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In Sachen Stecker: Muss ein Museumsleiter nun Finanzbeamter oder Künstler sein?

Eine Frage, die in der Debatte ums Lehmbruck gar nicht gestellt wird ist eine immens wichtige – und so wichtig nun das Geplänkel um Ausgaben oder Nicht-Ausgaben nun auch ist sollte scheint man sich in Duisburg wieder einer verpassten Chance zu nähern. Beziehungsweise stellt man sich gar nicht die Frage ob es für das kulturelle Klima der Stadt günstiger ist ein Team von Künstlern oder ein Team von Bewahrern im Museum zu haben – und man fragt sich, ob das Lachen und Drüberreden der Kunst in einem Museum nicht besser ist als das verstaubte Präsentieren von Beständen.

Dass auch ein Finanzbeamter kunstaffin sein kann bezweifle ich nicht. Allerdings steht der Begriff Finanzbeamter für mich für eine gewisse Spezies von Menschen, die das Museum selbst auf einen Sockel stellen und es zwar als Repräsentationsgut schätzen – aber ein Bild sollte man dann doch wohl lieber schweigend und anständig gekleidet genießen. Das Museum als hohes Bildungsideal, dessen Konsumenten anbetungswürdig und ehrfürchtig durch die Hallen wandern und allenfalls noch Schülergruppen akzeptieren, aber bitte dann nicht dann wenn man selbst lustwandeln möchte. Pst! Diese Mentalität ist immer noch vorhanden. Ein Museumsleiter nach dem Gefallen dieser Gruppe hätte wohl das Bestreben den Ruhm des Museums zu fördern, aber er hätte wohl bitte sehr doch keine Neuerungen einzuführen, schließlich habe man sowas ja noch nie gemacht und Stillstand ist ein angenehmer Zustand. Langeweile kann man auch pflegen.

Dies ist eine kurzfristige Sicht, denn – auch das eine Wahrheit, die unangenehm ist aber ausgesprochen werden muss – irgendwann müssen wir alle mal sterben und daher sind Kulturinstitutionen generell auf den Nachwuchs angewiesen. Nun kann man diesen entweder verschrecken oder man kann ihn begeistern. Wer die Mentalität eines Finanzbeamten mitbringt wird in der Regel eher das Erstere tun: Den Nachwuchs so abschrecken, dass der nicht wiederkommen möchte. Womit man vielleicht irgendwann mal ein Problem haben wird, denn wenn es nicht genügend Leute gibt die das Museum besuchen wird die Stadt über kurz oder lang sich fragen, warum man eigentlich das Gebäude betreibt. Nach den Orchesterschließungen im Lande sollte es nicht wundern wenn längst schon über Museumsschließungen debattiert wird.

Nun mag es sein, dass das buchhalterische Vorgehen für ein Museum wichtig ist – das ist nicht abzustreiten, man muss ja haushalten können. Man darf allerdings daran erinnern, dass die Frau auf dem Wagen damals auch für einige Diskussion gesorgt hat, weil man nun nicht EINE Skulptur aus den Staaten erwartete sondern mehrere – die 2,1 Millionen damals haben sich allerdings blendend ausbezahlt. Ein Finanzbeamter kann hervorragend mit Zahlen und Strukturen umgehen. Keine Frage. Nur: Würde so jemand 2014 in Duisburg das Lehmbruck-Museum führen wollen – und das ist offenbar ja durchaus gewollt? – wie würde sich das auf das Image der Stadt und des Museums auswirken? Fürs nächste Jahr werden sicherlich noch einige ihre Jahreskarte kaufen, aber ohne das Team, das jetzt da ist? Da würde mir persönlich wieder der Bezug verlorengehen, den Stecker und sein Team hergestellt haben. Zumal nun auch nicht sicher ist ob alle Angestellten bleiben.

Doch zurück zum Thema: Sind Künstler besser als Finanzbeamte dazu geeignet ein Museum zu führen? Sie bringen zumindest eine andere Art der Herangehensweise mit, sind offen für Ideen oder neue Konzepte und haben zumindest in den letzten zwei Jahren das geschafft, was das Museum am Ostwall in Dortmund bei der Eröffnung als Slogan präsentierte: „Das Museum als Kraftzentrale“. Als ein Ort, an dem man über Kunst reden kann auch ohne 8 Semester studiert zu haben. Ein Museum, dass sich der Stadt geöffnet hat. Das Impulse gegeben hat vielleicht auch andere Museen zu besuchen. Sicherlich ist es unkonventionell Punsch-Abende im Museum zu veranstalten – aber es funktioniert. Ich frage mich wieviele andere Museen es im Umkreis gibt, die eine solche Fangemeinde haben. Wer von der Finanzbeamten-Mentalität geprägt ist für den ist ein Museum eher notwendiges Übel als ein Ort an dem man Spaß haben kann. Und das ist enorm wichtig: Dass man Spaß hat oder zumindest Vergnügen. Sicherlich sollte man dann nicht die Bildung an sich vernachlässigen oder sich nur dem Spaß ergeben, aber sorry – „Schlag den Raab“ schaltet der Nachwuchs eher ein als ein Feature über Dürer…

Muss jemand in der obersten Position nun eher Finanbeamter oder Künstler sein? Vermutlich beides. Aber diese Kombination ist relativ selten in Deutschland. Jedoch: Museen sind keine Orte an denen Werke zum Sterben hingehen. Kunst lebt vom Gespräch. Nicht von der tabellarischen Darstellung von Zahlen, Daten und Fakten. Die Endfrage bleibt: Will diese Stadt erneut eine Chance verpassen?

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