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Der Mann hinter den Helden in Duisburg – Martin Murrack im Interview

Im linken Flügel des Duisburger Rathauses hat er sein Büro. Der Mann, der die Finanzen der Stadt im Griff hat. Martin Murrack ist sein Name. Stadtkämmerer, war Dezernent für Personal, Organisation, Digitalisierung und bezirkliche Angelegenheiten. Nun Stadtdirektor und Stadtkämmerer im Dezernat für Finanzen, Beteiligungen und Digitalisierung. Zuständig für Wahlen und Hochschulangelegenheiten und seit einigen Wochen nun auch der Leiter des Corona-Krisenstabs dieser Stadt. Ein Allrounder, wie man erkennen kann. Ein Zugewinn für diese Stadt. Als er sich 2018 in unserer Stadt bewarb, musste man nicht lange überlegen um diese Personalie sprichwörtlich aufs Boot zu holen. Seine Vita weist unter anderem Stationen in der Unternehmensberatung auf. Sein Steckenpferd – die Digitalisierung. Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihm mit dem Projekt „Smart City“ die Start näher an die Zukunft heran zu führen. In unserem persönlichen Interview äußert er sich über seine weiteren Pläne, welche Chancen und Potentiale in dieser Stadt stecken und über die aktuelle Lage in der Corona-Krise.

XN: Seit Jahren spricht man in Duisburg von der „Altschuldenlösung“. Doch was genau zählt zu den Altschulden der Stadt Duisburg?

Martin Murrack: Wir haben in Duisburg sogenannte Kassenkredite in Höhe von rund 1,2 – 1,3 Milliarden Euro. Das sind Kredite, die nicht für Investitionen aufgenommen wurden, sondern für den „alltäglichen“ Gebrauch. Wir stehen „nur“ noch bei 1,3 Milliarden. Vor 5 Jahren standen wir noch bei 1,8 Milliarden und haben somit schon 500 Millionen Euro abgetragen und einen großen Schritt in die richtige Richtung getan. Das Problem bei den Kassenkrediten ist: Wenn wir ein Unternehmen wären, dann wären wir bilanziell überschuldet.

Wir haben negatives Eigenkapital. Das führt dazu: Wenn wir einen positiven Jahresabschluss haben, also am Jahresende Geld übrig ist, muss das erwirtschaftete Geld in die Schuldentilgung gesteckt werden. Das ist auch vernünftig. Aber so können wir keine Rücklagen bilden.

Andere, wohlhabendere Kommunen können diese Gelder für schlechte Zeiten zur Seite legen.

Und auch Duisburg muss, um wieder handlungsfähig zu werden, von diesem Schuldenberg herunter.“

XN: Duisburg steckt seit 40 Jahren im Strukturwandel. Millionen, wenn nicht Milliarden Euro sind bereits in diese Stadt geflossen. Trotzdem gilt Duisburg als eines der Schlusslichter im Ruhrgebiet. Im Gegensatz zu anderen Städten hat Duisburg mit dem Hafen, LogPort, der Industrie und Vielem mehr eine exzellente Lage in Europa. Was ist falsch gelaufen, dass Duisburg den Turn-Around nicht ganz geschafft hat und wie sind Ihre Vorstellungen, dass Duisburg den Strukturwandel endlich bewältigt?

Martin Murrack: Ich sehe uns nicht als Schlusslicht. Wir haben den Strukturwandel in dieser Stadt durchaus erfolgreich gestaltet.

Es gibt andere Kommunen hier im Ruhrgebiet, die pro Kopf eine deutlich höhere Verschuldung haben als Duisburg. Das heißt, dass wir hier Vieles richtig gemacht haben dafür, das wir aus einer Monostruktur kommen, also mehr oder weniger komplett vom Stahl abhängig waren.

Mittlerweile gibt es in der Stadt einen gesunden Branchen-Mix, somit auch eine breitere Basis für die Gewerbesteuereinnahmen.

Unter anderem haben wir viele gesunde Unternehmen, die in Duisburg ein zu Hause gefunden haben. Somit wurden auch viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Insofern ist die Tendenz Duisburgs durchweg positiv zu betrachten. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und Zahlen heraus gesucht.

Nachweislich sind nicht nur Milliarden nach Duisburg geflossen, sondern auch Milliarden aus Duisburg heraus geflossen. Wir haben seit 1991 in Summe 551 Millionen Euro in den Aufbau Ost gesteckt; da diese Zahlungen weitgehend mit Kassenkrediten finanziert werden mussten, kommen noch 196 Mio. € an Zinsen hinzu, so dass Duisburg insgesamt 742 Millionen für den Aufbau Ost gezahlt hat. Hier ist originäres Duisburger Geld in den Aufbau der neuen Bundesländer geflossen.

Unter anderem gibt es auch zahlreiche Bundesleistungen, die wir zu erbringen haben.  Als Beispiel kann ich hier die Kosten der Unterkunft nennen. In den letzten 10 Jahren haben wir über 2 Milliarden Euro originäres Geld aus Duisburg zur Verfügung gestellt, obwohl das eine bundesgesetzliche Leistung ist.

Das sind nun Mittel, die wir nicht mehr zu 50 Prozent, sondern zu 75 Prozent vom Bund erstattet bekommen.

Doch in den letzten 10 Jahren waren das 2 Milliarden Euro, die wir selber übernehmen mussten.

Daran kann man erkennen: Wenn das vernünftig ausfinanziert gewesen wäre, hätten wir 2 Milliarden Euro mehr zur Verfügung gehabt.

Hier hätte der Bund nur sagen müssen: „Ihr bekommt nun eine Aufgabe von uns und erhaltet dafür das Geld, dann hätten wir dieses Geld unsere Infrastruktur, die Kitas, Schulen, Parks usw. stecken können. Aus diesem Grunde reagiere ich auch ein wenig allergisch drauf, wenn man behauptet, dass Duisburg hier den Anschluss verschlafen habe.

Ich glaube, dass hier Vieles richtig gemacht worden ist.

Wenn man sich genauer anschaut, welche Perspektiven wir haben, mit der Duisburger Freiheit, mit Wedau und vielen anderen Stadtentwicklungsprojekten, geht es uns sehr gut. Andere Städte im Ruhrgebiet würden sich die Finger danach lecken, wenn sie solche Perspektiven hätten.

Das Interesse an diesen Flächen, sowohl für Wohnungsbau, als auch für Gewerbeflächen sind trotz Corona ungebrochen und werden sich auch ein Stück weit positiv entwickeln.“

Uferblick am Nachmittag

XN: Stichwort attraktiver Wohnbau. In Hochfeld laufen bereits die Abrissarbeiten für das neue Wohnviertel „RheinOrt“. Ist dort hochwertiges Wohnen geplant oder auch Sozialwohnungsbau?

Martin Murrack: Das gilt auch für Wedau. Wir machen nicht nur hochwertigen Wohnbau. Wir versuchen eine vernünftige Mischung hin zu bekommen.

Nur geförderten Wohnungsbau halte auch ich für falsch. Eine gesunde Mischung dort unter zu bringen halte ich durchaus für sinnvoll.

Ich gehe davon aus, dass wir auch bei RheinOrt einen fairen Anteil an geförderten Wohnungsbau haben werden.

Das haben wir auch in Wedau vor. Wir setzen von daher nicht nur auf hochwertigen Wohnungsbau. Geförderter Wohnbau findet in all unseren Großprojekten eine entsprechende Berücksichtigung.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf die Altschulden zurückkommen:

Wir haben jetzt vom Bund das Konjunkturpaket bekommen, in dem auch ursprünglich gefordert war, dass es eine Altschuldenlösung für die Kommunen geben soll. Dass das jetzt nicht der Fall ist, ist auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite ist das keine Absage an die Altschuldenlösung.

Union/SPD im Bund haben gesagt, dass es ein Thema in einigen Bundesländern sei. Somit ist es die Aufgabe der Länder sich um dieses Thema zu kümmern. Das ist auch richtig.

Armin Laschet sagte, in dieser Angelegenheit muss sich der Bund bewegen und mitteilen, was dieser vorhabe. Dann könne er auch in Nordrhein-Westfalen nachlegen.

Ina Scharrenbach sagte, dass es eine Altschuldenlösung für die Kommunen geben wird. Mich hat letzte Woche eine Aussage aus der CDU-Fraktion im Landtag irritiert, dass das Thema Altschulden in NRW kein Problem sei.

Ich habe grad noch von der bilanziellen Überschuldung gesprochen.

Wenn wir jetzt die Gunst der Stunde des Niedrigzinses nicht nutzen, um hier für die Kommunen im Ruhrgebiet eine Altschuldenentlastung zu bekommen, wird der Unterschied zwischen den armen und den reichen Kommunen immer weiter wachsen.

Die reichen Kommunen werden dazu in der Lage sein mit den zusätzlichen Geldern, die sie aus Berlin erhalten werden, dieses zu investieren. Sie können attraktiver werden, ihre Gewerbesteuer, Grundsteuer und KiTa-Gebühren senken.

Wir als Duisburg und andere überschuldete Städte hingegen müssen das Geld, welches wir erhalten werden, solange in die Schuldentilgung stecken müssen, bis wir nicht mehr überschuldet sind.

Erst dann werden wir in der Lage sein, die dringend notwendigen Schritte einzuleiten.

Aus diesen genannten Gründen kämpfen wir auch auf allen Ebenen für die Altschuldenlösung des Landes.

Ich bin der Meinung, dass es eine ziemliche Ungerechtigkeit wäre, wenn das nicht kommen würde.

In dem zuvor genannten Beispiel erkennt man, dass es keine selbstverschuldeten Schulden sind, sondern ein Großteil der Schulden sind aufgekommen, da wir bundesgesetzliche Leistungen ohne auskömmliche Finanzierung erbringen mussten.“

XN: Ein Mindestlohn von 12 Euro in allen mit der Stadt verbundenen Unternehmen war vor kurzem Thema im SPD Unterbezirksvorstand. Obwohl die 12 Euro eine Forderung von Bundes -und Land SPD sind, wurde der Punkt vertagt. Haben Sie dazu Informationen?

Martin Murrack: „Ich weiß, dass dieser Punkt innerhalb der Duisburger SPD diskutiert wird.

Es ist ja eine generelle Forderung der SPD sich für die 12 Euro Mindestlohn einzusetzen. Als für die Beteiligungsunternehmen der Stadt zuständiger Dezernent kann ich sagen, dass ich mich freuen würde, wenn der bundesweite Mindestlohn in Höhe von 12 Euro kommen würde.

Großteils zahlen wir schon jetzt mindestens den neu geforderten Mindestlohn von 12.-/Stunde – fast ausschließlich sogar Tariflohn.

Im Augenblick haben wir deshalb einen leichten Wettbewerbs-Nachteil-

Andere Unternehmer, die einen niedrigeren Lohn zahlen und deshalb vermeintlich wettbewerbsfähiger sind, haben aktuell einen Vorteil.

Ich würde mich daher über den allgemeinen Mindestlohn von 12 Euro freuen.

Damit würden wir mit unseren kommunalen Unternehmen wieder wettbewerbsfähiger werden.

Somit sperre ich mich auch nicht vor dieser Diskussion. Das würde sich sogar eher positiv auf Duisburg auswirken.“

XN: Sie haben diese Stadt im Bereich der Digitalisierung einen ganz weiten Schritt nach vorne gebracht, ein

Stadtdirektor Martin Murrack, Philipp Zimmermann von der Initiative Smart Parking e.V., Oberbürgermeister Sören Link

solides Grundgerüst aufgebaut. In welchen Bereichen sehen Sie noch dringenden Handlungsbedarf? Wie sehen Sie die Umsetzung und Finanzierung? Woran könnten die Umsetzungen im worst case scheitern? In welchen Bereichen sehen Sie die Stadt benachteiligt?

Martin Murrack: Ich glaube, dass die deutschen Städte in Summe den Bereich der Digitalisierung im Vergleich zu den skandinavischen Ländern, den Niederlanden, Frankreich, China und den USA 10-15 Jahre verschlafen haben.

Das haben nicht die Kommunen zu verantworten.

Dort wo Digitalisierung in der Verwaltung gut funktioniert hat, gab es zentrale Entscheidungen der jeweiligen staatlichen Ebene, die Digitalisierung voran zu bringen.

Das war zum Beispiel der Fall in Dänemark, mit der Einführung des Bürgerkontos.

Jeder Bürger bekommt dort einen zentralen Zugang über den sämtliche Kommunikation mit dem Bürger stattfindet.

Egal, ob Angelegenheiten der Krankenkasse, der Gemeinde oder Steuerverwaltung sind. Diese Weichenstellung hat es in Deutschland nie gegeben.

Weder auf Bundes- noch auf Landesebene.

Aus diesem Grunde sind nun alle Kommunen gefordert, ihre Digitalisierung dezentral voran zu bringen. Jeder, der sich mit Digitalisierung auskennt, weiß, dass eine Dezentralisierung ohne vorgegebene Standards eher schwierig ist.

Wir geben ganz viel Geld an verschiedenen Stellen aus, um ähnliche Prozesse und Strukturen aufzubauen.

Wir müssen uns in Duisburg, was dieses Thema angeht, nicht verstecken.

Wir haben in Sachen Digitalisierung einen guten Ansatz gewählt.

Wir werden in diesem Jahr noch das Duisburger Serviceportal veröffentlichen, in dem Duisburgerinnen und Duisburger Dienstleistungen online erledigen können, wie zum Beispiel Anwohnerparken.

Man legitimiert sich online und kann auch auf dem digitalen Weg bezahlen und sich zu Hause seine Parkberechtigung ausdrucken, ohne im Amt vorzusprechen.

Unter anderem werden auch Formulare online gestellt, die man sofort online ausfüllen kann, ohne vorheriges lästiges ausdrucken.

In diesem Punkt sind wir ganz gut aufgestellt.

Das Thema Finanzen ist nicht immer einfach, wenn es um Digitalisierung geht. Digitalisierung kostet grundsätzlich im ersten Schritt Geld und bringt erst im Nachgang Einsparungen mit sich.

Ich habe mal mutig gesagt, dass bisher keine gute Idee in Duisburg, seitdem ich hier bin, an der Finanzierung gescheitert ist.

Das liegt aber auch daran: Ich bin der Meinung, dass sich gute Ideen schon darin auszeichnen, dass man ganz klar erkennt, in welchem Zeitraum sie sich refinanzieren. Wann stellt sich der Vorteil ein?

Dieser kann sich nicht nur im monetären Bereich zeigen, sondern auch ein Vorteil der Bürger und auch der Mitarbeiter sein.

Perspektivisch wird es so auch ein Vorteil für die Finanzen der Stadt.

Auch die Einrichtung eines Serviceportals kostet Geld, ist aber eine durchaus sinnvolle Investition.

In welchen Bereichen ich die Stadt benachteiligt sehe, ist wieder ein schöner Bogen zur Altschuldenfrage.

Eine Stadt wie Monheim hat das 10-fache an Budget pro Bürger zur Verfügung.

Das im Übrigen zu Lasten aller andern Kommunen, weil mit dem Gewerbesteuer-Dumping nicht mit fairen Karten gespielt wird.

Diese Stadt kann sich in Sachen Digitalisierung weitaus mehr leisten als unsere Stadt.

Wir müssen jeden Euro zweimal umdrehen. Wir müssen besonders stark prüfen, ob eine Investition wirklich sinnvoll ist.

Im Endeffekt führt das auch zu besseren Lösungen, da man nicht leichtfertig mit dem Geld umgeht.

Man prüft die Kriterien besser.

Solche Kommunen wie Monheim haben es aber einfacher. So haben siez.B. auch selbstfahrende Busse eingeführt. Diese hätte ich in Duisburg auch gerne. Doch diese Investition ist mir zu teuer und auch zu waghalsig.

Der Monheimer Bürgermeister war der erste, der Gewerbesteuer-Dumping eingeführt hat. Wenn es einer macht, ist es auf den ersten Blick clever. Machen es alle, hat es zur Folge, dass das Milliarden an Gewerbesteuer-Einnahmen vernichtet.

Ich muss als Großstadt mehr Kultur, mehr ÖPNV, mehr Kitas usw. zur Verfügung stellen als eine kleine Stadt wie Monheim.

Wie gerade gesagt: Der erste, der ein solches Steuer-Dumping anbietet, hat Glück. Beim Zweiten könnte es auch noch funktionieren. Macht das System aber Schule, bin ich mir sicher, dass wir nicht das dreifache an Gewerbesteuer einnehmen werden.

So viele neuen Unternehmen werden sich hier nicht neu ansiedeln. Dieses Modell ist irgendwann tot.

Mir wäre lieber, wenn wir abgestimmt im Konzert der Kommunen agieren würden und nicht egoistisch mit solchen Aktionen vorpreschen. Doch in diesem Fall ist es leider zu spät.“

Quelle: Stadt Duisburg

XN: Sie sagten, das die Bürger künftig eigenständig ihre Angelegenheiten online erledigen können. Hat dies nicht auch enorme Einwirkungen auf das städtische Personal? Stichwort Stelleneinsparungen?

Martin Murrack: Am Anfang gab es unter anderem eine gewisse Skepsis auch von Seiten des Personalrates. Dort kam auch der Vorwurf auf: „Ihr macht doch nur Digitalisierung um Geld und Personal einsparen zu können“.

Ich denke mal, wir haben mittlerweile bewiesen, dass das nicht der Fall ist.

Wir werden in Zukunft Probleme eher haben, die Stellen mit dem guten Personal zu besetzen, welches wir benötigen.

Bereits heute ist es schon so, dass wir einen Mangel an gut  ausgebildetem Personal haben.

Wenn wir Stellen ausschreiben, können wir uns nicht mehr aus 10 Bewerbern Jemanden heraus suchen.

Wir müssen mittlerweile wirklich kämpfen um gute Leute zu bekommen.

Ich bin davon überzeugt, dass wir jeden Beschäftigten in dieser Stadt für sinnvolle Arbeiten einsetzen können.

Wir haben zahlreiche Bereiche, vor allem im Kinder- und Jugendbereich, in denen wir gute Kolleginnen und Kollegen brauchen, die sich auch um menschliche Bedürfnisse in dieser Stadt kümmert.

Wir haben bewiesen, dass wir Personal nicht abbauen wollen, sondern das gute Personal, welches wir haben, sinnvoller und gewinnbringender einzusetzen gedenken.

Ich mache mir eher Sorgen darum, das wir in Zukunft nicht genügend Personal bekommen werden, für die Aufgaben, die anstehen. Aus diesem Grunde müssen wir zusehen, dass das, was automatisierbar zu machen ist, auch automatisiert wird.

Dieses wird allerdings noch einige Jahre dauern.“

XN: Sie geben beim Thema Digitalisierung der Stadt ein enormes Tempo vor. Viele Menschen tun sich schwer mit den neuen Medien. Vor allem Ältere. Wie nehmen ältere Mitarbeiter diesen technischen Fortschritt innerhalb der Stadtverwaltung an? Werden diese auf die Veränderungen geschult?

Martin Murrack: Ich habe festgestellt, dass Freude und Skepsis an Neuerungen der Technologie nichts mit dem Alter zu tun hat.

Seit 3 Jahren haben wir Zukunftswerkstätten, zu denen wir Mitarbeiter einladen, an Zukunftsthemen gemeinsam zu arbeiten.

Vom einfachen Sachbearbeiter über den fast fertigen Azubi bis hin zum Abteilungsleiter und Fast-Rentner ist alles dabei.

Es gibt viele hoch motivierte Kolleginnen und Kollegen auf allen Ebenen. Wie in normalen Unternehmen hat man etwa 20 %, die begeisterungsfreudig sind. Die treiben an.

Es gibt 20 % die innerlich gekündigt haben.

In der Mitte gibt es den Bereich der Unentschlossenen.

Wenn man es dann schafft, dass die 20 % Begeisterten Andere beginnen zu motivieren, dann habe ich die Chance den ganzen Apparat in Richtung Veränderungsbereitschaft zu bewegen.

Durch die Zukunftswerkstätten haben wir hier schon einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet.

Es werden immer mehr Änderungsvorschläge eingereicht. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass die Mitarbeiter verstehen, dass es sich lohnt Ideen zu äußern.

Das ist mir extrem wichtig.

Denn: Die guten Ideen kommen nicht von externen Beratern, nicht von der Führungsspitze sondern von den eigenen Mitarbeitern, die vor Ort mit den Problemen umgehen müssen. Und genau Diese müssen wir wach kitzeln, damit sie überlegen, wie man bestimmte Prozesse verbessern kann.“

Helios Klinikum in Beeckerwerth, Corona-Behelfsklinik

XN: Zum Thema Corona-Nothilfe. Es wurde darüber berichtet, dass es die Bilanzierungshilfe für coronabedingte Lasten gibt, die auf ein Sonderkonto verbucht werden können und ab 2025 auf 50 Jahre abschreibbar werden. Dies ist doch eine weitere Form der Verschuldung und in einigen Jahren wird man auch hier von „Altschulden“ sprechen. Ist dies nicht ein Teufelskreis, aus dem diese Stadt irgendwie nicht heraus zu kommen scheint?

Martin Murrack: Ja, definitiv. Aus diesem Grunde brauchen wir auch die Altschuldenlösung für die Kommunen.

Diese Bilanzierungshilfe, wir können auch von einem Bilanzierungs-Trick reden, hilft uns zumindest in diesem Jahr den Haushalt planmäßig abzuschließen.

Wir tun damit nichts anderes als die Steuermindereinnahmen und Mehrausgaben zu separieren um diese dann ab 2025 auf 50 Jahre abzuschreiben.

Damit lösen die Kommunen ihr Problem „selbst“.

Es ist jetzt Aufgabe des Landes hier ganz klar zu helfen. In Sachen Corona machen wir einen super Job. Nicht nur in Duisburg, sondern auch in anderen Kommunen wird hervorragendes geleistet.

Genau das kann nicht zu unserem finanziellen Nachteil ausgelegt werden, obwohl das Krisenmanagement der Kommune erfolgreich für Bund und Land tätig ist.

Aus diesem Grunde muss es eine Lösung für die Altschulden-Problematik und der anfallenden Corona-Kosten vom Land geben, damit wir nicht alleine auf den Kosten sitzen bleiben.“

XN: Diese Stadt erhält zahlreiche externe Hilfen. Sehen Sie in dieser Stadt irgendwelche Ressourcen, die es dieser Stadt ermöglichen sich selbst finanziell zu behelfen? Sehen Sie irgendwelche Potentiale? Stichwort Haushaltsausgleich?

Martin Murrack: Ich glaube, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben mit der Ausweitung neuer Wohn- und Gewerbeflächen genau der Richtige ist.

Wir haben es in den letzten Jahren in Duisburg durchaus mit einer positiven Entwicklung zu tun.

Wir wissen, dass es Gewerbebetriebe gibt, die sich vergrößern wollen und es gibt Familien, die attraktiven Wohnraum suchen.

Auch wir entwickeln uns in diese Richtung weiter, um die finanzielle Stärke der Stadt Duisburg weiter zu entwickeln.

So werden wir auch aus eigener Kraft noch stärker werden.

Die strukturelle Ungleichheit zwischen den armen und reichen Kommunen muss abgestellt werden. Ein Weg ist hierbei bei Altschulden-Regelung. Dann wären auch wir wieder in der Lage die Gewerbe- und Grundsteuer zu senken, um den Standort Duisburg attraktiver machen zu können.

Das Ziel dorthin ist ganz klar. : Wir wollen ein attraktiver Standort für Bürgerinnen, Bürger und für Gewerbetreibende sein. Mit dieser Philosophie wollen wir als Stadt weiter wachsen.

Ich denke, dass wir hierbei mit 6 Seen- Wedau, der Duisburger Freiheit, dem Angerbogen, dem Mercator-Quartier , Rheinort, dem Barbaraviertel, Friedrichpark, Logport6 und vielen weiteren angeschobenen Maßnahmen durchaus auf einem guten Weg sind.“

XN: Sie haben jetzt nur weitestgehend die „attraktiven“ Stadtteile aufgezählt.

Martin Murrack: Es ist wichtig, dass wir die bereits wohnlich und ökonomisch attraktiven Standorte weiter entwickeln.

Dass, was wir in Zusammenarbeit mit der GEBAG mit den in Duisburg befindlichen Schrottimmobilien und den weißen Riesen machen, ist ebenfalls eine Standort-Aufwertung.

Wenn wir das Eine nicht machen, haben wir irgendwann nicht mehr die finanziellen Möglichkeiten, um das Andere zu berücksichtigen. Ich denke, es ist wichtig Beides nicht aus den Augen zu verlieren.“

XN: In Stadtteilen wie zum Beispiel Marxloh gibt es momentan die Problematik der Clan-Kriminalität. Wie wollen Sie solche „Problem-Viertel“ wieder attraktiv machen?

Martin Murrack: „Man sollte auf diese schwarz-weiß Bilder nicht rein fallen.

Claus Krönke (Bezirkspolitiker im Bezirk Hamborn)  ist für mich hier eines der besten Beispiele, wie man den Stadtteil richtig einordnet.

Marxloh ist einer der schönsten Stadtteile, den Duisburg zu bieten hat.

Man muss nur genau und ohne Vorbehalte hinschauen.

Ich bin mir auch sicher, dass es in Marxloh viele Menschen gibt, die diesen Stadtteil weiter entwickeln wollen und auch weiter entwickeln werden.

Dass wir als Stadt weiterhin Schrottimmobilien aufkaufen, sanieren, abreißen oder neu bauen und damit attraktiven Wohnraum schaffen gehört ebenso dazu.

Das ist genau der richtige Weg,- und es ist auch der richtige Weg hierbei an Menschen heran zu treten, die sich nicht an Regeln halten

Dazu gehört, dass wir mit mehr städtischen Personal vor Ort sind um für Recht und Ordnung zu sorgen. Das ist richtig und auch wichtig.

Wir setzen hier entsprechende Schwerpunkte.

Es ist durchaus möglich dort attraktiven Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig gegen Diejenigen vor zu gehen, die sich nicht an gewisse Regelungen halten.

Ich glaube, das wird auf Dauer helfen, diesen Stadtteil ein Stück weiter zu festigen.“

XN: Wie kam es überhaupt dazu, sich beruflich in dieser Stadt zu engagieren? Sie haben so viele spannende Stationen in Ihrem Lebenslauf aufzuweisen. Die Aufregendste war doch garantiert die des persönlichen Referenten des ehemaligen NRW-Finanzministers Norbert Walter-Borjans. Sie waren doch garantiert an der Beschaffung der berühmten Steuer-CD´s beteiligt. Staatskanzlei, NRW-Bank. Man merkt, Sie suchen die Herausforderung. Warum Duisburg?

Martin Murrack: Natürlich war es spannend für Norbert Walter-Borjans tätig zu sein.

Ich war nicht direkt am Ankauf der Steuer-CDs beteiligt. Das haben schon die Kollegen der Steuerfahndung erledigt.

Ich war nur im Umfeld mit dabei. Gerade bei den strategischen Überlegungen dabei gewesen zu sein und intensiv auf das Thema Steuergerechtigkeit einzustellen war in der Tat für NRW und auch Deutschland eine wichtige Entscheidung.

Man kann mit Fug und Recht sagen, das Uli Hoeness nicht ohne Walter-Borjans ins Gefängnis gegangen wäre.

Hier haben wir schon für einen erheblichen Beitrag zur Steuergerechtigkeit gesorgt. Doch alles hat seine Zeit und es ist spannend hinter einem solchen Mann zu stehen und unterstützen zu dürfen.

Noch spannender ist es, die Verantwortung für einen eigenen Bereich zu übernehmen.

Als ich bei der NRW-Bank war und den Anruf erhielt, dass in Duisburg jemand gesucht wird, der für die Digitalisierung, Personal und Organisation zuständig wäre, wusste ich zuvor, was in den nächsten Jahren an Digitalisierung in den Kommunen ansteht.

Vor allem in der Kombination mit Personal und Organisation habe ich überlegt mich zu bewerben.

Für gewöhnlich habe ich einen guten Schlaf, doch als ich diese Nachricht bekam, habe ich die ganze Nacht wach gelegen.

Als mir morgens dann auf fiel, dass ich keinen Gedanken daran verschwendet habe, ob ich es machen soll, sondern nur über all die anstehenden Themen sinnierte…. was es für mich alles mit zu gestalten und entwickeln gäbe…. sagte ich zu meiner Frau, dass ich ganz gerne meine Lebenszeit–Verbeamtung in NRW an den Nagel hängen würde und mich auf das Abenteuer eines Wahlamtes in Duisburg einlassen will.

Trotz geringerer Bezahlung.

Sie sagte nur, dass es eh nichts bringen würde mich davon abzubringen also, solle ich es machen.

Ich habe es bis jetzt auch keine Sekunde bereut.

Das, was man hier in Duisburg bewegen kann ist wirklich beeindruckend.

Ich würde auf keine Abteilungsleiterebene im Land zurückgehen wollen.

Das, was man in meiner jetzigen Funktion bewegen, entscheiden und auch voran bringen kann in dieser Stadt sucht Seinesgleichen.

Ich habe von Anfang an aus meiner Sicht heraus gesagt, dass diese Stadt zahlreiche Perspektiven hat.

Diese Perspektiven ein Stück weit in die richtige Richtung zu begleiten ist eine tolle Aufgabe.

Es ist eine Herausforderung und da lohnt es sich auch für zu kämpfen.“

XN: Also haben Sie an ihrem 1. Arbeitstag mit OB Link zusammen gesessen und erstmal die Hände über den Kopf zusammen geschlagen, als sie sahen, was alles anzupacken sei?

Martin Murrack: Ganz im Gegenteil. Wir haben in der Tat Herausforderungen und Baustellen.

Ich bin aber auch froh darüber eine verlässliche Truppe zu haben, die mit mir an den Baustellen und Lösungen arbeitet.

Wenn ich Morgen einen Anruf aus Düsseldorf oder Monheim erhalten würde um für mehr Geld den gleichen Job zu machen, würde ich es nicht machen.

Gerade die pragmatische Duisburger Herangehensweise, die wir hier an vielen Stellen haben, schätze ich sehr.

Aus diesem Grunde fühle ich mich hier sehr wohl.“

XN: Was war für Sie hier die schlimmste Aufgabe aus Ihrer Sicht?

Duisburger Rathaus

Martin Murrack: Was ich am Anfang wirklich schlimm fand?

Ich habe mit vielen Leuten geredet. Es ging um Innovationskultur und Vorschläge.

Wir hatten hier mal ein Großprojekt, welches „MOVE“ hieß.

Abkürzung für „Mitarbeiter organisieren Verwaltungsentwicklung“. Es war ein riesiger Prozess, der seiner Zeit unter Frau Oberbürgermeisterin Zieling aufgesetzt wurde.

Dieser wurde irgendwann sang- und klanglos eingestampft.

Es gab unzählige gute Ideen, doch keine Einzige wurde umgesetzt.

Dann gab es in einem meiner Bereiche auch das Thema „Ideen-Management“.

Ach ja, super. Welche Ideen gibt es denn so? Welche wurden denn umgesetzt? Fragte ich.

Darauf hin folgte die erschütternde Antwort: „Keine“. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich! – Wenn keine Ideen umgesetzt werden, dann stimmen irgendwelche Kriterien nicht, oder die Mitarbeiter wurden nicht ernst genommen.

An dem Punkt war ich schon etwas erschüttert.

Um so positiver war dann der Effekt, als wir angefangen haben, die Leute wach zu kitzeln. Wir haben ihnen mitgeteilt, dass wir ihre Ideen verwirklichen wollen und dazu bereit sind, diese auch umzusetzen.

Wir waren überrascht, welch unglaubliche Kreativität und Leistungsbereitschaft aufkam. Sowas ist beeindruckend.“

XN: Haben Sie mal darüber nachgedacht, ein solches Ideen-Management mit einem Bonus zu verknüpfen?

Martin Murrack: Ja, haben wir.

Darüber haben wir erst kürzlich noch diskutiert. Ich denke aber, dass die Mitarbeiter es nicht des Geldes wegen machen.

Das alte Modell war ein Bonus-Modell. Viel gewinnbringender ist es für den Mitarbeiter, angehört zu werden. Ihm oder ihr die Möglichkeit eröffnet wird, Ideen vorbringen zu dürfen.

Mitarbeiter machen es nicht um Geld dafür zu erhalten, sondern weil sie davon überzeugt sind, eine gute Idee umsetzen zu können.

Eine gute Idee zu haben, für die man ein paar hundert Euro erhält die dann nicht umgesetzt wird ist schlechter, als eine gute Idee, für die man kein Geld erhält, umgesetzt zu sehen.

Der Antrieb ist es nicht zusätzliches Geld zu verdienen, sondern diese Stadt und ihre Strukturen weiter entwickeln zu wollen.

In diesen Zukunftswerkstätten, die wir hatten sind wirklich tolle Ideen entstanden. Diejenigen, die wirklich gute Ansätze lieferten, ließen wir nicht die Hände in den Schoss legen und abwarten.

Diejenigen, die die Idee hatten, mussten auch zusehen, dass ihre Ideen umgesetzt oder zumindest angeschoben werden.

Es gibt tatsächlich schon einige Ideen, die sich in der Umsetzungsphase befinden.

XN: Aus welchem Grund hat man Sie zum Leiter des Corona-Krisenstabs in Duisburg ernannt?

Martin Murrack: 13 Wochen lang hatte Ralf Krumpholz diese aufzehrende Position inne.

Es war in der Tat Zeit für einen Wechsel. Er hat verdammt gute Arbeit geleistet.

Ich habe in keinster Weise seine strategischen Ausrichtungen im Krisenstab verändert, sondern diesen in ähnlicher Weise weiter fortgeführt.

Wir befinden uns in der nächsten Phase der Krise: Von einer Adhoc-Krise, in der wir die Strukturen erst aufbauen mussten sind wir jetzt in einem Modus, in dem wir uns darauf einstellen müssen, dass die Krise leider noch einige Monate wenn nicht sogar Jahre andauern wird.

Wir müssen zusehen, dass die Freiwilligen, die sich zum Kriseneinsatz gemeldet haben, sukzessive wieder an ihre eigentlichen Arbeitsbereiche zurück kehren dürfen.

Wir müssen zusehen, dass wir mit zusätzlichem Personal Spitzen abgefedert bekommen.

Oberbürgermeister Sören Link fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, diesen Part zu übernehmen.

So eine Krise ist auch immer eine Chance. Also habe ich zugesagt.

Das Schöne an dieser Krise ist, dass sie eine enorme Kreativität freigesetzt hat.

Wenn ich rückblickend sehe, was wir alles bisher in dieser Krise geleistet haben, also die Mitarbeiter der Feuerwehr, des Gesundheitsamtes und alle Helfer, bin ich überwältigt. Andere Kommunen haben aufgeschrien: „Wir haben keine Schutzkleidung, keinen Mundschutz, kein Desinfektionsmittel! Land und Bund, helft uns!“ – Was hat unsere Feuerwehr gemacht? Sie haben ihr eigenes Desinfektionsmittel hergestellt. Wir haben eigene Schutzkittel und Mund-Nase-Schutzmasken genäht – in einer unglaublichen Anzahl.

So etwas zu sehen und zu begleiten macht unglaublichen Spaß.

Hieran erkennt man auch, dass eine Stadt und ihre Verwaltung auch in der Krise funktioniert.

Ich habe mir zudem alle Bereiche angesehen und mit den Mitarbeitern vor Ort gesprochen.

Die Leistungsbereitschaft ist dort auch noch nach Monaten vorhanden – sogar an den Wochenenden oder nachts.

Diese Stadt durch die Krise zu begleiten ist eine durchaus tolle Erfahrung und ein Teil davon zu sein macht Spaß.

Ich mache nichts weiter, als die Kreativität der Krisenhelfer zu ermöglichen, indem man ihnen entsprechende Freiräume bietet.

Hut ab auch vor Allen anderen Corona-Betroffenen, vor allem in der Gastronomie oder anderer Branchen, die in dieser Krise Kreativität beweisen und sich nicht ihrem Schicksal überlassen haben.

Die zahlreichen Ideen, die in dieser Stadt aufgekommen sind, haben mich echt berührt. Ich finde, dass das Verständnis zum Lock-Down und der Hygienevorschriften von einem gigantischen Großteil der Duisburger Bevölkerung toll umgesetzt wurde.

Natürlich hat man unter den Einwohnern ein paar dabei, die das nicht verstehen können oder wollen.

Hier leisten wir vorbildliche Arbeit mit dem kommunalen Intergrationszentrum.

Wir versuchen in möglichst vielen Sprachen zu kommunizieren, um Alle zu erreichen. Wir arbeiten eng mit den Kulturvereinen zusammen, um Informationen weiter geben zu können.

Wir arbeiten mit Künstlern zusammen die auch Zugang zu uns unerreichbaren Bereichen haben.

Wir haben, wie auch andere Großstädte, Bevölkerungsgruppen, die man weder über klassische Medien, noch online erreicht, da es immer noch Sprachbarrieren gibt. Hier waren wir von Anfang an aktiv, um auch diese Menschen erreichen zu können.“

XN: Wie schaut es in dieser schweren Zeit mit der Versorgung der Obdachlosen aus? Jüngst gab es den Fall eines Verstorbenen in Marxloh.

Martin Murrack: Pater Oliver macht vor Ort einen guten Job.

Wir können als Großstadt nicht alle Probleme in allen Bereichen lösen.

Wenn wir Obdachlose haben, die Corona-gefährdet oder Corona-infiziert sind, haben wir natürlich Mechanismen, die sich um diese Menschen kümmern können.

Es gibt tolle Organisationen, mit denen ich auch schon zu tun hatte, die sich um die Verpflegung der Obdachlosen hier in Duisburg kümmern.

Wir sind sehr dankbar dafür, dass es so viele Vereine gibt, die sich in vorbildlicher Art und Weise darum kümmern.

Das Problem der Obdachlosigkeit haben wir leider in vielen Großstädten

Es ist ein Problem, welches wir nicht komplett lösen können und werden.

Es wird immer einen Obdachlosen-Anteil geben.

Ich habe dennoch das Gefühl: Wenn es gesundheitlichen Bedarf gibt, kriegen wir diesen abgedeckt .“

XN: Wo sehen Sie die Hot-Spots in dieser Stadt?

Martin Murrack: Ich sehe überhaupt Keine.

Die Ansteckungs – und Verdachtsfälle sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

Man könnte von gefährdeten und weniger gefährdeten Stadtteilen sprechen.

Wir sind auch weit davon entfernt – bei 150 Infizierten bei 500.000 Anwohnern – von Hotspots zu reden.

Demnach ist es alles andere als besorgniserregend in Duisburg.

Natürlich achten wir darauf, Seniorenzentren und Altenheime mehr zu beproben als es andere Kommunen machen.

Wir wollen gerade in diesen Bereichen Gewissheit darüber haben, dass sich das fiese Virus dort nicht festsetzt.

Wir haben es hier mit einer besonders gefährdeten Altersgruppe zu tun, für die dieses Virus besonders lebensbedrohlich werden kann.

Wir über 20.000 Menschen getestet. Ich halte es auch für richtig.

Wenn wir irgendwelche Infektionsherde haben, möchte ich diese erkennen, um sie schnell isolieren und eindämmen zu können.

Ich möchte in dieser Stadt keine -Verhältnisse wie in Rheda-Wiedenbrück haben.

Wir werden immer wieder lokale Herde entdecken, und werden diese auch weiterhin konsequent in Quarantäne

Ehemaliges Corona-Testzentrum am Stadion

schicken.“

XN: Wie oft wird das Testzentrum noch umziehen?

Martin Murrack: Ich hoffe, wir bleiben jetzt im TaM.

Es ist auch eine logistisch gute Lösung.

Selbst Wartende können sich unter den vorgegeben Hygienevorschriften mit Abstand im Gebäude aufhalten.

Ich hoffe, dass wir dort bis zum Ende der Krise bleiben können.“

Xtranews dankt Martin Murrack für das informative und erfrischende Gespräch.

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