischen Sitzplatz in Richtung Toilette und wieder zurück. Eine leichte, fast unbemerkte, Unruhe macht sich breit und endet jäh, als die Bundestagsabgeordnete über Bio-Energie spricht und dies mit dem Leitsatz aus „Scheisse Geld machen“ fokusiert. Höhn hat es geschafft und kann auch die restlichen Minuten mit einer ungeteilten Aufmerksamkeit rechnen, denn immerhin hat eine Kläranlage mehr Energie als Braunkohle. Die ehemalige Umweltministerin schafft es wie beim Abgang eines guten Weins, in den Schlußsätzen noch einmal die große Politik zu reden: Renaissance der Atomkraft – unmöglich, kein Wasserstrom aus Norwegen – verwerflich, Spekulationen an den Rohstoffbörsen – Böse.

Es war ein Vormittag gegenseitiger Liebe und Harmonie. Einzig der IGBCE Bezirksleiter Bodo Wilms hat es geschafft außerhalb von Plattitüden, gewerkschafts-politische Positionen zumindest anzureissen.

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